Seite 26 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_05

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personal- und organisationsentwicklung
26
wirtschaft + weiterbildung
05_2014
Erfolgsbeispiel 1: „Jetset“ Executive MBA
Der Schreibtisch von Christina Fischer steht zwar in Frank-
furt, aber eigentlich könnte die 38-Jährige überall arbeiten.
„Die meiste Zeit bin ich sowieso am Telefon oder im Flug-
zeug“, erzählt sie. Bis sie im November 2012 in die Eltern-
zeit ging, war Fischer Director E-Services and Distribution
bei der Star Alliance GmbH in Frankfurt und betreute dort
die 26 Mitglieds-Airlines.
Nach dem Betriebswirtschaftsstudium an der Universität
Augsburg zog es sie zunächst nach Los Angeles. Dort lan-
dete sie bei der damals neu gegründeten Star Alliance und
baute die Bereiche Verkauf und E-Services mit auf. „Das
war wie ein Start-up“, erinnert sich Fischer. „Wir haben
ja kein eigenes Produkt, sondern helfen die Produkte der
Airlines so zusammenzufassen, dass die Kunden Vor-
teile davon haben.“ Im Jahr 2001 wurden die bisher drei
Standorte der Star Alliance in Los Angeles, Bangkok und
Frankfurt zur Überraschung vieler in Frankfurt am Main
zusammengelegt und die Diplomkauffrau landete wieder in
Deutschland. Dort war sie zunächst als Regional Director
Sales für EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) tätig
und baute lokale Teams zur Kundenbetreuung in strate-
gisch wichtigen Ländern auf.
Nicht zuletzt, weil sich die Airline-Branche ständig ändert,
suchte sie nach einer Möglichkeit, sich international wei-
terzubilden und begann 2007 mit dem Executive MBA, den
die Anderson School of Management an der University of
California in Los Angeles (UCLA) zusammen mit der Natio-
nal University of Singapore (NUS) anbietet. „Wenn schon
MBA, dann wollte ich einen Abschluss einer renommierten
Schule, mit dem ich mich von anderen abheben kann“,
erinnert sie sich. „Einen MBA macht man schließlich nur
einmal.“ Entscheidend war für sie aber der globale Ansatz.
Fallbeispiel.
Weil sich die Anforderungen an ihre Arbeit kontinuierlich änderten, entschied sich
eine Managerin für den Executive MBA, den die Anderson School of Management (University of
California) zusammen mit der National University of Singapore (NUS) anbietet.
Christina Fischer.
Ihr UCLA-NUS Execu-
tive MBA belegte Platz
fünf im Ranking der
Financial Times.
„Nur die wenigsten Deutschen haben doch einen Blick dar-
auf, was in Indien oder China abläuft“, sagt sie. „Ich wollte
einen MBA, durch den ich mir das alles anschauen kann.“
Für das 18-monatige Studium flog sie sechs Mal für je zwei
Wochen nach Singapur, Los Angeles, Shanghai und Ban-
galore. Vor Ort gab es Unterricht und Firmenbesuche. In
China und Indien besuchte die Klasse zum Beispiel die
Produktionsanlagen eines amerikanischen Autoherstel-
lers und die Manufaktur des größten indischen Uhrenher-
stellers. „In Singapur hat uns der CEO selbst durch den
Containerhafen geführt und uns seine Strategie erklärt“,
erzählt Fischer. „So etwas war schon einmalig.“
Besonders begeistert war sie von den Professoren der
NUS. Viele hatten in den USA promoviert und geforscht
und kannten daher beide Welten. „Bei Kooperationspro-
grammen müssen die Schulen viel mehr leisten, um ein
rundes und aktuelles Programm auf die Beine zu stellen“,
ist Fischer überzeugt. Zwar seien die Universitätsstand-
orte Los Angeles und Singapur die festen Säulen des Pro-
gramms, aber je nach Entwicklung der globalen Wirtschaft
könne es künftig zum Beispiel auch ein Modul in Vietnam
oder Brasilien geben.
Die 42 Teilnehmer kamen aus 27 Nationen, alle sprachen
mindestens zwei Sprachen und sie war die einzige, die
aus dem Servicebereich kam. Besonders spannend fand
Fischer die Projekte, bei denen die Studenten im Team
eine konkrete Aufgabe in einem Unternehmen bearbeiten
mussten. Gemeinsam mit fünf Kommilitonen hat sie dabei
in sechs Monaten Vorschläge für die Umstrukturierung der
Abteilung einer japanischen Firma, die Geräte für optische
Messungen herstellt, erarbeitet – für Fischer völliges Neu-
land. „Da musste ich mich ganz schön reinknien“, erinnert
sie sich. Die MBA-Studenten flogen nach Japan, interview-
ten Mitarbeiter und präsentierten ihre Ergebnisse dem
Unternehmen. „Als Manager muss man heute den glo-
balen Markt verstehen“, betont die 38-Jährige. Das gelte
gerade auch für deutsche Mittelständler, von denen einige
global schon sehr erfolgreich seien.
Bezahlt hat sie das Studium selbst, wurde aber bei vol-
lem Gehalt für die Studienzeiten freigestellt. „Ich sehe das
MBA-Studium als Investition in meine Zukunft“, erklärt die
zweifache Mutter, die 2014 wieder in ihren Job einsteigen
will. „Mit zwei MBA-Titeln von zwei Topschulen bin ich ein-
fach viel besser aufgestellt, egal wo ich später einmal lebe
und arbeite.“