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wirtschaft + weiterbildung
01_2013
arbeitsschutzrechtliche Verankerung von
Betriebspsychologen analog zu Betriebs
ärzten in Unternehmen gefordert wird,
dann könnte man Mahlmanns Angst vor
einer Überpsychologisierung eventuell
nachvollziehen. Aber beim „Report Psy
chologie“ handelt es sich um das Medium
des größten deutschen Psychologenver
bands, der manchmal öffentlichkeits
wirksam für seine Legitimation wirbt. Wo
um Himmels willen ist es aber tatsächlich
in der Wirtschaft so, dass Mitarbeiter ein
„Rundumsorglospaket“ von ihrem Chef
erwarten können?
Wo gibt es Massage oder Psychothera
pie vom Vorgesetzten nach dem Motto:
„Hier hypnotisiert der Chef persönlich?“.
Ich habe solche Betreuungsverhältnisse
weder als Führungskraft in den Unter
nehmen, für die ich gearbeitet habe, noch
als selbstständiger Coach und Organisati
onsberater in der Wirtschaft angetroffen.
Dass sich Unternehmen wegen der demo
graphischen Entwicklung Gedanken um
die Attraktivität ihrer Arbeitsplätze ma
chen, bedeutet noch nicht, dass sie sich
gleich in Wellness-Oasen verwandeln.
Nicht das Kind mit dem Bade
ausschütten
Mahlmann möchte eine Diskussion an
stoßen, das ist ehrenwert und aus der
Sicht eines psychologischen Fachmannes,
für den ich mich nach 20 Jahren Berufs
erfahrung halten darf, beweist sie ein
durchaus gutes Überblickswissen über
die Materie, sowohl was die psychothera
peutischen Strömungen des letzten Jahr
hunderts als auch was die Schnittstelle
Wenn es nach Regina Mahlmann geht,
dann kann man die Psychologie als eine
Droge betrachten, die seit 70 Jahren die
Unternehmen und die Köpfe der Füh
rungskräfte umnebelt. Entzug ist daher
angesagt, um von diesem Übel zu gene
sen. Immer und immer wieder beschwört
sie, fast gebetsmühlenartig, auf den ers
ten 170 Seiten ihre Argumentation: Die
Personalabteilungen habe den Führungs
kräften eine ständig wachsende Anzahl
psychologischer Versorgungspflichten „in
ihr Führungspflichtenheft geschrieben“
und sie so quasi zu wehrlosen Eltern ge
macht, die für ihre Mitarbeiter wie für
maßlose Kinder zu sorgen hätten.
Wenn man zum Beispiel Julia Scharn
horsts Artikel „Burnout – die neue Volks
krankheit?“ im „Report Psychologie“
(11/12 - 2012) liest, in dem am Ende die
Soziologin warnt
vor zu viel
Psychologie im
Business
Rezension.
Deutschlands Führungskräfte werden immer stärker in die Rolle eines
Therapeuten ihrer Mitarbeiter gedrängt, behauptet die Soziologin Dr. Regina Mahlmann
in ihrem im September 2012 erschienenen Buch „Unternehmen in der Psychofalle.
Mein Coach. Mein Therapeut. Mein Chef“. Wir haben einen Business Coach um eine
Einschätzung dieser Streitschrift gebeten.
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