Seite 45 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_12

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ein leichter Zugang vermerkt. „Eigene Scholle“ eG
ist eines von 10Wohnungsunternehmen, jedes mit
einemanderen Profil. Wir haben schon früh über-
legt, wie wir auf die demografische Entwicklung
reagieren. Obgleich bei uns inzwischen ja viele
Kinder wohnen – das Durchschnittsalter der Mit-
glieder liegt bei 58 Jahren. Erfordert das den Bau
eines Altenheims? Unsere kleine Wohngenossen-
schaft setzt vielmehr auf das Zusammenleben von
Alt und Jung und so haben wir uns bereits 2005
für das „Mehrgenerationenwohnen“ entschieden.
Andere Unternehmen in Halle haben das nicht in
dieser Form realisiert. Mit einer Quote von 0,9%
verzeichnenwir keinen nennenswerten Leerstand.
Die neuen Mehrgenerationenhäuser stehen
für ein modernes genossenschaftliches
Konzept?
Wir bringen hier Jung und Alt in einem Areal zu-
sammen. Wir unterstützen baulich, dass Mitglie-
der so lang wie möglich in ihren Wohnungen oder
demQuartier bleiben können. Barrierefreiheit ist
ein Schlüsselwort. Auch die Außenanlagen sind
entsprechend durchdacht und neu gestaltet. Die
Einweihung wurde mit Sektempfang und Stadt-
rundfahrt in einer historischen Straßenbahn
gefeiert. In einer obersten Etage gab es ein Gei-
genkonzert. Dies zeigt, wie man es machen kann.
Wir stellen das Umfeld zur Verfügung, wollen
aber unsere Mitglieder nicht bespielen, sondern
sie anregen, ihr Leben so zu gestalten, dass sie
Gemeinschaft erfahren. Das Projekt ist aufge-
gangen. Hausgemeinschaften sind entstanden.
Junge Familien werden von Älteren unterstützt,
etwa wenn beide arbeiten. Auch Ältere sind für-
einander da. Beispielsweise wollten zwei Damen
Tür an Tür wohnen, das konntenwir ermöglichen.
Wenn Angehörigemedizinische Pflege nicht mehr
leisten können, helfen Pflegedienste, die mit uns
kooperieren.
Was bringt die Zukunft?
Die Neubauten waren sofort vermietet. Als klei-
ne Wohnungsbaugenossenschaft können wir nur
so bauen, dass wir gleich voll vermieten. Das
Thema Mehrgenerationenwohnen bleibt unsere
Intention. Und ein Grundstück für ein weiteres
Neubauprojekt in Größenordnung um 10 Mio. €
haben wir schon. Hierfür wurde bereits ein Archi-
tektenwettbewerb entschieden, jetzt sind wir in
der Entwurfsplanung. Kontinuierlich wird so der
Bestand den Erfordernissen angepasst.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Susanne Ehrlinger.
erfüllen die vier Neubauten hohe energetische
Ansprüche, ihre Heizwärmeversorgung erfolgt
CO
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-frei. Dies gelang, obwohl die Einhaltung
des vorgegebenen Kostenrahmens an oberster
Stelle stand. Die Bauten wurden in Mauerwerks-
bauweise mit Stahlbetondecken ausgeführt. Ihr
Erschließungskern mit Aufzug besteht ebenfalls
aus Stahlbeton und durchläuft vom Keller und
der Tiefgarage ausgehend alle Etagen. Durch zu-
sätzliche Dämmung der Außenwandmit außenlie-
gender Wärmedämmung und Putzfassade konnte
der hohe Energiestandard erreicht werden. Die
Wohnbereiche aller Wohnungenwurden so organi-
siert, dass durch eineWandscheibe und raumhohe
Glasschiebetüren ein fließender Übergang zum
Küchenbereich besteht.
Von den 44Wohneinheiten in den Neubauten ver-
fügen 18Wohnungen über drei Zimmer. 26 davon
sind 2-Zimmer-Wohnungen. Insgesamt liegen die
Wohnungsgrößen zwischen 46 und 94 m
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. So ist
ein SpektrumvonWohnungen für ältere Bewohner
und Familien geschaffen worden, das eine lang-
fristige Bindung aller Mieter an das vertraute
Gebiet ermöglicht. Die kleinen, altersgerechten
und barrierefreienWohnungen haben eine durch-
dachte Ausstattung der Bäder und Sanitäranlagen.
Unterstützt wird das Wohnen bis ins hohe Alter
durch einen mobilen Pflegedienst.
Mit ihren Bauten schafft die Genossenschaft die
Voraussetzungen dafür, dass Jung und Alt fürei-
nander da sein können. Das familien- und senio-
rengerechte Umfeld fördert durch Freisitze und
Spielräume die Begegnung der Mitglieder unter-
einander. Mit ihremBauvorhaben „Mehrgeneratio-
nenwohnen“ zeigte die GWG „Eigene Scholle” eG,
dass auch kleinere Wohnungsbaugenossenschaf-
ten in der Lage sind, komplexeWohnungsbauvor-
haben in hoher Qualität zu errichten.
1921 als Siedlungsgenossenschaft „Eigene
Scholle” e.G.m.b.H. gegründet, gehört
die Wohnungsbaugenossenschaft zu den
Pionieren der Genossenschaftsbewegung
in Halle.
Die vier Wohngebiete mit vorwiegend in
den Vorkriegsjahren erbauten Häusern
liegen zentrumsnah im Süden der Stadt, im
Gebiet Gesundbrunnen.
Heute erfreut sich der modernisierte
Wohnungsbestand aufgrund seiner Lage im
Grünen, der guten Infrastruktur und dem
unkomplizierten Miteinander der Mieter
großer Beliebtheit.
Durch Neubauprojekte in der Nähe zum
Bestand forciert die Wohnungsgenossen-
schaft ihr Anliegen, attraktiven Wohnraum
für Jung und Alt im Sinne des Mehrgenera-
tionenwohnens zu bezahlbaren Mieten zur
Verfügung stellen zu können.
PORTRÄT
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Quelle: KKLF
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12|2014