WOHNUNGSPOLITISCHE_INFORMATIONEN_2015_32 - page 4

AUS DEN VERBÄNDEN
Bausenatoren in Bremen und Hamburg im Porträt
Hamburg/Bremen – In den beiden Hansestädten Hamburg und Bremen wurden in der ersten Jahreshälfte die Bürger­
schaften gewählt. In Bremen bleibt an der Spitze der Politikbereiche rund ums Wohnen und Bauen alles „beim Alten“,
Hamburg hat eine neue Bausenatorin. Die Amtsträger im Kurzporträt:
In der Freien Hansestadt Bremen wird Dr.
Joachim Lohse
(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
auch in der nächsten Legislaturperiode das
Ressort für Umwelt, Bau und Verkehr leiten.
Diesen Posten hat er seit Juni 2011 inne und
wurde im Juli 2015 erneut gewählt und ver-
eidigt. Der promovierte Geochemiker, Grün-
dungsgesellschafter und ehemaliges Mit-
glied der Geschäftsführung von Ökopol war
politisch zuvor als hauptamtlicher Stadtrat
und Dezernent für Verkehr, Umwelt, Stadt-
entwicklung und Bauen der Stadt Kassel
aktiv. Wie in Hamburg, wird auch in Bre-
men und Bremerhaven der Wohnungsneu-
bau von der Regierung vorangetrieben.
Die 1956 in Hamburg geborene Dr.
Doro­
thee Stapelfeldt
(SPD) ist bereits seit dem
15. April 2015 Senatorin für Stadtentwick-
lung und Wohnen in Hamburg. Von 2011
bis 2015 war sie zweite Bürgermeisterin
der Freien und Hansestadt und Präses der
Behörde für Wissenschaft und Forschung.
Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte,
der deutschen Literaturwissenschaft und
der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
wurde sie im Jahr 1989 zum Dr.phil pro-
moviert. Als Mitglied der Hamburgischen
Bürgerschaft zwischen 1986 und 2011
übernahm sie unter anderem das Amt
der Präsidentin (2000-2004) und die par-
lamentarische Geschäftsführung der SPD-
Fraktion (1997-2000). Mit dem Programm
„Mehr Zuhause. Für Hamburg“ setzt
sich die Senatorin für den Bau von 6.000
neuen Wohnungen pro Jahr ein. Davon sol-
len 2.000 geförderte Mietwohnungen für
Haushalte mit kleinen und mittleren Ein-
kommen sein.
(kön/schi)
Foto: Senat Bremen
Foto: SPD Hamburg
Dr. Dorothee
Stapelfeldt
– Senatorin
für Stadtent-
wicklung und
Wohnen in
Hamburg
Dr. Joachim
Lohse – Senator
für Umwelt, Bau
und Verkehr in
Bremen und Bre-
merhaven
Bezahlbares Wohnen: Kommunale Wohnungsunternehmen sind
wichtige Partner der Städte
München – Bezahlbare Wohnungen sind auf den Märkten der Ballungszentren nach wie vor Mangelware. Daran
haben auch Mietpreisbremse und Bestellerprinzip nichts geändert. Als natürliche Preisbremse funktionieren hingegen
die 740 kommunalen Wohnungsunternehmen in Deutschland. Über aktuelle Herausforderungen wie schrumpfende
Sozialwohnungsbestände, steigende Baukosten, die Unterbringung von Flüchtlingen und das altersgerechte Wohnen
diskutierten Vertreter der bayerischen Wohnungswirtschaft beim Forum kommunale Wohnungsunternehmen
am 21. Juli 2015.
740 kommunale Wohnungsunternehmen
gibt es derzeit in Deutschland, in Bay-
ern sind es 89. Mieter können bei diesen
Unternehmen in den bayerischen Städten
für durchschnittlich 5,75 Euro pro Qua-
dratmeter wohnen. „Das Hauptziel der
kommunalen Wohnungsunternehmen ist
die sozial stabile Wohnraumversorgung
der Bevölkerung“, erläuterte
Xaver Kro­
ner
, Verbandsdirektor des Verbandes bay-
erischer Wohnungsunternehmen (VdW
Bayern). Davon zeugen auch die Bauzah-
len. 2014 wurden bundesweit rund 6.400
Wohnungen durch kommunale Woh-
nungsunternehmen neu gebaut, in Bay-
ern waren es 1.350. „Eine stolze Leistung,
denn in diesem Bereich engagieren sich
sonst kaum noch andere Akteure“, sagte
Axel Gedaschko
, Präsident des GdW
Bundesverband deutscher Wohnungs-
und Immobilienunternehmen. Hinzu
kämen weitere Leistungen für die Bevöl-
kerung wie Stadtentwicklung, Einsatz für
das altersgerechte Wohnen oder aktives
Sozialmanagement für stabile Wohnquar-
tiere. Dringenden Handlungsbedarf sieht
der GdW-Präsident auch weiterhin für den
Bau von Sozialwohnungen. Denn die Woh-
nungsbestände mit Mietpreisbindung wür-
den immer weniger. Seit 2002 hat sich die
Zahl der Sozialwohnungen um 1,2 Millio-
nen auf heute 1,4. Millionen reduziert. An
dieser Stelle lobt er den Freistaat Bayern,
da dieser die Bundesmittel für die Wohn-
raumförderung zweckgebunden einsetze
und sogar noch eigene Mittel aufwende.
Im bundesweiten Vergleich keine Selbst-
verständlichkeit. Aber auch der bayerische
Einsatz reicht nicht aus, wie Verbandsdi-
rektor Kroner darlegt. Auch bei den Mit-
gliedsunternehmen des VdW Bayern fallen
jedes Jahr mehr Wohnungen aus der Bin-
dung (2014: 4.320) als neu gebaut werden
(2014: 2.386).
Baukostenanstieg stoppen
Um diesen Trend aufzuhalten, müssten die
Baukosten dringend gesenkt werden, sind
sich Gedaschko und Kroner einig. Denn die
Kosten für den Neubau von Mehrfamilien-
häusern sind seit dem Jahr 2000 um rund
36 Prozent gestiegen. Beim sozialen Woh-
nungsbau gibt es zudem durch die Nutzung
von Fördermitteln noch strengere Anforde-
rungen an das Bauen, etwa im energeti-
schen Bereich. „Hier müssen wir aufpassen,
dass der Wohnungsbau überhaupt noch
wirtschaftlich möglich ist“, warnte Kroner.
Denn die kommunalen Wohnungsunter-
nehmen würden zunehmend auch für die
Schaffung von Wohnraum für Zuwanderer
gebraucht.
Kommunale Wohnungsunternehmen
übernehmen Verantwortung
Schon heute leistet die Wohnungswirt-
schaft einen starken Beitrag zur Unterbrin-
gung von Flüchtlingen. Doch die politischen
und wirtschaftlichen Voraussetzungen sind
verbesserungsfähig, so der GdW-Präsident.
Gedaschko fordert eine Gesamtstrategie
des Bundes für eine geregelte Aufnahme,
die rasche und solide Unterbringung von
Flüchtlingen sowie Unterstützung bei der
Integration. Für Gebiete, die vom Zuzug
besonders geprägt sind, sei ein Bundespro-
gramm für den Neubau von Wohnungen
dringend erforderlich.
(stra/schi)
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