Seite 43 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_01

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01_2013
wirtschaft + weiterbildung
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r
spült werden. Und dann haben Sie den
Frust und die Zeitverschwendung, Ihre
Tagespläne neu zu erstellen, und wieder
neu zu erstellen und wieder neu zu er-
stellen. Oder nehmen Sie den Ratschlag
„Beginnen Sie den Tag mit einer sehr
wichtigen Aufgabe. Erst dann schauen
Sie in Ihre Mails oder hören den Anruf-
beantworter ab.“ Das mag für sehr struk-
turierte, gut planbare Berufe gehen – al-
lerdings frage ich mich, wo es die heute
noch gibt. Ist unser Berufsalltag nicht zu-
nehmend kreativ-chaotisch? Ist schnelles,
flexibles und bestimmtes Agieren in sich
rasch ändernden Situationen nicht die
wichtigste Kernkompetenz, die Berufstä-
tige brauchen? Wie oft haben Sie schon
den obigen Tipp beherzigt und eine auf-
wändige Präsentation in aller Frühe er-
stellt. Nur um dann eine Mail im Postfach
zu finden, dass das betreffende Meeting,
in dem Sie den ach so wichtigen Vortrag
halten sollten, auf unbestimmte Zeit ver-
schoben wurde.
Vielleicht sagen Sie jetzt: „Na, das muss
doch jeder selbst wissen, wie er den Tag
beginnt.“ Ja, sicher. Aber das Problem
ist, dass sich Leser, Seminarteilnehmer
oder Vortragsgäste gerne an solchen „Re-
geln“ orientieren wollen. Und sich dann
schlecht fühlen, wenn es bei ihnen im
Alltag einfach nicht klappt. Das frustriert
und meist suchen die Menschen den Feh-
ler dann bei sich („Ich kann mich einfach
nicht organisieren!“) und nicht im Sys-
tem.
Deshalb ist es wichtig, ein Zeit- und
Selbstmanagement zu entwickeln, das
dem Alltag des Einzelnen gerecht wird.
Also weg von 0815-Methoden und hin zu
individuellen Lösungen, die in der jewei-
ligen Praxis wirklich funktionieren. Das
geht freilich nicht mit der Gießkanne.
Hier ist individuelles Trainieren und Coa-
chen von Anfang an das Richtige, und
auch im Seminar (bei kleinen Gruppen)
möglich.
3 Die Keine-Frage-der-
Generation-Lüge
Achtung Führungskräfte und Persona-
ler! Die Generation Y rückt an – und mit
ihnen neue Ansprüche an Arbeit, Freiheit
und den eigenen Arbeitsplatz. Sie arbei-
ten lieber in virtuellen Teams anstatt in
tiefen Hierarchien, sie fordern Eigenver-
antwortung und Freiräume, die eigenen
Ideen auszuleben. Die Grenzen zwischen
Arbeit und Privatleben verschwimmen.
Die „Digital Natives“ wurden groß mit In-
ternet und mobiler Kommunikation und
sind deshalb heute fast immer online. Ihr
Wunsch-Arbeitsplatz: mobil, unterwegs,
mit vielen Freiheiten und Abwechslung.
Sie suchen Herausforderungen, die Tätig-
keit muss für sie spannend und immer
wieder neu sein.
Und deshalb passen die traditionellen
Zeitmanagementtipps für die Generation
Y überhaupt nicht mehr. Über den Tipp
„Rufen Sie maximal dreimal pro Tag en
bloc Ihre Mails ab“ können die Digital
Natives nur müde grinsen. Ein Alltag
ohne virtuelle Kommunikation ist nicht
denkbar. Um dennoch „abschalten“ zu
lernen und sich nicht von den Dring-
lichkeiten der anderen hetzen zu lassen,
brauchen die Onliner neue Wege. Nicht
der „Ausknopf“ am Gerät wird ihnen hel-
fen zur Ruhe zu kommen, sondern men-
tale Strategien und Selbstbewusstsein
sind ihr Schlüssel zur Erholung.
4 Die Effizienz-Lüge
Arbeitsabläufe beschleunigen, Leerlauf
verhindern, Kosten minimieren, Leistung
maximieren. In Europas Unternehmen
grassiert der Effizienzwahn. Von Arztpra-
xen über Medienredaktionen bis hin zum
Vertrieb – in kürzeren Zeiten gilt es mehr
zu schaffen. Hilfe holen sich viele „Op-
timierer“ dann gerne beim guten alten
Pareto-Prinzip. Demzufolge erreichen
wir mit 20 Prozent Zeiteinsatz 80 Prozent
der Leistung, die manchmal ja völlig aus­
reicht.
Ja, manchmal. Aber nicht immer. Denn
immer öfter zieht das super-effiziente Tun
einen Kollateralschaden hinter sich her.
So wie bei dem Arzt, bei dem nach sechs
Minuten „am Patienten“ im Behandlungs-
raum eine Glocke bimmelt. Auf die Frage
des Patienten, was das zu bedeuten habe,
erklärte der Mediziner, dass er ab jetzt
„an diesem Fall“ nichts mehr verdiene.
Tja, hätte er mal lieber einige Minuten
mehr investiert, dann wäre der Patient si-
cherlich wieder gekommen und hätte sich
nicht einen anderen Arzt gesucht.
Effizient in der Behandlung – völlig ver-
rechnet beim Thema Kundenbindung.
Denn wenn Sie berücksichtigen, dass es