Seite 50 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_05

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wirtschaft + weiterbildung
05_2014
special planspiele
einem Spiel abgebildet werden. Hier ist
es eine Kriegssituation: Zwei Heere ste-
hen sich mit verschiedenen Einheiten ge-
genüber. Zusätzlich ist ein feudalistisches
Herrschaftssystem abgebildet (König/
Adelige/Bauern) und es geht um das
Planen und das situative Entscheiden in
Bezug auf Strategien und Taktiken. Dazu
sind Denk- und Handlungskompetenzen
notwendig, die bis hin zur heutigen Un-
ternehmensführung eine Rolle spielen.
Vom Kriegsspiel zum Planspiel
Als erste „richtige” Planspiele gelten di-
verse „Kriegsspiele”, die vor allem im
deutschen Sprachraum in der Zeit des
preußischen Militärs entwickelt und ein-
gesetzt wurden. Bereits das militärische
Einsatzspektrum zeigt die Vielfalt von
Planspielmethoden: Planspiele wurden
ab dem Ende des 17. Jahrhunderts nicht
nur für die Planung von realen Strategien
und Taktiken in echten Kriegssituatio-
nen eingesetzt (von Panzerschlachten im
„Sandkasten“ oder auf großen Landkar-
ten und mit symbolisch dargestellten Ein-
heiten bis hin zu Manöversimulationen
mit realen Soldaten und Material in realer
Landschaft), sondern dienten bereits früh
auch als Methoden in der Ausbildung
und für die Personalauswahl von militä-
rischen Führungskräften.
Ein Höhepunkt der Ausstellung an der FH
Vorarlberg ist das Kriegsspiel, das 1780
vom Braunschweiger Mathematiker Jo-
hann Christian Ludwig Hellwig (1743-
1831) entwickelt wurde. Der Originaltitel
Mensch-Sein und Spielen gehört seit jeher
zusammen. Als erster Vorläufer von Plan-
spielen gilt allgemein das Schachspiel
beziehungsweise dessen Urformen wie
zum Beispiel das indische Chaturanga
aus dem Jahr 400 nach Christus. Chatur-
anga und seine Nachfolger waren verein-
fachte militärstrategische Spiele, die der
Unterhaltung dienten. Aufgrund seiner
Komplexität (bei einfachen Grundregeln)
erfreute sich der Schach-Vorläufer rasch
großer Beliebtheit und wurde über Han-
delsreisende auch in andere asiatische
Länder getragen.
Um 1500 nach Christus entwickelte sich
dann das Schach mit den Regeln, wie wir
es heute kennen. Warum gilt Schach als
eine Art Planspiel? Wichtig ist bei Plan-
spielen, dass Aspekte der Realität in
250 Jahre Planspiel:
Wie alles begann
RÜCKBLICK.
Während der ISAGA 2014 Konferenz in
Dornbirn informiert eine öffentliche Ausstellung mit dem
Titel „Time Capsule of Gaming Simulation“ ausführlich
über die 250-jährige Geschichte der Plan- und Lernspiele.
Planspielklassiker aus den letzten Jahrzehnten und sogar
Jahrhunderten werden detailliert erklärt und teilweise
auch „angespielt“.
Brettspiel.
Das Gesellschaftsspiel „Spekulation“ war im Jahr
1936 die erste österreichische Version von „Monopoly“.
Spieltisch.
Der Mathematiker Hellwig entwickelte 1780 ein
„Kriegsspiel“ – rekonstruiert von Prof. Dr. Rolf Nohr.
Foto: Ralf Wegemann
Foto: FHV/Sabine Sowieja