10_2014
wirtschaft + weiterbildung
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Plötzlich entsteht ein Überblick, eine
Wahrnehmung für den gesamten Prozess,
dessen Schwachstellen und auch für die
Notwendigkeit einer Weiterentwicklung
der Kommunikation und Klärung der Ver-
antwortlichkeiten.
Ein solcher Prozess ist immer auch Aus-
druck der Unternehmenskultur: Wie
funktioniert die Kommunikation zwi-
schen den Abteilungen – insbesondere
dann, wenn es Probleme gibt? Wird die
Verantwortung für das Ergebnis gemein-
sam getragen oder gibt es Ressentiments?
Verständnis, Reflexion und Kommunika-
tion: Bei der Prozessbeschreibung geht
es weniger um technische Details, son-
dern vor allem um die „weichen“ Kom-
ponenten des Prozesses. Dadurch hebt
sich die Prozess-Visualisierung von den
herkömmlichen Prozessbeschreibungen
klar und deutlich ab. In Bildern liegt au-
ßerdem die Chance, bei einer Prozessop-
timierung schneller zu einem gemeinsa-
men Verständnis und Lösungsansätzen
zu kommen, als über Sprache. Die visuell
vereinfachten Zusammenhänge lassen
Spielraum für individuelle Interpretatio-
nen. So droht sich der Optimierungspro-
zess nicht in der Diskussion einzelner
Formulierungen zu verlieren. Ein weiterer
Vorteil: Visualisierung schafft eine posi-
tive Stimmung.
Manchmal hilft visualisieren
mehr als diskutieren
Die Betrachter haben Spaß an den Bil-
dern, lachen über eine bestimmte Meta-
pher oder die Art der Darstellung. Wert-
schätzender Humor gilt als nützlicher
Helfer für ein gutes Workshop-Klima.
Wird für einen Vorgang im Unternehmen
so eine aufwendige Visualisierung be-
trieben, bekommen die Mitarbeiter ver-
mittelt: „Dieser Prozess ist wichtig!“ und
„Ihr seid wichtig für diesen Prozess und
das Unternehmen!“ Das Unternehmen
setzt dabei erfolgreich auf die Expertise
der eigenen Mitarbeiter. „Jedes starke
Bild wird Wirklichkeit“, schreibt Anto-
ine de Saint-Exupéry. Damit die in den
Workshops entstandenen Prozessbilder,
vor allem die des optimierten Ablaufes,
Wirklichkeit werden, wird nach dessen
Abschluss ein Fotoprotokoll erstellt und
dem Unternehmen zur Verfügung ge-
stellt. Die Visualisierungen können nun
für Ausstellungen oder Präsentationen
aller Art weiter genutzt werden. Den Teil-
nehmern dienen die Visualisierungen als
bildliches Protokoll. Mit ihrer Hilfe kön-
nen die Workshop-Ergebnisse auch an
Personen eindrücklich vermittelt werden,
die bei der Veranstaltung nicht anwesend
waren. Starke Bilder visualisieren nicht
nur Fakten. Sie transportieren Energie,
erreichen den Betrachter auf emotionaler
Ebene und wirken so nachhaltig.
Brigitte Seibold
Vorher/Nachher.
Die Bilder in
der oberen Hälfte dieser Dop-
pelseite zeigen den „alten“
Prozess, die Bilderreihe unten
verdeutlicht die neuen, besser
strukturierten Abläufe.