Seite 53 - wirtschaft_und_weiterbildung_2014_10

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10_2014
wirtschaft + weiterbildung
53
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Halle 2.1 der Kölnmesse:
Hier im „Forum 1“ treten täglich die Keynote-Speaker, die großen Publikumsmagneten, auf.
wir, dass das nicht nur Spaß und Spiel
ist? Wie können wir den Mitarbeitern
zeigen, dass es der Führungsriege damit
wirklich ernst ist? Jeder Mensch hat ein
großes Kreativitätspotenzial. Wir alle
tragen viele Ideen in uns, also die Fähig-
keit, uns Dinge völlig neu vorzustellen.
Aber viele Leute glauben, das Problem
sei die Menge an Ideen oder das Fehlen
von Ideen. Ich kenne Hunderte von Un-
ternehmen, die sagen, sie haben nicht
genug Ideen. Aber das ist völlig falsch.
Ich habe noch nie einen Betrieb kennen-
gelernt, dem es an Ideen mangelte, nie-
mals, nirgends – und ich habe schon mit
den langweiligsten Unternehmen des Pla-
neten zusammengearbeitet. Der Punkt ist
vielmehr: Sie sind unglaublich gut darin,
Ideen zu zerstören. Sie sind so gut darin,
dass sie es nicht einmal merken.
Was sind die größten Kreativitätskiller
in Unternehmen?
Rehn:
Wir killen unsere Ideen, indem
wir so Sachen denken wie: „Wie bin ich
nur auf diese verrückte, bizarre Idee ge-
kommen. Oh Gott, das kann ich niemand
erzählen, da lachen sich alle tot.“ Wir
tun es, indem wir über eine neue Lösung
nachdenken und uns sagen: „So könnte
ich es machen, aber ich müsste meinen
Chef fragen.“ oder „Das ist zu viel Ar-
beit.“ Was auch oft vorkommt: Mitarbei-
ter schlagen ihren Führungskräften etwas
vor und die zucken nur mit den Schultern
oder gähnen. Dann sagen sich die Leute:
„Das mache ich nie wieder.“
Wie können HR-Manager mit diesem
Hintergrundwissen eine positive
Kreativitätskultur fördern?
Rehn:
Na ja, da gibt es viele verschiedene
Aspekte, aber hauptsächlich brauchen sie
drei Dinge: Respekt, Verantwortung und
das Gleichgewicht von Geben und Neh-
men. Für eine Kultur des Respekts ist es
wichtig, dass HR-Manager darüber nach-
denken, wie Ideen und Kreativität im Un-
ternehmen verteilt sind. Neigt die Orga-
nisation dazu, Vorschläge zu ignorieren,
weil sie von Beschäftigten kommen, die
nicht die nötige Position in der Unterneh-
menshierarchie haben? Außerdem sollte
HR eine Kultur anstreben, in der sich
die Mitarbeiter für ihre Ideen und deren
Erfolg verantwortlich fühlen. Das hat
viel damit zu tun, wie wir Anreize set-
zen, wie wir neue Ideen belohnen. Und
das beinhaltet auch negativen Druck –
etwa, indem Personaler zu den Mitarbei-
tern gehen und sagen: „Du darfst nicht
so arbeiten wie immer und nach Vorbil-
dern oder Best Practice fragen.“ Der dritte
Punkt ist Reziprozität, das Gleichgewicht
von Geben und Nehmen. Wie ich vorhin
schon sagte: Wir können nicht Kreativität
fordern, ohne die nötigen Bedingungen
dafür zu schaffen.
Inwiefern verändert die Anwendung von
Social Media die Kreativitätskultur von
Unternehmen?
Rehn:
Social Media kann ungeheuer ef-
fektiv sein und hat schon viele Menschen
in die Lage versetzt, ihre Ideen weiter zu
Foto: Zukunft Personal 2013/Franz Pfluegl