Seite 44 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_12

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Glückwunsch zum Bauherrenpreis Neubau!
Wo stehen Ihre Mehrgenerationenhäuser?
Das Grundstück liegt im Süden von Halle, im
Stadtteil Gesundbrunnen und gehört noch zur
Innenstadt. Wir bauten auf Gartenland von Be-
standsgebäuden, die wir bereits modernisiert hat-
ten. Nutzen aus allen Bauaktivitäten von „Eigene
Scholle“ eG ziehen heute 1.000 Mitglieder, die
durch den Erwerb von Anteilen Eigentum in der
Genossenschaft und damit einen Anspruch auf
Nutzung erworben haben.
Ihren gesamten Bestand hatten Sie vor dem
Neubau bereits auf einen aktuellen Stand
bringen können?
Ja, er umfasst 770Wohneinheiten, bis auf die prä-
mierten Neubauten allesamt Vorkriegsbauten, die
wir in den letzten Jahren bereits modernisieren
konnten. Zwischen 1992 bis 2000 haben wir in
Halle zentrumsnahe Reihenhäuser privatisiert. Der
Verkauf erfolgte anMieter, die dort schonwohnten.
Fast alle Käufer sind Mitglieder geblieben; wenn
nun ein Generationenwechsel erfolgt, ziehen oft
die erwachsenen Kinder mit ihren Familien nach
und die Seniorenwechseln in eine unserer barriere-
freienGeschosswohnungen. DieMehrfamilienhäu-
ser blieben im Bestand. Die Mieten sind für unsere
Mitglieder erschwinglich, dawir als Genossenschaft
keine Gewinnmarge erzielen müssen.
Wodurch zeichnen sich Ihre Neubauten aus?
Für die Mehrgenerationenhäuser haben wir die
Architekten direkt beauftragt. Sie haben das
Multimediazentrum in Halle realisiert und unsere
Wünsche hier mit interessanten architektonischen
Details umgesetzt. Die KfW-Energieeffizienzhäu-
ser 55 werden von Solarthermie für Warmwasser
und Heizung unterstützt, sie sind auch an das
Fernwärmenetz angeschlossen. Regenwasser wird
für die Bewässerung der Grünflächen aufgefan-
gen. Die barrierefreien Häuser öffnen sich mit
großzügigen Grundrissen zum Garten hin, haben
bodentiefe Fenster und versetzt angeordnete Bal-
kone. Für die Ruhezone in den Gartenhöfen sorgt
eine Tiefgarage.
Die Situation in Ihrer Stadt ist speziell.
Was folgt für Sie daraus?
Halle hat heute rund 235.000 Einwohner, vor
der Wende lebten hier 350.000. Augenblicklich
scheint die Schrumpfung gestoppt, es wurde sogar
Interview mit Volker Enders, Vorstandsvorsitzender
und Geschäftsführer GWG „Eigene Scholle”
Barrierefreiheit ist ein Schlüsselwort
Quelle: GWG Eigene Scholle
nen Siedlungsgebietes geschaffen. Entlang des
Rockendorfer Wegs wurden in diesem Zuge die
vorhandenen Bestandshäuser behutsam umge-
baut, Grundrisse verbessert und die Wohnungen
mit raumhohen Fenstern zur Gartenseite ausge-
stattet. Die Erdgeschosswohnungen erhielten bei
der Neufassung des Gartengeländes eine breite
Terrassenzone und Rampen, so dass auch Teile
des Bestands barrierefrei erreicht werden können.
Durchdachte Anordnung
Für Entwurf und Planung beauftragte die Woh-
nungsbaugenossenschaft das Architekturbüro
Kleyer-Koblitz-Letzel-Freivogel, das zuvor in
Halle das Multimediazentrum gebaut hatte. Die
Berliner Architekten setzten die Vorgaben der
GWG für das Mehrgenerationenwohnen geschickt
um. Die vier neuenMehrfamilienhäuser bestehen
aus zwei Flankenhäusern, die gemeinsammit dem
Bestand den Rahmen für das Grundstück bilden.
Die leicht versetzte Anordnung dieser Bauten,
ihre jeweils seitliche Erschließung sowie die
versetzt angeordneten Balkone und Terrassen
ermöglichen den Bewohnern eine gute Sicht in
den Garten und bis in die Tiefe des Grünzugs am
Pestalozzipark, der an das Grundstück grenzt.
Zwei Gartenhäuser liegen im mittleren Teil des
Grundstücks und bestehen aus jeweils zwei Gebäu-
deflügeln, die durch ein gemeinsames, großzügig
verglastes Treppenhaus verbunden werden. Die
beiden Gartenhäuser gliedern den Binnenraum in
verschiedene Gartenhöfe. Die Planer schufen mit
den drei entstandenen Gartenebenen auch eine
Orientierung zum Park. Ein kleiner Weg entlang
der westlichen Grundstücksgrenze verbindet die
terrassierten Gartenebenen, die das leicht abfal-
lende Gelände auffangen. Unterschiedliche Ge-
bäudeabstände und der Wechsel in den Fassaden
nehmen Bezug auf den Bestand, der ebenfalls mit
unterschiedlichen Abständen zur Straße angeord-
net ist. Auf den neuen Flachdachbereichen konn-
ten Solarthermie-Anlagen aufgestellt werden,
die zur Warmwassergewinnung der Heizwärme-
versorgung der Neubauten und der bestehenden
Gebäude dienen und damit zur Nachhaltigkeit der
Bauten beitragen.
Bauen für mehrere Generationen
Errichtet als KfW-Energieeffizienzhäuser 55 mit
Fernwärmeanschluss und Solarthermie-Anlagen
Der multifunktionale Tisch dient als Werktisch, Spielhaus, oder wird für Gartenfeste genutzt
Quelle: Martin Kunze
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12|2014
NEUBAU UND SANIERUNG