Seite 32 - wirtschaft_und_weiterbildung_2015_02

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personal- und organisationsentwicklung
32
wirtschaft + weiterbildung
02_2015
ausschließlich hierarchisch verstanden
wurde und (fast) jeder Arbeitnehmer eine
Stellenbeschreibung hatte, in der seine
Aufgaben exakt definiert waren?
Wunsch nach gerechter
Entlohnung
Spricht man mit Personalexperten hie-
rüber, dann äußern sie zumindest Be-
denken, inwieweit traditionelle Beurtei-
lungssysteme noch den Arbeitsinhalten
und -beziehungen modern strukturierter
Unternehmen sowie den Erwartungen
autonomer Mitarbeiter gerecht werden.
Und viele befürchten sogar: In einer Zeit,
in der die (oft bereichs- und hierarchie-
übergreifende) Team- und Projektarbeit
weitgehend die Zusammenarbeit in den
Betrieben prägt und sich die Herausfor-
derungen an die Unternehmen und ihre
Mitarbeiter schnell wandeln, mindern
Beurteilungssysteme eher die Motivation
der Mitarbeiter und somit auch deren
Leistung.
Trotzdem halten viele Unternehmen an
ihren Beurteilungssystemen fest, obwohl
diese im Betriebsalltag zuweilen bizarre
Ausprägungen haben – speziell dann,
wenn von der Beurteilung auch die Höhe
des künftigen Gehalts, der gezahlten Prä-
mie oder gar eine eventuelle Beförderung
abhängt. Dann geben nicht wenige Un-
ternehmen ihren Führungskräften vor,
wie viel Prozent ihrer Mitarbeiter sie als
„High-Performer“ einstufen dürfen und
wie viel Prozent sie als „Low-Performer“
einstufen müssen – auch um zu verhin-
dern, dass Führungskräfte, um Konflikte
zu vermeiden, die Leistung (fast) aller
Mitbewerber als „gut“ oder „sehr gut“
einstufen. Nicht selten werden die Beur-
Sie sind ungeliebt und trotzdem gibt es
sie in den meisten größeren und mittle-
ren Unternehmen – die Beurteilungssys-
teme. Denn viele Personalverantwortliche
sehen in ihnen ein wichtiges Tool, um
• „High- und Low-Performer“, also Leis-
tungsträger und Minderleister, zu iden-
tifizieren
• die Leistung der Mitarbeiter transparent
und vergleichbar zu machen
• über Gehälter, Zulagen sowie Beförde-
rungen zu entscheiden
• die Mitarbeiter zu motivieren.
Außerdem haben fast alle Wettbewerber
ein Beurteilungssystem. Warum sollte
also das eigene Unternehmen hierauf
verzichten? Doch erfüllen Beurteilungs-
systeme noch die genannten Funktionen,
oder sind sie Relikte aus einer Zeit, in
der die Betriebe noch weitgehend tay-
loristisch organisiert waren, Führung
Beurteilungs-
systeme
abschaffen?
LEISTUNGSBEWERTUNG.
In vielen Unternehmen werden die Leistungen aller Mitarbeiter
regelmäßig bewertet und beurteilt, um danach über ihre künftige Entlohnung und ihr
berufliches Fortkommen zu entscheiden. „Solche Beurteilungssysteme sind Relikte
aus einer Zeit, in der jeder Mitarbeiter eine klare Stellenbeschreibung hatte“, sagen
unsere Fachautoren Martin Rugart und Klaus Kissel.