messen und kongresse
            
            
              52
            
            
              wirtschaft + weiterbildung
            
            
              10_2014
            
            
              sogar zerstörende Kreativität in Unterneh-
            
            
              men Bahn bricht. Und was ich noch viel
            
            
              interessanter finde: Wie kann die Art und
            
            
              Weise, wie wir über Kreativität sprechen,
            
            
              uns daran hindern, sie zu erreichen?
            
            
              Und wie kann uns dies daran hindern?
            
            
              Rehn:
            
            
              Wir sollten uns daran erinnern,
            
            
              dass es nicht genügt, im Unternehmen
            
            
              herumzurennen und von Mitarbeitern
            
            
              Kreativität zu fordern. Das ist ein Denk-
            
            
              fehler – so funktioniert das einfach nicht.
            
            
              Stattdessen muss in Organisationen eine
            
            
              Diskussion entstehen rund um die Fra-
            
            
              gen: Wenn wir Kreativität einfordern, wie
            
            
              stellen wir die entsprechenden Ressour-
            
            
              cen sicher? Wenn wir jemand in ein Kre-
            
            
              ativitätsprojekt stecken, wie garantieren
            
            
              Auf der Zukunft Personal werden Sie von
            
            
              innovativen Unternehmen berichten.
            
            
              Wie würden Sie Kreativität und Innova-
            
            
              tion in der Arbeitswelt definieren?
            
            
              Alf Rehn:
            
            
              Bei meiner Forschung und bei
            
            
              meiner Arbeit mit Unternehmen weltweit
            
            
              habe ich zunehmend festgestellt, dass wir
            
            
              Kreativität gern vereinfachen – indem wir
            
            
              sie auf ein ganz bestimmtes Ding oder
            
            
              einen ganz bestimmten Prozess reduzie-
            
            
              ren. Wir machen aus Kreativität etwas,
            
            
              was wir schon kennen, ein Best-Practice-
            
            
              Beispiel. Die meisten Industriezweige
            
            
              oder Unternehmensfelder haben ihre be-
            
            
              vorzugten Rollenmodelle. Manche möch-
            
            
              ten Apple kopieren, manche Google,
            
            
              manche Philips oder 3M. Doch bei dem
            
            
              Versuch, die Kreativität anderer nachzu-
            
            
              ahmen, begrenzen wir unsere Fähigkei-
            
            
              ten und Möglichkeiten, wirklich neue
            
            
              Arbeitsformen, neue Produkte oder neue
            
            
              Dienstleistungen zu kreieren. Wenn Sie
            
            
              mich also um eine Definition von Kreati-
            
            
              vität bitten, sage ich: Nein, ich will Ihnen
            
            
              keine liefern. Mir geht es darum, wie wir
            
            
              neue Kulturen schaffen, die jenseits sol-
            
            
              cher Definitionen stehen.
            
            
              Ihrer Meinung nach können Unterneh-
            
            
              men also nichts von Best-Practice-
            
            
              Beispielen lernen?
            
            
              Rehn:
            
            
              Selbstverständlich können sie das,
            
            
              zumindest teilweise. Aber es ist gefähr-
            
            
              lich zu glauben, dass es nur eine feste
            
            
              Form von Kreativität gibt. Dann stecken
            
            
              wir in dieser Vorstellung fest, während
            
            
              wir uns ganz generell mit kreativen Kul-
            
            
              turen beschäftigen sollten. Deshalb hat
            
            
              mich immer interessiert, wie sich echte,
            
            
              manchmal auch schockierende oder
            
            
              „Wer immer mehr Kreativität
            
            
              will, macht Mitarbeiter müde“
            
            
              ZUKUNFT PERSONAL.
            
            
              Warum sind Unternehmen nicht kreativ, obwohl die Chefs
            
            
              Innovationen massiv fordern? Darüber sprachen wir mit Alf Rehn, Management-
            
            
              Professor an der Åbo University, Finnland, und „Enfant Terrible“ der Business-
            
            
              Vordenker. Er wird am Dienstag, 14. Oktober, auf der „Zukunft Personal 2014“ eine
            
            
              Keynote halten zum Thema „Wie Ideen in klassischen Unternehmen sterben“.
            
            
              Alf Rehn.
            
            
              Er ist Lehrstuhlinha-
            
            
              ber für Management und Orga-
            
            
              nisation an der Åbo Akademi
            
            
              University in Finnland. Vorher
            
            
              war er Professor für Innovation
            
            
              und Entrepreneurship am
            
            
              Royal Institute of Technology in
            
            
              Stockholm.