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ANBIETERSTIMMEN
SPEZIAL
PERSONALDIENSTLEISTER
53
getretene Lohnuntergrenze allerdings
keine Änderungen, da sie den Einstiegs-
gehältern der geltenden Tarifverträge
entspricht. Ebenso wenig hat sich die
Arbeitnehmerfreizügigkeit auf die Pra-
xis der Arbeitnehmerüberlassung aus-
gewirkt. In diesem Bereich zählte die
Arbeitsagentur bislang einen Zuwachs
von lediglich 12.900 Beschäftigten aus
den acht osteuropäischen Ländern. Das
entspricht gerade einmal 1,5 Prozent
aller Zeitarbeitnehmer in Deutschland.
Für Arbeitnehmer aus Osteuropa ist
Deutschland demnach nicht so attraktiv,
wie viele glauben. Das bestätigen uns
Kollegen aus osteuropäischen Niederlas-
sungen, mit denen wir im Zuge unserer
Initiative ‚Borderless Talent Solutions‘
eng zusammenarbeiten. In Polen werden
Fachkräfte ähnlich gut bezahlt wie in
Deutschland. Menschen, die im Ausland
arbeiten wollen, entscheiden sich eher
für Großbritannien oder Skandinavien.
Dort kommen sie mit Englisch bestens
zurecht. Daraus ergibt sich die Konse-
quenz, dass deutsche Unternehmen für
Arbeitnehmer aus anderen Ländern
attraktiver werden müssen. Personal-
dienstleister können sie dabei unterstüt-
zen, geeignete Relocation-Konzepte oder
Integrationsstrategien zu etablieren.“
Trenkwalder: Vernunft tut not
Bettina Schick weist auf die Herausfor-
derungen von Equal Pay hin: „Wir gehen
davon aus, dass Equal Pay in der Zeitar-
beit kommt und berücksichtigen dies in
unserer Business-Planung ab 2013. Of-
fen sind neben dem genauen Zeitpunkt
auch die Details der Umsetzung. Wir
erwarten, dass gewisse Eckpfeiler per
Gesetz geregelt und die Besonderheiten
der verschiedenen Branchen dann in den
jeweiligen Tarifverträgen berücksichtigt
werden. Die Kernpunkte der Equal-Pay-
Diskussion sind Einarbeitungszeit und
Umfang. Gilt Equal Pay ab dem ersten
Tag oder nach einer Übergangsfrist? Und
umfasst Equal Pay für Zeitarbeitnehmer
nur den reinen Lohn oder auch weitere
Rechte der Stammbelegschaft? Je mehr
Ansprüche geltend gemacht werden, des-
to komplexer, aufwendiger und kosten-
intensiver wird die Zeitarbeit werden.
Wir hoffen hier auf die Vernunft beider
Tarifparteien, damit keine Arbeitsplät-
ze gefährdet werden. Der Mindestlohn
dagegen ist in mehrfacher Hinsicht
äußerst positiv: Erstens für die Zeitar-
beitnehmer, die bisher weniger Lohn
erhielten, zweitens für die Abwehr von
Lohndumping ausländischer Anbieter
und drittens für das Image der Zeitarbeit
insgesamt. Für Trenkwalder waren die
Auswirkungen allerdings sehr gering,
da wir bereits in vielen Fällen über dem
Mindestlohn vergüten. Ein großes Plus
für uns ist wiederum die europäische
Arbeitnehmerfreizügigkeit. Durch die
gute Kooperation mit unseren Kollegen
in Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn
und den anderen Ländern können wir
unseren Kunden helfen, ihren Fachkräf-
temangel zu kompensieren. Entschei-
dend ist dabei die genaue Beachtung der
Anforderungsprofile der Unternehmen,
insbesondere bezüglich der Deutsch-
kenntnisse. Angesichts steigender Zah-
len ausländischer Facharbeiter sollten
die Kundenunternehmen den Arbeit-
nehmerüberlassungsvertrag mit einem
in Deutschland ansässigen Dienstleister
nach deutschem Recht abschließen. So
bleiben sie von unliebsamen Überra-
schungen verschont.“
DIS AG: Positiv für das Branchenimage
Peter Blersch befürwortet die aktuellen
beziehungsweise anstehenden Ände-
rungen: „Wir haben zum Thema ‚Min-
destlohn‘ seit jeher eine klare Haltung:
Wir haben dessen Einführung in der
Zeitarbeit stets aktiv unterstützt, um
Lohn- und Sozialdumping zu vermei-
den. Als Spezialist für Fach- und Füh-
rungskräfte, der kaum Mitarbeiter in
den unteren Gehaltsstufen beschäftigt,
bewegen wir uns allerdings ohnehin in
einem Segment, in dem außer- und über-
tarifliche Löhne die Regel sind. Anders
gesagt: Auf unsere Gehaltsstrukturen
hat der Mindestlohn keine spürbaren
Auswirkungen –wohl aber auf das Image
unserer Branche. Für uns Grund genug,
den Mindestlohn zu unterstützen. Einer
etwaigen Equal-Pay-Regelung sehen wir
als Personaldienstleister für Fach- und
Führungskräfte gelassen entgegen. Wir
hoffen allerdings auf eine praktikable
Umsetzung, auch im Sinne unserer Mit-
arbeiter und Kunden. Auch der Öffnung
des deutschen Arbeitsmarkts 2011 konn-
ten wir gelassen entgegensehen. Und die
bisherigen Entwicklungen bestätigen
diese Haltung: Bislang können wir keine
spürbaren Veränderungen ausmachen.
Allerdings wird der zunehmende Fach-
kräftemangel in vielen Branchen sicher-
lich dazu beitragen, die Nachfrage nach
Arbeitnehmern aus dem europäischen
Ausland zu steigern. Ohne Zweifel wird
uns das Thema in den nächsten fünf bis
zehn Jahren weiter beschäftigen.“
„Je mehr Equal-Pay-Ansprüche gelten,
desto kostenintensiver wird Zeitarbeit.“
Bettina Schick, COO Trenkwalder Personaldienste GmbH
„Wir haben die Einführung des
Mindestlohns stets aktiv unterstützt.“
Peter Blersch, Vorstandsvorsitzender DIS AG