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05_2014
wirtschaft + weiterbildung
49
Konferenz den Rahmen für die eigentli-
che Entwicklungsarbeit. Sie besteht aus
der sogenannten Systemanalyse und der
Modellkonstruktion. Hier werden geeig-
nete Inhalte ausgewählt und die zu simu-
lierenden Systeme und Systemelemente
analysiert und definiert. Im Team wer-
den dann Faktoren erörtert, die Einfluss
auf die Problemstellung ausüben bezie-
hungsweise im zu simulierenden System
zusammenwirken. Damit wird die Proble-
mumgebung exploriert und relevante Ele-
mente und Beziehungen werden in das
Modell aufgenommen. Außerdem werden
Variablen und Parameter bestimmt und
operationalisiert.
Dabei werden auch kritische Fälle be-
trachtet, in denen das Makroproblem be-
sonders deutlich wird und die später in
die Planspielszenarien einfließen. Zentral
ist bei der Modellkonstruktion auch die
Veranschaulichung der Systemelemente
und ihrer Wechselwirkungen in Dia-
grammen, „Schematics“ und Wirkungs-
netzwerken. Diese Visualisierung des
Problem­umfeldes ist auch deshalb wich-
tig, weil dadurch die Grenzen des Simula-
tionsmodells deutlich werden.
In einer weiteren Phase wird eine Plan-
spielmethode ausgewählt. Es werden
unter anderem Akteure, aber auch kon-
krete Spielerrollen definiert. Es muss
festgelegt werden, welche Akteure von
Planspielern gespielt werden und welche
Akteure anders simuliert werden (hierbei
kann zum Beispiel die Spielleitung meh-
rere Akteure selbst spielen oder diese
werden in einer Computersimulation ab-
gebildet). Der Handlungs- und Entschei-
dungsspielraum der Spieler muss durch
entsprechende Spielregeln und Ereignisse
festgelegt werden. Es muss entschieden
werden, welche Ressourcen die Spieler
im Planspiel konkret oder symbolisiert
verwenden können. Auch die Sequen-
zierung des Planspiels ist zu überlegen.
Hier sind zum Beispiel Planspiele mög-
lich, die durch weitestgehend gleichartig
ablaufende Spielrunden gekennzeichnet
sind. Hierbei ist des Weiteren zu beden-
ken, welches Aufzeichnungssystem von
Systemveränderungen und Spielverläufen
gewählt werden soll und welche System-
elemente direkt lenkbar oder unlenkbar
sind.
Es sind aber auch Planspiele möglich, die
nicht in gleichartigen Runden ablaufen,
sondern als Abfolge immer neuartiger
Szenarien oder eine Kombination beider
Ansätze. Auch die Szenarien selbst müs-
sen definiert werden. Letztlich fließen
alle diese notwendigen Festlegungen in
die Erstellung einer Systemkomponenten-
Spielkomponenten-Matrix ein, eine syste-
matische Übersicht des Spielaufbaus, in
der veranschaulicht wird, wie die System-
elemente und ihre Beziehungen in Plan-
spielelemente und deren Beziehungen
abgebildet werden (Spielelemente sind
Regeln, Rollen, Ereignisse ...).
Praxisnähe: „Regel der zehn
Testdurchläufe“
Im Laufe des konkreten Planspielbaus
wird ein Planspielprototyp hergestellt, ge-
testet und modifiziert. Hier spielen viele
verschiedene Aspekte eine Rolle, von der
Überprüfung der inhaltlichen Angemes-
senheit des Modells über das graphische
Design bis hin zur technischen Evalua-
tion. Letztlich wird das Planspiel immer
weiter optimiert. Dazu können zusätzli-
che Experten herangezogen werden. Das
Planspiel wird intensiv vom Projektteam
getestet, bis es dann mehrmals von Perso-
nen aus der eigentlichen Zielgruppe über-
prüft wird. Insgesamt sollte das Planspiel
in dieser Phase durchschnittlich zehn
(„Rule of ten“) Testanwendungen mit
anschließender Überarbeitung durchlau-
fen. Auf der ISAGA 2014 wird dabei nur
der erste Prototyp getestet. Weitere Tests
und die finale Fertigstellung erfolgen erst
nach der Konferenz.
Willy Kriz
Foto: Willy Kriz