Seite 43 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_12

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Halle an der Saale bietet Überraschendes. Wenn
montags amRathaus ein Podest mit den Stadtfar-
ben aufgebaut wird, sind die Bürger eingeladen,
wie im Londener Hyde Park in der „Speakers Cor-
ner“ ihr Anliegen zur Sprache zu bringen. Halle
wird auch „Händel-Stadt“ genannt – eine Reminis-
zenz an Georg-Friedrich Händel, den berühmten
Hallenser, der später die britische Hauptstadt als
Domizil wählte. Wenige wissen dagegen, dass
Halle es dem Einsatz mutiger Bürger und einer
„Weiße-Fahne-Aktion“ zu verdanken hat, dass die
Stadt in den letzten Kriegstagen nicht zerstört
worden ist. Halle besitzt daher bedeutende Bau-
denkmale und Einrichtungen wie den Dom oder
etwa die Stiftung Moritzburg sowie eine sehr gut
erhaltene Altstadt. Mit über 7.000 ha Wasser-
und Grünfläche verfügt Halle über eine äußerst
lebenswerte Stadtstruktur. Zu konzentriert war
nach der Wende der Blick auf Halle-Neustadt, auf
die inzwischen wieder eingemeindete Großsied-
lung, die wohl ammeisten unter demWegzug von
über 100.000 Einwohnern aus Halle gelitten hat.
Doch der Schrumpfungsprozess scheint gestoppt.
Zusammen mit der nahe gelegenen Stadt Leipzig
bildet Halle das urbane Zentrum der Wirtschafts-
region Mitteldeutschland und ist wichtiger Wirt-
schafts-, Technologie- undWissenschaftsstandort
in Sachsen-Anhalt.
Behutsame Nachverdichtung
In diesem Umfeld arbeitet die 1921 Jahren ge-
gründete Gemeinnützige Wohnungsbaugenos-
senschaft „Eigene Scholle“ eG (GWG „Eigene
Scholle“). Das Unternehmen hat die Bezeichnung
„Gemeinnützigkeit“ bewusst bis heute behalten
und bringt dadurch zum Ausdruck, dass die Ide-
ale des „Miteinander und Füreinander“ noch wie
in den Anfängen gelten. Selbstbestimmung und
soziale Einbindung werden als Bestandteile eines
modernen genossenschaftlichen Konzepts gelebt.
Das Thema „Mehrgenerationenwohnen“, mit dem
sich die GWG „Eigene Scholle“ vomProfil anderer
Wohnungsvermieter abhebt, verfolgt sie bereits
seit 2005. Die Schaffung bezahlbarenWohnraums
auf einembisher untergenutzten Gartenareal war
Ausgangspunkt des nun ausgezeichneten Kon-
zeptes. Die Genossenschaft will unabhängiges
Wohnen bis ins hohe Alter fördern, indem sie ein
soziales Netzwerk zwischen jungen Familien und
Senioren herstellt, dass durch räumliche Nähe und
die Barrierefreiheit der Bauten und Freiflächen
unterstützt wird.
Im Süden der Stadt hat die GWG „Eigene Scholle“
nun durch den Umbau bestehender Mehrfamili-
enhäuser und die Ergänzung um vier neue Wohn-
gebäude mit 44 Wohneinheiten eine lebendige
Anlage inmitten eines nach 1920 entstande-
OBJEKTDATEN
Bauherr und Eigentümer:
Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft
„Eigene Scholle“ eG, Halle
Entwurf, Planung und
Freiraumplanung:
Kleyer-Koblitz-Letzel-Freivogel Gesellschaft von
Architekten mbh, Berlin
Statik:
Planungsgemeinschaft Kokott & Partner GbR, Halle
Haustechnik:
Ingenieurbüro Killer, Naumburg
Brandschutz:
Brandschutzbüro Dr.-Ing. Rönn, Leipzig
Bauüberwachung:
ISM Bartsch GbR, Merseburg
Anzahl der Wohnungen:
44
Wohnfläche insgesamt:
2.889 m
2
Wohn- und sonstige HNF:
3.134 m
2
Geschossflächenzahl:
0,7
Gesamtkosten brutto
(KG 200-700):
5,4 Mio. €
Baukosten brutto
(KG 300 + KG 400):
1.755,6 €/m
2
Primärenergiebedarf:
8,8 kWh/m
2
/a
Spez. Transmissions-
wärmeverlust:
0,32 W/(m
2
/K)
Endenergiebedarf:
46,7 kWh/m
2
/a
Baujahr:
2011
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt und Management
Stadtbau und Stadtentwicklung
Serie Deutscher Bauherrenpreis Neubau 2014
Mehrgenerationenwohnen in Halle
Die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft „Eigene Scholle“ eG hat ihrem Bestand
in Halle 44 Neubauwohnungen beigefügt. In grüner Umgebung und unmittelbarer Parknähe unweit der
Innenstadt führen die Mehrgenerationenhäuser Jung und Alt zusammen und ermöglichen ein unabhängiges
Leben bis ins hohe Alter.
Susanne Ehrlinger
freie Journalistin
Berlin
41
12|2014