Seite 28 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_05

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personal- und organisationsentwicklung
28
wirtschaft + weiterbildung
05_2014
Erfolgsbeispiel 2: „Jetset“ Executive MBA
Der Weg zum MBA war für Manuela Roth lang und alles
andere als geradlinig. Ihr Berufsleben begann die heute
49-Jährige als Fachkrankenschwester für Anästhesie und
Intensivmedizin. Nach fünf Jahren orientierte sie sich neu,
absolvierte das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und
studierte Geschichte, Politik und Film. Ihre Magisterarbeit
schrieb sie über das späte Mittelalter. Zwar stand ihr die
Option für eine Promotion offen, aber eine wissenschaft-
liche Laufbahn war ihr zu unsicher. Sie begann bei einer
Direktmarketingagentur, vermarktete das Outsourcing für
IT-Projekte und leitete interne Projekte. Später wechselte
sie in den Vertrieb, betreute sechs Jahre als Key Account
Managerin Großkunden im Bereich IT-Reselling und Solu-
tions mit Fokus auf europäische Großkunden.
Zwei Jahre lang überlegte sie, ob sie noch in ein MBA-
Studium investieren sollte, um ihre Wirtschaftskenntnisse
zu verbessern. „Mir war klar, dass es dann ein wirklich
internationales Programm sein muss“, erinnert sich die
Historikerin. Roth besuchte verschiedene Schulen in Eng-
land, Frankreich und den Niederlanden und landete an der
Rotterdam School of Management (RSM), die zusammen
mit vier Schulen aus China, Brasilien, Mexiko und den USA
den „One MBA“ anbietet.
„Ich fand es spannend, über mehrere Kontinente hinweg
zu studieren“, erzählt sie. Ihr damaliger Chef und Unter-
nehmensinhaber förderte sie dabei. Den Großteil der Stu-
diengebühren zahlte sie allerdings selbst. Das sei schon
ein langer Entscheidungsprozess gewesen, erinnert sich
die 49-Jährige. Für das Geld hätte sie sich schließlich
auch ein hochwertiges Auto kaufen können. 2008 begann
sie mit dem MBA-Studium und gehörte mit 44 Jahren zur
Gruppe der älteren Teilnehmer.
Fallbeispiel.
Eine Historikerin, die im Vertrieb arbeitete, absolvierte den „One MBA“ der
Rotterdam School of Management (RSM), die mit MBA-Schulen aus China, Brasilien, Mexiko und
den USA kooperiert. Anschließend stieg sie ins Managementteam ihres Arbeitgebers auf.
Manuela Roth.
Alle
zwei Monate ging es
zum Unterricht nach
Rotterdam.
Alle acht bis zehn Wochen fuhr Roth von Mittwoch bis
Samstag zum Unterricht nach Rotterdam. Dazu kamen
einwöchige Module in Asien (Delhi und Hongkong), Latein-
amerika (Monterrey und Sao Paolo), Europa (Rotterdam
und Istanbul) und den USA (Washington), wo sie mit den
mehr als hundert Teilnehmern der vier anderen Schulen
zusammentraf. „Besonders viel hat mir die Arbeit in globa-
len Projekten gebracht“, resümiert sie. So hat sie im Fün-
ferteam mit einem dänischen CEO eines Unternehmens in
Polen und einem Personalberater aus Hongkong eine Feld-
studie über das Marketing von Porsche durchgeführt. Auch
Firmenbesuche standen auf dem Programm. „In Brasilien
stellte uns der Firmenchef persönlich sein Unternehmen
vor und erläuterte uns seine Strategie“, erzählt die Mana-
gerin. „Das war schon wirklich Toplevel.“
Nachdem sie ihren MBA-Abschluss in der Tasche hatte,
wurde ihr Arbeitgeber von dem US-Konzern Insight Solu-
tions, einem der weltweit führenden Komplettanbieter
von Business-to-Business-IT-Lösungen, aufgekauft. Ihr
Chef war plötzlich weg und es war nicht klar, wo sie blei-
ben sollte. Der Übergang von einem inhabergeführten
120-Mann-Betrieb in einen international aufgestellten
Konzern mit 5.500 Mitarbeitern sei schon gravierend
gewesen. „Ohne den MBA wäre ich heute wohl nicht da,
wo ich bin“, ist Roth überzeugt, die inzwischen Mitglied im
deutschen Managementteam der Insight Solutions GmbH
in Mainz-Kastel ist und dort das achtköpfige Team Global &
Projects leitet. „Man hat einfach ein anderes Standing, vor
allem als Geisteswissenschaftler“, sagt Roth.
Heute profitiere sie von dem MBA vor allem in der Zusam-
menarbeit mit ihren internationalen Kollegen. Da müsse
man partnerschaftlich miteinander arbeiten und brauche
ein Verständnis für interkulturelle Unterschiede. Ganz
besonders haben ihr auch die Angebote zum Leadership
Development geholfen, bei denen es um Führung im globa-
len Team und die eigene Persönlichkeitsentwicklung ging.
„Gerade bei der eigenen Wirkung auf andere hat mir die
Interaktion mit der globalen Gruppe viel gebracht“, resü-
miert die Managerin, die es aufgrund ihrer Erfahrungen
schade findet, dass der MBA in Deutschland häufig noch
so unterbewertet wird. Dabei wäre ein internationales Pro-
gramm gerade für viele Deutsche eine Bereicherung. Roth:
„Das Studium fördert es, über die eigenen Schranken hin-
aus zu denken, andere Lösungen zu finden und kreativer
zu sein.“