personal- und organisationsentwicklung
            
            
              34
            
            
              wirtschaft + weiterbildung
            
            
              10_2014
            
            
              R
            
            
              ihres Alltagslebens. Trotzdem sind viele
            
            
              Personalverantwortliche in den Unterneh-
            
            
              men und Organisationen verunsichert.
            
            
              Und zahlreiche Unternehmen stellen ihre
            
            
              Personalkonzepte infrage. Die Ursache
            
            
              hierfür ist aber nicht die Generation Y.
            
            
              Die Ursachen liegen tiefer und sind eher
            
            
              soziologischer sowie mikro- und makro
            
            
              ökonomischer Natur. Einige Ursachen
            
            
              seien hier genannt:
            
            
              1.
            
            
              Gute Bewerber sind rar und haben
            
            
              die Qual der Wahl.
            
            
              Trotz Finanz- oder Eurokrise läuft die
            
            
              Wirtschaft in Deutschland, Österreich
            
            
              und der Schweiz wie geschmiert. Das
            
            
              spiegelt sich im Arbeitsmarkt wider. Hier
            
            
              herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Das
            
            
              heißt, gute Fach- und Führungskräfte sind
            
            
              rar. Entsprechend selbstbewusst können
            
            
              gut qualifizierte Stellensucher (in Mangel-
            
            
              berufen) agieren.
            
            
              Sie können potenzielle Arbeitgeber, weil
            
            
              sie mehrere Optionen haben, mit Forde-
            
            
              rungen konfrontieren, die zum Beispiel
            
            
              (Hoch-)Schulabsolventen in Spanien
            
            
              oder Griechenland nur bedingt stellen
            
            
              könnten. Daraus ergibt sich die Heraus-
            
            
              forderung für Unternehmen: Sie müssen
            
            
              sich als attraktive Arbeitgeber profilieren
            
            
              und um die begehrten, weil raren Arbeits-
            
            
              kräfte aktiv werben.
            
            
              2.
            
            
              Die Bevölkerung vergreist. Der Anteil
            
            
              der Jungen sinkt.
            
            
              Nicht nur die Bevölkerung ergraut, auch
            
            
              die Belegschaften vieler Betriebe weisen
            
            
              einen hohen Anteil älterer Arbeitnehmer
            
            
              auf. Entsprechend viele junge Mitarbeiter
            
            
              müssen sie in den kommenden Jahren für
            
            
              sich gewinnen, um die Abgänge durch
            
            
              Verrentungen zu kompensieren. Das fällt
            
            
              Unternehmen in einem Umfeld, in dem
            
            
              qualifizierte Arbeitnehmer ohnehin rar
            
            
              sind, schwer. Daraus folgt die Herausfor-
            
            
              derung: Die Unternehmen müssen eine
            
            
              vorausschauende Personalpolitik betrei-
            
            
              ben und ihr Aus- und Weiterbildungs-
            
            
              engagement erhöhen, damit ihnen auch
            
            
              künftig die Mitarbeiter mit der benötigten
            
            
              Qualifikation zur Verfügung stehen.
            
            
              3.
            
            
              Das Bildungsniveau steigt.
            
            
              In den zurückliegenden Jahrzehnten stieg
            
            
              das schulische Bildungsniveau und auch
            
            
              die Zahl der Hochschulabsolventen. Das
            
            
              kommt einerseits dem Bedarf der Unter-
            
            
              nehmen entgegen, weil viele Aufgaben-
            
            
              stellungen in ihnen heute eine höhere
            
            
              Qualifikation erfordern. Zugleich haben
            
            
              die höher qualifizierten Mitarbeiter aber
            
            
              höhere Erwartungen an ihre Arbeitgeber.
            
            
              Deshalb müssen sich die Unternehmen
            
            
              verstärkt Gedanken darüber machen, wie
            
            
              sie gut qualifizierten Mitarbeitern eine
            
            
              Entwicklungsperspektive jenseits der
            
            
              Führungslaufbahn bieten können, damit
            
            
              sich diese an sie binden.
            
            
              4.
            
            
              Die Zahl der jungen Erben steigt.
            
            
              Für die meisten gut qualifizierten Hoch-
            
            
              schulabgänger heute gilt: Ihre Eltern
            
            
              waren ebenfalls Akademiker und/oder
            
            
              zählten zu den Besserverdienenden in der
            
            
              Gesellschaft. Deshalb ist für viele abseh-
            
            
              bar, dass sie irgendwann ein mehr oder
            
            
              minder großes Vermögen erben werden
            
            
              – auch weil das Erbe auf immer weniger
            
            
              Kinder verteilt werden muss. Also ent-
            
            
              fällt für manchen jungen Arbeitnehmer
            
            
              die Triebfeder „Vermögensaufbau“ –
            
            
              sei es, um sozial aufzusteigen oder fürs
            
            
              Alter vorzusorgen. Deshalb müssen die
            
            
              Unternehmen sich überlegen: Wie kön-
            
            
              nen wir hoch qualifizierte Mitarbeiter
            
            
              motivieren und an uns binden, deren
            
            
              Existenz und sozialer Status auch ohne
            
            
              Erwerbsarbeit (in absehbarer Zeit) gesi-
            
            
              chert ist und die zumindest finanziell auf
            
            
              den Job bei uns nicht angewiesen sind?
            
            
              Generation Y und Babyboomer: Viele Gemeinsamkeiten
            
            
              „Zwischen der Generation Y und den Babyboomern zeigen
            
            
              sich entgegen der landläufigen Ansicht vergleichsweise
            
            
              geringe Unterschiede bei der Arbeits- und Freizeitorientie-
            
            
              rung. Aber sie haben ein falsches Bild voneinander“, sagt
            
            
              Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des
            
            
              Fehlzeiten-Report 2014.
            
            
              Jüngere und ältere Beschäftigte schätzen sich in vielerlei Hinsicht
            
            
              gegenseitig falsch ein. Dies ist ein Ergebnis einer aktuellen Umfrage im „Fehlzeiten-Report
            
            
              2014“ (Springer-Verlag, Heidelberg und Berlin, August 2014, 575 Seiten, 54,99 Euro).
            
            
              Verlag.
            
            
              Hier in Berlin
            
            
              betreut der Springer
            
            
              Verlag den jährlich
            
            
              erscheinenden
            
            
              „Fehlzeiten-Report“.
            
            
              Wissenschaftlichen Instituts der AOK und Mitherausgeber
            
            
              des Fehlzeiten-Reports. Im Generationenvergleich zeigen
            
            
              sich überraschenderweise vor allem Gemeinsamkeiten. So
            
            
              werden beispielsweise ein sicherer Arbeitsplatz und eine
            
            
              Arbeit, die Spaß macht, von fast allen Angehörigen bei-
            
            
              der Generationen als wichtig eingeschätzt, genauso wie
            
            
              wertvolle Arbeitsinhalte und die Vereinbarkeit von Familie
            
            
              und Beruf. Als weniger wichtig wird hingegen von beiden
            
            
              Generationen gleichermaßen der Bereich Prestige wie ein
            
            
              hohes Einkommen und die Ausübung eines angesehenen
            
            
              Berufs beurteilt.
            
            
              Der Report beschreibt unter anderem, wie Betriebe den
            
            
              Herausforderungen der demografischen Entwicklung
            
            
              erfolgreich begegnen können.