Seite 39 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_05

Basic HTML-Version

R
05_2014
wirtschaft + weiterbildung
39
Wirklichkeit wie die Simulation. Schon
der lateinische Begriff „Ludus“ (Spiel),
der neben „Unterhaltung“ auch „Schule“
bedeutet, macht klar, dass man durch
Spielen trotzdem auch Wissen und Fertig-
keiten erwerben kann.
Speziell in unserer Kultur, in der Lernen
mit Anstrengung verbunden wird, ruft
der Begriff „Spiel“ häufig Ablehnung
hervor. Vielfach existiert das Vorurteil,
eine „Spielerei“ sei für Lernzwecke un-
geeignet. Dabei besitzt das Spielen eine
zentrale Funktion in der Entwicklung der
Menschen, denn sie spielen (im Gegen-
satz zu Tieren), um sich auf den Ernst-
fall vorzubereiten und um zu lernen. Die
Spiele der Menschen werden kulturge-
schichtlich umso komplexer, je weiter die
Entwicklung des Gehirns und des refle-
xiven Ich-Bewusstseins fortschreitet. Es
scheint somit eine Art von Ko-Evolution
von Spiel und Weiterentwicklung der
menschlichen Spezies zu geben.
2.
Akteure – Rollen:
In der Realität interagieren in Systemen
immer verschiedenste Akteure und Stake­
holder mit unterschiedlichsten Interes-
sen, Informationen und Perspektiven.
Genau diese Interaktion wird in Planspie-
len mitsimuliert. Ein Akteur ist eine Abs-
traktion und kann ein Individuum, eine
Gruppe oder sogar eine ganze Organisa-
tion repräsentieren. Reale Mitspieler agie-
ren im Planspiel in der Rolle spezifischer
Akteure. Diese Rollen implizieren gewisse
Freiräume in der tatsächlichen Ausgestal-
tung und in der individuellen Interpreta-
tion der Situation.
Bei manchen Planspielen können auch
reale menschliche Akteure mit rein si-
mulierten Akteuren interagieren. Neben
der Simulation ist somit das Rollenspiel
integrativer Bestandteil von Planspielen.
Da menschliches Verhalten in allen sei-
nen Dimensionen nicht vollständig simu-
liert werden kann, beziehen Planspiele
den „Faktor Mensch“ in Form von Mit-
spielern direkt mit ein. Genau das macht
Planspiele erst so effizient in Personal-
entwicklung und Strategiesimulation. Bei
Planspielen wird das Simulationsmodell
durch Formen des Spiels in Anwendung
gebracht. Hierbei sind die Spielregeln
und die im Spiel definierten Rollen dafür
verantwortlich, welche Arten und welche
Grenzen und Freiheitsgrade in der Inter-
aktion zwischen den handelnden Akteu-
ren möglich sind (beispielsweise Prozesse
von Kooperation und Wettbewerb).
3.
Simulation – Ressourcen:
Bei Planspielen geht es um die Abbildung
der Realität in einem Modell. Dies geht
schon aus dem lateinischen Begriff „si-
molo“ (simulieren) hervor, was so viel
bedeutet wie „abbilden“, „nachahmen“,
„sich stellen als ob“. Hierbei ist der dy-
namische Charakter von entscheidender
Bedeutung, da ein besonderer Vorzug der
Modellbildung durch Simulationen darin
liegt, dass sie als Nachbildung und Unter-
suchung von Systemabläufen eingesetzt
werden können, die man in der Wirk-
lichkeit aus Zeit-, Kosten- oder Gefah-
rengründen nicht real durchführen kann
oder will. Typische Beispiele für Simulati-
onen sind das Durchspielen von militäri-
schen Manövern, Trainingsszenarien für
Einsatzkräfte in Katastrophensituationen
oder das Pilotentraining im Flugsimula-
Foto: FH Vorarlberg
Brettplanspiel.
Haptisches Lernen
(das „Begreifen“ im Wortsinne) an
der Fachhochschule Vorarlberg.