WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 18/2016 - page 2

BUNDESPOLITIK
damit Wohnungsunternehmen – insbe-
sondere Vermietungsgenossenschaften –,
sich ebenfalls verstärkt für den Wohnungs-
bau engagieren können. Auch Ausbauten
von Dachgeschossen und Aufstockungen
von bestehenden Mietwohngebäuden
sollten wie bei Büroimmobilien ebenfalls
durch die Sonder-AfA förderbar werden.
Die Bundesregierung müsse nun jedoch
aufpassen, dass sie die geplanten Anreize
für den bezahlbaren Wohnungsbau nicht
gleich wieder durch überhöhte energeti-
sche Gebäudeanforderungen im Zuge der
Neukonzeption der Energieeinsparverord-
nung (EnEV) oder unsachgerechte Neure-
gelungen im Hinblick auf die derzeit in der
Diskussion stehenden Mietrechtsverschär-
fungen ausbremst.
(schi/burk)
Die Pressemitteilung des Bündnisses, die
dazugehörige Präsentation und das Fazit der
Verbände zum Download finden Sie unter die-
sem Kurz-Link:
Fortsetzung von Seite 1
Wohnungswirtschaft begrüßt Regelung zur Wohnortzuweisung
Berlin – „Mit dem Entwurf eines Integrationsgesetzes und den darin enthaltenden Regelungen über Wohnsitzzuweisun-
gen wird eine unserer wesentlichen Forderungen auf den Weg gebracht. Wir brauchen Wohnortzuweisungen, um die
Integration der nach Deutschland kommenden Menschen zu erleichtern und die Entstehung von sozialen Brennpunkten
gerade in Ballungsgebieten zu verhindern“, erklärte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungs-
wirtschaft GdW, zum neuen Referentenentwurf der Ministerien des Inneren und für Arbeit.
Der Entwurf sieht vor, dass bei wohnsitz-
zuweisenden Regelungen die persönli-
che Situation der Betroffenen berücksich-
tigt wird, Wohnortauflagen auf drei Jahre
begrenzt werden und diese nur Anwen-
dung für diejenigen finden, deren Rückkehr
in ihr Heimatland auf absehbare Zeit nicht
zu erwarten ist. „Damit ist der Entwurf eine
ausgewogene Beratungsgrundlage und mit
den Vorgaben des Europäischen Gerichts-
hofs über wohnortzuweisende Beschrän-
kungen vereinbar“, so der GdW-Chef.
Für eine erfolgreiche Integration seien aber
dringend weitere Anstrengungen notwen-
dig: „Die Bewältigung der Flüchtlingssitu-
ation ist eine langfristige nationale Auf-
gabe. Denn Integration findet nicht nur
im Bereich Arbeit und Bildung statt, son-
dern gerade auch in den Wohnquartieren“,
betonte Gedaschko. „Deshalb brauchen
wir eine möglichst flexible Ausgestaltung
des Programms Soziale Stadt, die über die
bisherige städtebauliche Gebietskulisse
hinausgehen kann und die Integration in
den Wohnquartieren stärkt. Gut funktio-
nierende Nachbarschaften sind Vorausset-
zung für eine erfolgreiche Integration der
Menschen in ihrer neuen Heimat“, so der
GdW-Präsident.
(burk/schi)
Bildung ist der entscheidende Faktor für eine gelungene Integration –
umfassender Sozialbericht erschienen
Wiesbaden/Berlin – Im Vergleich zu Menschen in Deutschland ohne Migrationshintergrund sind Migranten deutlich jün-
ger und öfter ledig. Zuwanderer in Deutschland sind auch geringer gebildet, seltener erwerbstätig, sie verdienen weni-
ger und sind eher von Armut bedroht. Das sind nur einige Ergebnisse des am 3. Mai 2016 veröffentlichten „Datenreports
2016 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland“. Herausgegeben wird dieser vom Statistischen Bundesamt,
der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Sozio-oekono-
mische Panel am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Er kombiniert Daten der amtlichen Statistik mit denen der
Sozialforschung und schafft ein umfassendes Bild der Lebensverhältnisse und der Einstellungen der Menschen.
Statistiker und Sozialforscher haben in dem
Werk Zahlen und Befunde zu wichtigen
Lebensbereichen zusammengestellt, unter
anderem auch zu Migration und Integra-
tion. Dabei haben sie festgestellt, dass es
große Unterschiede zwischen den Migran-
tengruppen gibt. Deutlich ist weiterhin der
Einfluss der Bildung. Auch für Migrantin-
nen und Migranten gilt: Mit höherem Bil-
dungsstand verbessern sich ihre Chancen
am Arbeitsmarkt, sie erzielen höhere Ein-
kommen und ihr Armutsrisiko sinkt.
Gut zwei Drittel der 15- bis 64-Jährigen
mit Migrationshintergrund waren 2014
erwerbstätig – 11 Prozent weniger als
in der Bevölkerung ohne Migrationshin-
tergrund. Berufliche Qualifikation und
Erwerbslosigkeit hängen eng zusammen.
Der Erwerbslosenanteil von Personen ohne
berufsqualifizierenden Abschluss lag in der
Bevölkerung mit Migrationshintergrund
bei 10 Prozent und ohne Migrationshin-
tergrund bei 11 Prozent. Mit steigender
beruflicher Qualifikation sinkt das Risiko
der Erwerbslosigkeit.
Bildung zahlt sich beim Einkommen
aus
Die Bedeutung von Bildung zeigt sich auch
beim Einkommen: 2014 verdienten Zuwan-
derer mit niedrigem Bildungsabschluss
272 Euro weniger als jene mit mittlerem
Abschluss, diese wiederum 683 Euro weni-
ger als solche mit hohem Abschluss. Bei
Menschen ohne Migrationshintergrund
betrugen die Unterschiede 311 Euro und
963 Euro.
Ältere Migranten besonders von
Armut betroffen
Zum ersten Mal berichtet der Datenreport
über die Lebenssituation älterer Migranten.
2013 waren 4,1 Millionen von ihnen min-
destens 50 Jahre alt. Die Lebensverhältnisse
dieser „Generation 50+“ sind stark durch
ihre Bildungs- und Ausbildungsbiografien
geprägt. Unter den älteren Migranten aus
Gastarbeiter-Anwerbeländern hatten fast
zwei Drittel keinen berufsqualifizierenden
Abschluss, nur 50 Prozent gehen noch
einer Beschäftigung nach. Über ein Viertel
bezieht bereits eine Rente, meist aufgrund
von Erwerbsunfähigkeit. Entsprechend
hoch ist die Armutsquote: Knapp ein Viertel
der 50- bis 64-Jährigen und gut ein Drittel
der über 65-Jährigen sind armutsgefährdet.
Damit ist ihr Armutsrisiko deutlich höher als
das der gleichaltrigen Bevölkerung ohne
Migrationshintergrund. Etwas besser ist
die Lebenssituation der älteren (Spät-)Aus-
siedler: Drei Viertel der 50- bis 64-Jährigen
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