Seite 38 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_05

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special planspiele
38
wirtschaft + weiterbildung
05_2014
men von digitalen und nicht-digitalen
Lernspielen, webbasierte Fernplanspiele,
Übungsfirmen und so weiter. Sie schlie-
ßen unter anderem auch seit Jahrzehnten
die Auseinandersetzung mit jenen The-
menfeldern mit ein, die derzeit mit den
aktuell in Mode befindlichen Begriffen
„serious games“, „meaningful play“ und
„gamification“ diskutiert werden. Plan-
lation – Ressourcen) darstellt. In einem
klassischen Businessplanspiel kommu-
nizieren Teilnehmer in typischen Rollen
(zum Beispiel Führungskraft, Mitarbeiter,
Kunde ...). Sie sind Spielregeln unterwor-
fen und bewältigen mit simulierten Res-
sourcen (zum Beispiel Zeit, Budget ...)
komplexe, authentische Aufgabenstellun-
gen (zum Beispiel im Bereich Marketing,
Der große Vorteil von Planspielen besteht
darin, dass sie gemeinsames Probehan-
deln ermöglichen. Ein Lernen findet aber
nur statt, wenn es bei einer Nachbespre-
chung, dem „Debriefing“, dazu kommt,
dass eine gemeinsame Reflexion des Er-
lebten stattfindet. Zentrale Debriefingpro-
zesse sind:
• Spielanalyse (Was ist passiert? Was
haben die Spieler erlebt und beobachtet?)
• Spielreflexion (Wie lässt sich der Spiel-
verlauf erklären? Wie wird das Spiel­
ergebnis bewertet?)
• Transfer (Wie hängen Spiel und Realität
zusammen? Welche Aspekte des Spiels
waren realistisch?)
• Lerneffekt (Was haben wir gelernt?
Was setze ich in meinem realen Berufs-
alltag konkret um?).
Drei wirksame
Planspiel-Dimensionen
In Deutschland, Österreich und der
Schweiz gibt es mehr als 4.000 ver-
schiedene Planspiele, die derzeit zu
Lern­zwecken in den Unternehmen zum
Einsatz kommen. Der Sammelbegriff
„Planspiel“ wird in der Praxis für eine
große Anzahl von – im Detail betrachtet
– unterschiedlichen Verfahren verwendet.
Dazu zählen unter anderem Rollenspiele
mit und ohne computerunterstützten Si-
mulationen, haptische Brettplanspiele,
verhaltensorientierte Simulationen und
Spiele, Simulation von Systemdynami-
ken und virtuellen Mikrowelten mithilfe
von agentenbasierten und/oder System-
Dynamics-Planspiel-Modellierungs- und
Szenariotechniken, verschiedene For-
Umgang mit Komplexität
spielerisch lernen
METHODE.
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, ein Planspiel sagt mehr als
tausend Bilder“, ist der Planspielpionier Richard Duke überzeugt. Dass Planspiele für
den Kompetenzerwerb wichtiger werden, liegt auch daran, dass die Simulation
vernetzter Probleme immer besser gelingt. Was gute Planspiele auszeichnet und wo
die Entwicklung hingeht, erklärt Planspielexperte Prof. Dr. Willy Kriz.
Foto: Planspiel „Wertvoll“ von Marketing pur
Rollenspiel.
Berufstätige üben im Rahmen eines mehrstufigen Rollenspiels
interkulturelle Regeln mit haptischen Elementen ein.
spiele beinhalten (so wie auch reale so-
zio-technische Systeme) Akteure, Regeln
und Ressourcen. Sie können in einem
dreidimensionalen Schema verortet wer-
den, wobei das prototypische Planspiel
eine Verknüpfung der drei Dimensionen
(Spiel – Regeln, Rolle – Akteure, Simu-
Logistik, Produktion …). Es lohnt sich,
diese drei Planspieldimensionen einmal
ganz aus der Nähe zu betrachten:
1.
Spiel – Regeln:
Das „reine“ Spiel (zum Beispiel Fußball,
Poker) dient nicht der Abbildung einer