Seite 44 - PERSONALquarterly_2013_03

Basic HTML-Version

personalquarterly 03 / 13
44
Neue Forschung
_frauen in führungspositionen
nur sehr verhalten in Anspruch genommen wird. Die tatsäch-
lich gestellten Anträge auf Familienpflegezeit blieben weit hin-
ter den politischen Erwartungen zurück.
Auch die Nachwuchsförderung wird als relevantes Thema
genannt – allerdings muss bei diesem Thema durchaus die
kritische Frage gestellt werden, ob dieses Handlungsfeld wirk-
lich ausschließlich bei der Politik zu sehen ist und nicht auch
Unternehmen einen Beitrag leisten müssen (siehe Abb. 4).
Wichtige Handlungsfelder in der Privatwirtschaft
Die befragten Unternehmen sehen bei der Privatwirtschaft in
erster Linie Handlungsbedarf bei der Flexibilisierung der Ar-
beitszeiten und der Arbeitsorganisation, hier haben jedoch schon
etliche der befragten Unternehmen notwendige Schritte unter-
nommen.
Die grundsätzliche Akzeptanz von weiblichen Führungskräf-
ten wird genauso wie das Thema Führen in Teilzeit mit 13 % als
ein wichtiges Handlungsfeld identifiziert. Bei der Förderung
des weiblichen Nachwuchses will sich die Privatwirtschaft
durchaus in die Pflicht nehmen lassen. Die Kinderbetreuung
ist mit 9 % Zustimmung bei den befragten Unternehmen weni-
ger ein Thema für die Privatwirtschaft – diese Domäne scheint
in den Augen der Befragten die Aufgabe der Politik zu sein.
Weitere Maßnahmen wie beispielsweise eine Frauenquote
spielen eine sehr untergeordnete Rolle, diese wird allerdings
häufig in den offenen Nennungen thematisiert und polarisiert
stark.
Fazit
Ist das Thema Frauen in Führungspositionen in baden-württ-
embergischen Unternehmen angekommen? Diese Frage muss
nach den Ergebnissen der Studie mit „eher nein“ beantwortet
werden. Das Thema hat weder in betrieblichen Vereinbarungen
noch in den Personalentwicklungsmaßnahmen bei einer nen-
nenswerten Anzahl von Unternehmen seinen Platz gefunden.
Auch die Planungen für die Zukunft stimmen wenig optimis­
tisch, benennen doch nur sehr wenige Unternehmen konkrete
künftige Maßnahmen und Plangrößen oder Vereinbarungen
für weibliche Führungskräfte.
Nach der Meinung der Befragten gibt es sowohl in der Politik
als auch in der Privatwirtschaft Bedarf an der Schaffung einiger
grundsätzlicher Rahmenbedingungen: Bei den politischen For-
derungen steht die Kinderbetreuung an erster Stelle – von der
Geburt bis weit in die Schulzeit hinein soll die Karriere der Eltern
durch entsprechende Betreuungsangebote ermöglicht werden.
In der Privatwirtschaft, insbesondere bei den Baden-Würt­
temberg prägenden kleinen und mittelständischen Unter-
nehmen, liegen die Herausforderungen auch noch auf einer
anderen Ebene: Die Akzeptanz von weiblichen Führungskräf-
ten ist anscheinend (noch) nicht gegeben. Obwohl einige Unter-
nehmen in Baden-Württemberg vorbildhaft eine ganze Reihe
von Instrumenten einsetzen, um Frauen in ihrer Karriere zu
unterstützen (siehe dazu die Best-Practice-Beispiele unter:
den bei fast allen befragten Un-
ternehmen diese Maßnahmen keinen Eingang.
Abb. 4:
Handlungsbedarf in der Politik
Quelle: Eigene Darstellung
Wo sehen Sie politischen Handlungsbedarf bei dem Thema Frauen in Führungspositionen?
Anteil in %
Flexible Öffnungszeiten bei öffentlichen Kinderbetreuungsangeboten für Kinder unter 3 Jahren
20
Flexible Öffnungszeiten bei öffentlichen Kinderbetreuungsangeboten für Kinder von 3 bis 6 Jahren
20
Ferienbetreuung
18
Ganztagsschulen
17
Hausaufgabenbetreuung
12
Bessere Angebote für die Pflege älterer Angehöriger
11
Größere Anzahl an weiblichen Nachwuchskräften
9
Überbetriebliche Sensibilisierung und Beratung der Bereitschaft von Frauen, Führungsaufgaben zu übernehmen
7
Gezielte überbetriebliche Maßnahmen zur Förderung von Frauen in Führungspositionen
6
Ich sehe keinen politischen Handlungsbedarf
3
N = 404