Seite 14 - wirtschaft_und_weiterbildung_2013_11-12

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14
wirtschaft + weiterbildung
11/12_2013
„Die beste Version
seiner selbst werden“
Interview.
Die ehemalige Accenture-Beraterin Anja Förster
hat sich zusammen mit ihrem Mann Dr. Peter Kreuz zu einer
bekannten Autorenmarke entwickelt. Von ihnen stammen
Bücher wie „Nur Tote bleiben liegen“ (2010) oder „Alles,
außer gewöhnlich“ (2007). Im März haben sie ihr neuestes
Buch „Hört auf zu arbeiten!“ veröffentlicht. Warum es so
wichtig ist, dass die Arbeit der persönlichen Leidenschaft
entspricht, erklärt Anja Förster in diesem Interview.
Welche grundsätzliche Frage sollten sich berufstätige
Menschen stellen, die Ihr Buch gelesen haben?
Anja Förster:
Die wichtigste Frage wäre: „Warum arbeite ich
eigentlich? Ist es ein Tauschgeschäft im Sinne von Arbeitskraft
gegen Geld oder will ich mit meiner Arbeit einen Unterschied
machen – für mich und für andere?“ Und ein zweiter Fragen-
komplex müsste dann gleich noch dazu kommen: „Warum tue
ich das, was ich derzeit tue? Liegt es daran, dass ich irgend-
wann mal genommen worden bin und bislang zu bequem war,
den Arbeitgeber zu wechseln? Oder liegt es daran, dass die
Arbeit meinen Talenten und meiner Leidenschaft entspricht?“
Den Titel des Buchs („Hört auf zu arbeiten!“) sollte man aber
nicht wörtlich nehmen …
Förster:
Die Provokation, die mit dem Titel verbunden ist, be-
steht darin, dass der Leser angeregt wird, über das Konzept des
Arbeitens nachzudenken. Da Arbeit einen so großen Raum und
Stellenwert in unserem Leben einnimmt, lohnt es sich, dass
wir uns intensiv mit unserer Arbeit zu beschäftigen. Und wer
sein Verhältnis zur Arbeit klären will, muss nach dem Sinn von
Arbeit fragen. Die meisten Menschen aber haben sich diese
Fragen nie gestellt, obwohl sie seit Jahrzehnten arbeiten.
Könnte die Lösung einfach darin bestehen, dass man sein
Hobby zum Beruf macht?
Förster:
Ich glaube nicht. Es geht mir nicht einfach darum,
dass jemand „sein Ding“ tut. Wir sollten Dinge tun, die Be-
deutung für andere Menschen haben und deshalb von diesen
auch bezahlt werden. Der ausschließliche Fokus auf unserer
eigenen Selbstverwirklichung ist nicht der Pfad ins Glück. Eine
wichtige Botschaft in meinen Vorträgen ist: Wir brauchen Re-
sonanz, denn sie macht aus Arbeit eine bedeutsame Tätigkeit
und letztlich die beste Version unserer selbst.
Können Sie den Begriff der „bedeutsamen Tätigkeit“ etwas
näher erläutern?
Förster:
Bedeutsames zu tun bedeutet, es auch für andere zu
tun. Es bedeutet, dass insbesondere die Kunden und der Ar-
beitgeber das Vortreffliche des Geleisteten sehen und auch mo-
netär gut honorieren. Bedeutsame Tätigkeiten sind also nie
brotlose Kunst, Perlen vor die Säue oder verborgene Wohltaten.
Bedeutsame Tätigkeiten erfüllen nicht nur einen Zweck, sie
berühren und inspirieren uns im Innern an Herz und Seele.
Nicht nur im Kopf, nicht nur intellektuell, rational, verstandes-
mäßig. Bedeutsame Tätigkeiten lösen darüber hinaus etwas
tief in unserem Innern aus, was nach außen strahlt. Andere
Menschen spüren das, genau um diese Wechselwirkung geht
es. Nur wenn wir selbst inspiriert sind, können wir andere in-
spirieren. Und das ermöglicht uns, einen Beitrag auf sehr viel
höherem Niveau zu leisten.
Foto: DVVK, München
Redner-Duo.
Anja Förster und
Peter Kreuz mit „Nur Tote bleiben
liegen“ auf dem Deutschen Vertriebs-
und Verkaufsleiterkongress 2013.