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TITEL
_ZUKUNFTSFÄHIGKEIT
personalmagazin 03/17
fentliche Sektor eine bewusste Entwick-
lung der Arbeitgeberattraktivität und
nähern sich so den „Imagetreibern“ an.
In der dritten und vierten Gruppe wei-
chen Zukunftsfähigkeit und Arbeitge-
berattraktivität voneinander ab. Relativ
hohe Arbeitgeberattraktivität in Verbin-
dung mit relativ geringer Zukunftsfä-
higkeit weisen die Branchen Elektro,
Pharma/Chemie und Maschinenbau auf.
Unternehmen dieser Branchen implemen-
tieren Maßnahmen zur Steigerung ihrer
Arbeitgeberattraktivität, beispielsweise
durch vielfältige flexible Arbeitszeitmo-
delle wie etwa bei Roche oder Trumpf, wo
auch die persönliche Weiterentwicklung
durch vielfältige internationale Möglich-
keiten gefördert wird. Sie fokussieren
sich allerdings stark auf das „Jetzt und
Heute“ und vernachlässigen tendenziell
Zukunftsthemen. Unternehmen dieses
Quadranten bezeichnen wir daher als „in-
terne Imagetreiber“.
Branchen mit relativ hoher Zukunfts-
fähigkeit in Verbindung mit relativ gerin-
ger Arbeitgeberattraktivität finden wir in
unserer Studie nicht vertreten. Unterneh-
men aus diesem Quadranten können als
„rigorose Zukunftstreiber“ beschrieben
werden, da sie nicht davor zurückschre-
cken, ihre Vision auf Kosten ihrer Mitar-
beiter zu verwirklichen. Ein Beispiel für
PROF. DR. RUTH STOCK-HOM-
BURG
ist Leiterin Fachgebiet
Marketing & Personalmanage-
ment, TU Darmstadt und Grün-
derin des Forschungsinstituts Leap in Time.
CARMEN LUKOSCHEK
ist
wissenschaftliche Mitarbeite-
rin an der TU Darmstadt und
Beraterin bei Leap in Time.
DR. SARAH MÜLLER
ist
Director Marketing & Content
bei der Arbeitgeber-Bewer-
tungsplattform Kununu.
diese Kategorie ist das US-amerikanische
Unternehmen Amazon, das vielverspre-
chende Produkt- und Geschäftsmodel-
linnovationen hervorbringt. Gleichzeitig
wird aber in den Medien berichtet, dass
die Arbeitsbedingungen bei Amazon bis-
weilen stark zu wünschen übrig lassen.
Aktiv auf morgen vorbereiten
Die Studie zeigt, dass Unternehmen sich
durchaus der Bedeutung von Zukunftsfä-
higkeit und Arbeitgeberattraktivität be-
wusst sind. Gerade hinsichtlich der Zu-
kunftsfähigkeit hat die Sensibilisierung
in allen Branchen zugenommen. Neben
Spitzenreitern wie der IT-Industrie sind
in allen Branchen Unternehmen anzu-
treffen, die als Vorbild dienen können.
Dabei schneiden kleinere Unternehmen
deutlich besser in der Umsetzung von
Zukunftsfähigkeit ab – sie passen sich
der Dynamik der neuen Arbeitswelt
durch flachere Hierarchien und weniger
Bürokratie flexibler an.
Bei der Arbeitgeberattraktivität zeigt
sich, dass es in der neuen Arbeitswelt
insbesondere auf Flexibilität, Agilität und
Transparenz ankommt. Das gilt für Ar-
beitsbedingungen wie für Karrierepfade
und die Unternehmenskultur. So über-
rascht nicht, dass insbesondere Arbeit-
geber der IT-Industrie und eher kleinere
Unternehmen als Arbeitgeber überzeugen
– hier sind diese Themen häufig leichter
umsetzbar als in Großkonzernen klas-
sischer Industrien. Nichtsdestotrotz zeigt
sich an der Finanzbranche und der Elek-
troindustrie, dass sich auch traditionelle
Unternehmen in eine positive Richtung
entwickeln können. Im besten Fall arbei-
ten sie gleichzeitig an ihrer Arbeitgeber
attraktivität und Zukunftsfähigkeit. Um
diesen guten Anfang zu einem guten Aus-
gang zu führen, gilt es nun, die konzepti-
onell erarbeiteten Szenarien umzusetzen
und auszuprobieren – sich also aktiv auf
die Zukunft vorzubereiten.
Zukunftsfähigkeit morgen
(FWN-Score)
Arbeitgeberattraktivität heute
(Kununu-Score)
Gute Aussichten für Automobilproduktion, IT und
Finanzdienstleistungen. Sowohl die Dimensionen
der Zukunftsfähigkeit wie auch die Faktoren der
Arbeitgeberattraktivität wirken sich signifikant auf
den wirtschaftlichen Erfolg aus.
QUELLE: STOCK-HOMBURG/LEAP IN TIME 2017
MATRIX: ZUKUNFTSFÄHIGKEIT - ARBEITGEBERATTRAKTIVITÄT NACH BRANCHEN
IT-Industrie
Finanz-DL/Versicherungen
Elektroindustrie
Transport/Logistik
Handel
Pharma/Chemie
Automobilzulieferer
Maschinenbau
Öffentlicher Sektor
rigorose
Zukunftstreiber
authentische
Zukunftsfähige
verhaltene
Minimalisten
interne
Imagetreiber
Automobilhersteller
(OEM)