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wirtschaft + weiterbildung
10_2014
sogar zerstörende Kreativität in Unterneh-
men Bahn bricht. Und was ich noch viel
interessanter finde: Wie kann die Art und
Weise, wie wir über Kreativität sprechen,
uns daran hindern, sie zu erreichen?
Und wie kann uns dies daran hindern?
Rehn:
Wir sollten uns daran erinnern,
dass es nicht genügt, im Unternehmen
herumzurennen und von Mitarbeitern
Kreativität zu fordern. Das ist ein Denk-
fehler – so funktioniert das einfach nicht.
Stattdessen muss in Organisationen eine
Diskussion entstehen rund um die Fra-
gen: Wenn wir Kreativität einfordern, wie
stellen wir die entsprechenden Ressour-
cen sicher? Wenn wir jemand in ein Kre-
ativitätsprojekt stecken, wie garantieren
Auf der Zukunft Personal werden Sie von
innovativen Unternehmen berichten.
Wie würden Sie Kreativität und Innova-
tion in der Arbeitswelt definieren?
Alf Rehn:
Bei meiner Forschung und bei
meiner Arbeit mit Unternehmen weltweit
habe ich zunehmend festgestellt, dass wir
Kreativität gern vereinfachen – indem wir
sie auf ein ganz bestimmtes Ding oder
einen ganz bestimmten Prozess reduzie-
ren. Wir machen aus Kreativität etwas,
was wir schon kennen, ein Best-Practice-
Beispiel. Die meisten Industriezweige
oder Unternehmensfelder haben ihre be-
vorzugten Rollenmodelle. Manche möch-
ten Apple kopieren, manche Google,
manche Philips oder 3M. Doch bei dem
Versuch, die Kreativität anderer nachzu-
ahmen, begrenzen wir unsere Fähigkei-
ten und Möglichkeiten, wirklich neue
Arbeitsformen, neue Produkte oder neue
Dienstleistungen zu kreieren. Wenn Sie
mich also um eine Definition von Kreati-
vität bitten, sage ich: Nein, ich will Ihnen
keine liefern. Mir geht es darum, wie wir
neue Kulturen schaffen, die jenseits sol-
cher Definitionen stehen.
Ihrer Meinung nach können Unterneh-
men also nichts von Best-Practice-
Beispielen lernen?
Rehn:
Selbstverständlich können sie das,
zumindest teilweise. Aber es ist gefähr-
lich zu glauben, dass es nur eine feste
Form von Kreativität gibt. Dann stecken
wir in dieser Vorstellung fest, während
wir uns ganz generell mit kreativen Kul-
turen beschäftigen sollten. Deshalb hat
mich immer interessiert, wie sich echte,
manchmal auch schockierende oder
„Wer immer mehr Kreativität
will, macht Mitarbeiter müde“
ZUKUNFT PERSONAL.
Warum sind Unternehmen nicht kreativ, obwohl die Chefs
Innovationen massiv fordern? Darüber sprachen wir mit Alf Rehn, Management-
Professor an der Åbo University, Finnland, und „Enfant Terrible“ der Business-
Vordenker. Er wird am Dienstag, 14. Oktober, auf der „Zukunft Personal 2014“ eine
Keynote halten zum Thema „Wie Ideen in klassischen Unternehmen sterben“.
Alf Rehn.
Er ist Lehrstuhlinha-
ber für Management und Orga-
nisation an der Åbo Akademi
University in Finnland. Vorher
war er Professor für Innovation
und Entrepreneurship am
Royal Institute of Technology in
Stockholm.