Seite 34 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_05

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training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
05_2014
professionell sind wie er, ernst zu neh-
men. Dabei hätte der Außendienstler, der
immerhin schon 37 Jahre alt ist, jungen
Mitarbeitern viel zu sagen und könnte
sie durch seine ruhige, lösungsorientierte
Art bestimmt auch motivieren, zielstrebig
zu arbeiten. Neben der fachlichen geste-
hen die Beobachter dem Mann auch eine
hohe persönliche Autorität zu: Sie haben
ihn als glaubwürdig und meinungsstark
erlebt und schätzen an ihm, dass er im
Seminar davon berichtete, wie er zu sei-
nen Fehlern stand, als es nötig war.
Viele unterschätzen sich
„Etwa bei der Hälfte der Seminarteilneh-
mer dreht sich unser Feedback darum,
Fachkräfte, die wir als verantwortungsbe-
wusste Menschen kennengelernt haben,
zu ermutigen, sich einer Führungsfunk-
tion zu öffnen“, fasst Kartmann seine
„Würdest du sein Mitarbeiter sein wol-
len?“ Diese Frage richtet der Manage-
menttrainer Siegfried W. Kartmann an
seinen Trainerkollegen Hans Georg Metz.
Beide haben gerade das zweieinhalbtä-
gige offene Seminar „Individuelles Füh-
rungstraining/Coaching“ abgeschlossen
und reden in einem Nebenzimmer über
einen Teilnehmer. „Ja, ich würde gerne
für ihn arbeiten – aber er müsste zeigen,
dass er mich weiterbringen will und er
müsste unbedingt regelmäßig mit mir
kommunizieren.“
Das Besondere an dieser Unterhaltung:
Der Teilnehmer, über den die beiden Trai-
ner gerade sprechen, befindet sich mit
ihnen im selben Raum. Er sitzt hinter
einer mobilen Trennwand und hört alles
schweigend mit. Kartmann und Metz
nennen diesen letzten Teil ihres Seminars
das „Paravent-Feedback“. Jeder Teilneh-
mer erhält eine Rückmeldung darüber,
wie er im Laufe der vergangenen beiden
Tage auf die Trainer gewirkt hat und wel-
che Potenziale sie bei ihm zu sehen glau-
ben.
Der Teilnehmer, über den gerade gespro-
chen wird, arbeitet sehr erfolgreich seit
sechs Jahren als Außendienstmitarbei-
ter bei einer Industrieversicherung. Jetzt
könnte er die Position eines Verkaufslei-
ters in einer Bezirksdirektion überneh-
men, aber er überlegt hin und her, ob
er nicht besser „Einzelkämpfer“ bleiben
sollte.
Die Angst, sich als Führungskraft bei
schwierigen Mitarbeitern nicht durch-
setzen zu können, ist groß. Kartmann
und Metz sitzen an einem kleinen Be-
sprechungstisch und reden darüber, dass
sie einen sehr professionellen, korrekt
auftretenden Menschen erlebt haben,
dem es schwerfällt, andere, die nicht so
Paravent-Feedback
SEMINARREPORTAGE.
Zwei Trainer leiten ein Seminar und geben jedem Teilnehmer
hinterher ein individuelles, stärkenorientiertes Feedback. Das Seminar eignet
sich für Führungskräfte „in den Startlöchern“, aber auch für „alte Hasen“, die ihr
Führungsverhalten optimieren wollen.
Fotos: Pichler