Seite 42 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_05

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special planspiele
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wirtschaft + weiterbildung
05_2014
Zunehmend werden solche Planspiele
in der Organisationsentwicklung und im
Veränderungsmanagement eingesetzt.
Planspiele dienen hier als Beratungsme-
thode zur Entwicklung verschiedener Zu-
kunftsszenarien, zum Testen von alterna-
tiven Wegen der Zielerreichung und zur
Entwicklung von Strategien und Prozes-
sen, die den Erfolg nachhaltig sicherstel-
len und verhindern, dass die Organisation
wieder in „alte Muster“ zurückfällt. „Po-
licy Simulation Game“ ist beispielsweise
eine Form von Planspiel, die insbeson-
dere zur Unterstützung der Planung im
strategischen Management genau auf
den Planungsaspekt besonderen Wert
legt, in dem in Szenarien und Mikrowel-
ten hypothetisches Aufeinanderfolgen
von Ereignissen zur Betrachtung kau-
saler Zusammenhänge konstruiert und
„durchgespielt“ wird. Dadurch werden
Folgewirkungen verschiedener Entschei-
dungsalternativen deutlich und reale
Systemeingriffe können in ihren Konse-
quenzen prognostiziert werden (unter an-
derem von Intrestik, Topsim, Riva).
Aktueller Trend ist es, computersimulierte
Akteure (beispielsweise über agentenba-
sierte Modelle) mit real mitspielenden
menschlichen Akteuren in Hybridformen
von Planspielen zu vernetzen. Sowohl bei
Planspielen für Entscheidungsfindung,
als auch bei Planspielen, die zu Trai-
Planspiel-Wettbewerbe für Unternehmertum und Innovation
Bereits seit mehr als 40 Jahren führt zum Beispiel der
Anbieter Marga Business Simulations Fernplanspielwettbe-
werbe in Deutschland durch. Auch von anderen Anbietern
wie Topsim (Tata Interactive Systems) werden Wettbewerbe
veranstaltet. Bei den Wettbewerben werden meist spezi-
elle General-Management-Unternehmenssimulationen ein-
gesetzt, die rundenbasiert ablaufen. In den Runden treffen
Spielteams diverse betriebswirtschaftliche Entscheidun-
gen, die dann, gleichzeitig abgegeben, in die Simulation
eingespielt und berechnet werden. Nach der Rückmeldung
der Ergebnisse beginnt die nächste Spielrunde, die meist
ein Jahr reale Unternehmensentwicklung abbildet.
Eine interessante Weiterentwicklung des klassischen
Simulationsansatzes sind Planspiele, die neben dem stra-
tegischen Aspekt auch die operative Steuerung von Unter-
nehmen mit ins Zentrum rücken. Bei Visim (von Incon)
Fallbeispiel.
Der Trend in den deutschsprachigen Unternehmen geht zu Planspiel-Wettbewerben
und methodisch neuartigen Wirtschaftssimulationen.
beispielsweise werden nach der Entscheidung der Teams
vier Quartale simuliert, in denen aber noch weitere zusätz-
liche und/oder korrektive Entscheidungen ad hoc getroffen
werden können. Zudem ist das Planspiel flexibel, was die
Komplexität anbelangt, da unterschiedliche Schwierigkeits-
stufen im Planspieltraining variiert werden können.
Diese Entwicklung setzt sich in aktuellen Planspielkonzep-
ten fort, wie sie zum Beispiel von der Prime-Cup Academy
AG konzipiert und realisiert werden. Mit den Primesim-
Planspielen wird der didaktische Spielraum ausgeweitet,
da nicht nur in der klassischen rundenbasierten Form
simuliert werden kann, sondern auch im Echtzeitmodus,
wo jederzeit Entscheidungen von Spielteams getroffen
und verarbeitet werden. Nicht nur verschiedene Komple-
xitätsgrade sind variierbar, sondern auch die gleichzeitige
Simulation von Produkten und Dienstleistungen in einem
Planspielmodell sind möglich.
Auch die Erfolgsbewertung erfährt zunehmend einen
Wandel. Waren früher klassische betriebswirtschaftliche
Kennzahlen und vor allem der simulierte Aktienkurs von
Bedeutung, so werden in neuen Planspielkonzepten auch
echte Nachhaltigkeitskennzahlen simuliert. Durchgeführt
werden dazu klassische Seminare und auch Wettbewerbe.
Sie finden zur Verbesserung der unternehmerischen Ein-
stellung sowie zu Kompetenzen im Bereich Unterneh-
mertum, Management und Innovationen in Präsenzform
statt. Dabei wird eine Art Cupsystem wie zum Beispiel im
Fußball verwendet: In mehreren Stufen können sich Mitar-
beiterteams bis ins Finale weiterqualifizieren – mit immer
neuen herausfordernden Aufgabenstellungen. In Deutsch-
land wurde im Jahr 2002 mit dem Entrepreneurship- und
Managementwettbewerb „Prime-Cup“ mit inzwischen rund
700 Veranstaltungen und mit mehr als 14.000 Teilneh-
menden gestartet.
Computergestützter Planspielwettbewerb „Primecup“.
Hier spielen Gruppen Runde um Runde gegeneinander.
Foto: Heiko Hammer / Prime-Cup Academy AG
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