fachliteratur
64
wirtschaft + weiterbildung
04_2011
Dr. Rolf Th. Stiefel ist seit über 40 Jahren Führungs-
kräftetrainer und Berater in Sachen Personal- und
Organisationsentwicklung. Zu den Begriffen, die
er geprägt hat, gehört die „strategieumsetzende
Personalentwicklung“: Nicht am Defizit einzelner
Mitarbeiter soll gearbeitet werden, sondern an den
Engpässen, die einer schnellen Umsetzung der Un-
ternehmensstrategie im Wege stehen. In 25 Büchern
und Zeitschriftenaufsätzen sowie mit einem eigenen
Informationsbrief hat er der PE/OE-Szene weitere
Denkanstöße gegeben und sich einen beachtlichen
Kreis an Fans und auch Kritikern erarbeitet. „Füh-
rungskräfte-Entwicklung als Beruf und Leidenschaft“
heißt sein neuestes Buch, mit dem er an der Pensi-
onsgrenze auf sein Arbeitsleben zurückblickt.
Stiefel wird oft gefragt, warum er sich nicht um eine
Laufbahn an einer Universität oder um die Leitung
einer Akademie oder großen PE-Abteilung bemüht
habe. Seine Antwort lautet dann immer, dass er mit
Leib und Seele ein „Solo“ (sein Begriff für „freiberuf-
licher Einzelkämpfer“) sei. Der Untertitel seines zum
Teil autobiographischen Buchs heißt ganz passend
„Spuren ziehen statt ausgetretene Wege gehen“. Die
Wege, die Stiefel gegangen ist, erforderten oft soviel
Mut zu Neuem, dass er auf Dauer wohl in keiner
Organisation glücklich geworden wäre.
Für alle selbstständigen Trainer, Berater und Coaches,
die nicht aus einer Not heraus, sondern bewusst Frei-
berufler geworden sind, ist dieses Buch eine wichtige
Bestätigung und eine wertvolle Anregung für weitere
Schritte auf dem Weg vom „Nobody“ zum „legiti-
mierten Wertschöpfungspartner“ und „Profi-Solo“.
Stiefel beschreibt seinen Werdegang, der offensicht-
lich auch finanziell erfolgreich war, und erklärt dann
ausführlich, an welchen Weggabelungen er sich wie
entschieden hat. Um nicht als „Guru“ dazustehen,
zeigt er auf, wie gerade die seriöse Karriereliteratur
seine Entscheidungen untermauert. So war es ihm
zum Beispiel immer sehr wichtig, eine langfristige
Perspektive im Auge zu behalten und bei allen Ent-
scheidungen nicht nur an den nächsten Schritt zu
denken. Sein Kapitel über „Karrierephasen“ und „Po-
sitionierung“ hebt sich hier wohltuend von vielen
Ratgebern für Selbstständige ab.
Obwohl Stiefel zum Beispiel auch über die Inhalte
moderner Führungskräfteentwicklungsprogramme
schreibt oder die Personalentwicklung in internati-
onalen Unternehmen, sind doch die ganz konkreten
Tipps für die „Solos“ das Highlight des Buchs („Zehn
beispielhafte Geschäftsmodelle“, „Aufbau einer
fachlichen Reputation“, Weiterentwicklung der eige-
nen Person“ …). Stiefel schreibt als „reflektierender
Praktiker“ (wie er sich selbst nennt), aber immer mit
Leidenschaft, von der auf die eine oder andere Art
hoffentlich viele Leser angesteckt werden.
Rolf Stiefel:
Führungskräfte-Entwicklung als Beruf
und Leidenschaft. Spuren ziehen statt
ausgetretene Wege gehen.
Linde Verlag, Wien 2011, 232 Seiten,
48 Euro
Geht doch:
Erfolgreich als „Solo“
Lernen von Vorbildern
Dr. Rolf Th. Stiefel
ist seit 1975 selbstständiger
Management-Trainer und PE-Bera-
ter. Er gründete 1986 die Dr. Rolf Th. Stiefel & Partner
AG in St. Gallen, die sich auf die Entwicklung und Umset-
zung von strategisch ausgerichteten Lernsystemen in
Unternehmen spezialisiert hat. Seit 1979 gibt er den
MAO-Informationsbrief (Management-Andragogik und
Organisationsentwicklung) heraus.
AUTOR