Seite 32 - wirtschaft_und_weiterbildung_2014_01

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personal- und organisationsentwicklung
32
wirtschaft + weiterbildung
01_2014
das gemeinsame Arbeiten an einem Pro-
jekt zeit- und raumübergreifend möglich
ist.
Ein neuer Führungsstil ist jetzt
dringend notwendig
Der Mittelmanager steht vor der gewal-
tigen Aufgabe, unter den genannten er-
schwerten Bedingungen die Performance
des virtuellen Teams zu steigern. Dazu
benötigt er neue Kompetenzen und Fä-
higkeiten. Aber er sollte erst einmal den
Druck aus dem Kessel nehmen und sich
vergegenwärtigen, dass er nicht der Erste
ist, der vor diesem Problem steht – es ist
alles schon einmal da gewesen. Das Füh-
ren virtueller Teams und Organisationen
ist keine Erfindung der Moderne.
Schon das persische Reich unter Alexan-
der dem Großen, das römische Reich, das
British Empire, die katholische Kirche,
aber auch die Fugger und die hanseati-
schen Handelshäuser mussten Mittel und
Wege finden, wie sie über Raum und Zeit
hinweg Informationen transportieren,
Strukturen aufbauen, Menschen infor-
mieren, Wissensbereiche verknüpfen,
Datenströme kanalisieren, um eine Ent-
scheidung zu treffen. Angesichts dieser
historischen Gegebenheiten erscheint der
Hype um die Führung virtueller Teams
zuweilen etwas hysterisch.
Natürlich: All dies geschieht heutzutage
in einem potenzierten Ausmaß. Aber den
Kopf in den Sand stecken, gilt nicht. Der
Mittelmanager sollte sich verdeutlichen,
dass er einen kollaborativen Führungs-
stil, ein Führungsdesign 2.0, entwickeln
muss. Der kollaborative Führungsstil er-
laubt es ihm, auch in Zeiten der neuen
Medien Menschen dazu zu bewegen,
zielgerichtet an der Erledigung einer ge-
meinsamen Aufgabe mitzuwirken. Dazu
muss der Mittelmanager vier Kompetenz-
bereiche abdecken.
Kompetenzbereich 1:
Dezentral führen, Macht abgeben
Der Mittelmanager sollte sich davon ver-
abschieden, mit Anweisungen und Di-
Immer mehr Führungskräfte arbeiten mit
Mitarbeitern zusammen, die ihre Büros
nicht mit ihnen zusammen auf einer
Etage, in einem Gebäude oder an einem
Standort haben. Vielmehr sitzen die
Teammitglieder „irgendwo“ in Europa,
auf der Welt oder auch „nur“ irgendwo
anders in Deutschland. Als klassische Ar-
beitsorganisation hat sich längst das Pro-
jektteam etabliert – die Projektarbeit mit
wechselnden Aufgaben und Mitarbeitern,
zeitlich begrenzt und dezentral struktu-
riert.
Besondere Herausforderung für die Mit-
telmanager ist das generationenübergrei-
fende Team: Der Mittelmanager muss
zum einen den „alten Hasen“ führen, der
ganz traditionell das Vieraugen­gespräch
mit seiner Führungskraft sucht. Und
dann ist da zum anderen der Jungspund,
der mit seinem Smartphone verwachsen
scheint und sich nicht wundert, wenn ihn
per Twitter ein Arbeitsauftrag erreicht.
Im Gegenteil – er erwartet das oft gera-
dezu. Die dezentrale Arbeitsweise virtu-
eller Teams spiegelt sich sehr deutlich in
neuen Kommunikationsplattformen wie
„Sharepoint“.
Diese Microsoft-Anwendung ermöglicht,
genau wie die Applikationen anderer
Hersteller, die Arbeit mehrerer Teammit-
glieder, die zu verschiedenen Zeiten an
verschiedenen Orten ihr Wissen und ihre
Problemlösungsvorschläge quasi in ein
einziges riesiges Dokument integrieren.
Das Ganze nennt sich Kollaborations-
plattform. Das Problem: Während der
alte Hase über die Bedeutung des Begriffs
nachgrübelt, wissen die Vertreter der Ge-
neration Y, dass mithilfe dieser Plattform
Virtuelle Teams organisieren
und führen
Führung 2.0.
Mittelmanager müssen virtuelle Teams führen können, deren Mitglieder
sich oft noch nie persönlich getroffen haben und auch nie treffen werden. Trotzdem
sollen sie Teamgeist „herstellen“. Das gelingt ihnen umso besser, je kompetenter sie
die Kommunikationsgewohnheiten und die Medienexpertise ihrer Mitarbeiter
einschätzen können.
Dr. Reiner
Czichos
ist Exper te für
professionel les
Ve r ä n d e r u n g s ­
management und arbeitet seit über
36 Jahren als Trainer, Berater, Mode­
rator, Organisations- und Personalent­
wickler. Unter dem Motto „Das einzig
Stabile ist die Veränderung – und Ver­
änderung ist Fortschritt“ wendet er
sich mit den Beratungs- und Trainings­
leistungen seines Unternehmens
CTN (Consulting & Training Network,
München) an Unternehmen, die unter
Veränderungsdruck stehen. Mit Hilfe
seiner langjährigen Erfahrung zeigt er
Führungskräften, wie sie erfolgreich
Change-Prozesse implementieren.
CTN
Merkstraße 19
82405 Wessobrunn
Tel. 08809 922704
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