R
            
            
              10_2014
            
            
              wirtschaft + weiterbildung
            
            
              29
            
            
              Vorbereitung.
            
            
              Lerntransfer
            
            
              beginnt nicht erst bei der
            
            
              Weiterbildung: Vorab sollten
            
            
              Führungskräfte mit ihren
            
            
              Mitarbeitern genau die
            
            
              Zielsetzung klären.
            
            
              zusehen hat. Wichtig ist, dass sie im Be-
            
            
              trieb fest etabliert ist und einer gewissen
            
            
              Regelmäßigkeit folgt. Die Art der Maß-
            
            
              nahmen um die Fortbildung herum sowie
            
            
              den Zeitabstand zwischen ihnen sollte
            
            
              jedes Unternehmen selbst bestimmen.
            
            
              Daneben braucht es eine gewisse Feh-
            
            
              lertoleranz, um den Teilnehmern einer
            
            
              Weiterbildung Raum zu geben, sich aus-
            
            
              zuprobieren. Denn zum einen können sie
            
            
              neu Erlerntes nicht von Anfang an perfekt
            
            
              anwenden. Zum anderen dauert es seine
            
            
              Zeit, eingefahrene Prozesse zu ändern.
            
            
              Probleme treten immer wieder auf, wenn
            
            
              Unternehmen ihren Mitarbeitern nicht ge-
            
            
              nügend Zeit dafür einräumen.
            
            
              Zielsetzung genau klären
            
            
              Doch der Transfer des Erlernten in die
            
            
              Praxis beginnt nicht erst nach der Wei-
            
            
              terbildung. „Neben dem Training ist vor
            
            
              allem die Vor- und Nachbereitung für
            
            
              einen nachhaltigen Erfolg entscheidend“,
            
            
              weiß Andreas Materne, Inhaber von Ma-
            
            
              terne Training. „Veränderungen brauchen
            
            
              Zeit zumWachsen. Manchmal tun sie das
            
            
              relativ langsam. Deshalb benötigen Ler-
            
            
              ner immer wieder neue Impulse“, so Ma-
            
            
              terne. Mit entsprechenden Maßnahmen
            
            
              vor dem Seminar und währenddessen
            
            
              können Unternehmen den Weg bereits
            
            
              ebnen. Aus diesem Grund sollten Füh-
            
            
              rungskräfte vor einer Bildungsmaßnahme
            
            
              mit den teilnehmenden Mitarbeitern da-
            
            
              rüber sprechen, welche Arbeitsabläufe
            
            
              oder welches Verhalten sie durch die Bil-
            
            
              dungsmaßnahme verändern und optimie-
            
            
              ren können. Je genauer die Zielsetzung
            
            
              erfolgt, desto besser ist es.
            
            
              Der Fokus der Bildungsmaßnahme sollte
            
            
              dabei auf fallbezogenen, praxisnahen
            
            
              Übungen liegen. Idealerweise nimmt ein
            
            
              Mitarbeiter an Maßnahmen teil, die ent-
            
            
              weder sein aktuelles Problem lösen oder
            
            
              ihm helfen, künftige Herausforderungen
            
            
              zu meistern. Denn wenn der Teilnehmer
            
            
              einen individuellen Nutzen bei seiner
            
            
              Weiterbildung erkennt, wird er auch ver-
            
            
              suchen, die Erkenntnisse am Arbeitsplatz
            
            
              einzusetzen. Gleiches gilt, wenn die Maß-
            
            
              nahme optimal auf seinen Kenntnisstand
            
            
              abgestimmt ist, er also nicht doppelt oder
            
            
              auf Vorrat lernt. „Sinnvoll ist, wenn der
            
            
              Mitarbeiter am Ende des Trainings für
            
            
              sich persönlich drei Umsetzungsziele
            
            
              formuliert und konkrete Maßnahmen
            
            
              entwickelt, wie er diese erreichen kann“,
            
            
              empfiehlt Materne. Im Anschluss an die
            
            
              Bildungsmaßnahme sollten Unternehmen
            
            
              Mitarbeiter zudem mit Transfer-Tools wie
            
            
              Checklisten, Leitfäden, Umsetzungsplä-
            
            
              nen oder Lerntagebüchern bei der Um-
            
            
              setzung unterstützen. Welche Werkzeuge
            
            
              hier zum Einsatz kommen, kann das
            
            
              Unternehmen entsprechend der eigenen
            
            
              Kultur und nach Präferenzen des Mitar-
            
            
              beiters entscheiden.
            
            
              Doch nicht nur der Teilnehmer selbst,
            
            
              sondern auch Kollegen und somit das
            
            
              ganze Unternehmen können von der
            
            
              Bildungsmaßnahme profitieren. Dazu
            
            
              sollten geschulte Mitarbeiter ihr Gelern-
            
            
              tes direkt weitergeben – etwa, indem sie
            
            
              ihr neues Wissen im Teammeeting vor-
            
            
              stellen. Alternativ können Mitarbeiter die
            
            
              neuen Erkenntnisse auch in eine Wis-
            
            
              sensdatenbank eintragen oder in einer
            
            
              Mitarbeiterakademie Vorträge für die
            
            
              Kollegen halten. Denkbar sind auch soge-
            
            
              nannte Lerntandems, bei denen sich zwei
            
            
              Mitarbeiter gegenseitig auf den neuesten
            
            
              Stand bringen.
            
            
              Erfolg messen – nur wie?
            
            
              Ob ein Mitarbeiter letztlich etwas ge-
            
            
              lernt hat und auch anwendet, ist jedoch
            
            
              schwer zu beurteilen und noch schwe-
            
            
              rer zu messen. Denn das Lernen pas-
            
            
              siert auf einer persönlichen Ebene, die
            
            
              einer Steuerung und Einsicht von außen
            
            
              schwer zugänglich ist. Das Bildungsma-
            
            
              nagement kann allerdings, zum Beispiel
            
            
              mithilfe von Fragebögen, die Übertra-
            
            
              gung des Gelernten in den Arbeitsalltag
            
            
              ermitteln. Alternativ können Vorgesetzte
            
            
              den Transfererfolg beurteilen. Dort, wo
            
            
              es möglich und machbar ist, sollten Un-
            
            
              ternehmen konkrete Kennzahlen für den
            
            
              Transfererfolg nutzen. Diese Vorgehens-
            
            
              weise funktioniert jedoch nur im Einzel-
            
            
              fall – abhängig von den jeweiligen Zielen
            
            
              der Maßnahme. Bietet ein Unternehmen
            
            
              beispielsweise einen Excel-Kurs mit der
            
            
              Zielsetzung an, dass die Teilnehmer im
            
            
              Anschluss an das Seminar Pivot-Tabellen
            
            
              mit einer Zeitersparnis von zehn Prozent
            
            
              erstellen können, ist der Erfolg messbar.
            
            
              Das Bildungsmanagement kann in dem
            
            
              Fall ermitteln, wie lange der Mitarbeiter
            
            
              dafür braucht und gegebenenfalls ein
            
            
              Einzeltraining ansetzen, falls die Maß-
            
            
              nahme nicht den gewünschten Erfolg
            
            
              gebracht hat. Wichtig ist dabei, vor der
            
            
              Bildungsmaßnahme einen Messpunkt
            
            
              einzurichten. Denn um eine Verände-
            
            
              rung festzustellen, benötigt man einen
            
            
              Vergleichswert. Nur wenn Informationen
            
            
              von Verhalten oder Kenntnisstand vorher
            
            
              Foto: Tüv Süd