Wohnungspolitische Informationen 24/2018 - page 2

WETTBEWERB
Intelligente Lösungen zum Klimaschutz – Nachhaltigkeitskonzepte mit dem
DW-Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft geehrt
Garmisch-Partenkirchen – Aareon und das Fachmagazin DW Die Wohnungswirtschaft haben am 8. Juni 2018 zum 15. Mal
den DW-Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft verliehen. In diesem Jahr stand der Preis unter dem Motto „Gegen die
Klimaplanwirtschaft: intelligente Lösungen statt noch mehr Regulierung“. Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverban-
des der Wohnungswirtschaft GdW und Schirmherr des DW-Zukunftspreises, überreichte am Galaabend des Aareon Kon-
gresses die Trophäen an die Preisträger.
Ausgezeichnet wurden drei Unternehmen,
die mit integrierten und innovativen Kon-
zepten einen großen Beitrag zur Ökobilanz
geleistet haben: Hilfswerk-Siedlung GmbH,
Berlin, KEG Konversions-Grundstücksent-
wicklungsgesellschaft mbH, Frankfurt, und
wbg Nürnberg GmbH Immobilienunter-
nehmen, Nürnberg.
Die Hilfswerk-Siedlung GmbH, Berlin,
wurde für ihr Projekt „HWS-Forst“ aus-
gezeichnet. Bei dem wirtschaftlich ren-
tabel betriebenen Projekt geht es um die
nachhaltige Bewirtschaftung eines rund
300 Hektar großen eigenen Waldstücks.
Ziel des Projekts ist, den durch die Hilfs-
werk-Siedlung GmbH verursachten CO
2
-
Ausstoß zu kompensieren. Mit dem HWS-
Forst konnte die CO
2
-Bilanz um fast 1.500
Tonnen pro Jahr gesenkt werden. Diese
Leistung wurde aufgrund genauer Analy-
sen des aktuellen Status mit Hilfe des Thü-
nen-Instituts für Waldökosysteme berech-
net. Neben den Effekten für die Umwelt
entsteht durch die Wirtschaftlichkeit des
Projekts ein sinnvolles Geschäftsfeld für die
Hilfswerk-Siedlung GmbH. Darüber hinaus
bedeutet der stabile Holzpreis eine dauer-
hafte Wertsteigerung des Waldes.
Die KEG Konversions-Grundstücksentwick-
lungsgesellschaft mbH, Frankfurt – eine
Beteiligungsgesellschaft der Stadt Frank-
furt am Main und der BSMF Beratungsge-
sellschaft für Stadterneuerung und Moder-
nisierung mbH – hat die Auszeichnung für
ihr „Energieplus-Projekt Kamelienstraße
– Wärmeversorgung durch Kombination
erneuerbarer Energiequellen“ erhalten.
Beim Bau von 56 Wohnungen in Passiv-
haus-Bauweise wurden unterschiedliche
Konzepte aus dem Bereich erneuerbarer
Energien und verschiedene Speichertech-
niken in eine Gesamtlösung integriert. Die
Gesamtanlage, ein korrespondierendes
hydraulisches System, besteht aus einer
400 Quadratmeter großen Solarvoltaik-
anlage, sechs Helix-Sonden-Feldern, einer
Groß-Speicheranlage mit Unterstationen
und einem Eisspeicher in Kombination mit
Sole-Wasser-Wärmepumpe. Die Anlage ist
an das Nahwärmenetz des örtlichen Ener-
gieanbieters angeschlossen. Überschüssige
Wärmemengen können eingespeist und
bei Bedarf kann auch Wärme bezogen wer-
den. Darüber hinaus steht den Bewohnern
ein eCar-Sharing-Angebot zur Verfügung.
Die wbg Nürnberg GmbH Immobilienunter-
nehmen hatte ihre Bewerbungmit dem Titel
„Von der EnEV-basierten Gebäudemoder-
nisierung zur nachhaltigen energetischen
Quartiersentwicklung – Der Weg zur intelli-
genten Lösung“ überschrieben. Dabei geht
es um ein energetisches Quartierskonzept
unter Berücksichtigung des ganzheitlichen
Ansatzes von modifizierten energetischen
Standards, regenerativer Energieerzeu-
gung, intelligenter Verbrauchssteuerung
und digitalisierter Datenauswertung. Das
Unternehmen denkt nicht in Gebäuden,
sondern in Quartieren und bevorzugt intel-
ligente Lösungen statt noch mehr Regu-
lierung. Das Konzept findet Anwendung
in der Kernwohnanlage Sündersbühl und
bezieht Bestandsgebäude und Ersatzneu-
bauten mit ein. Die wbg Nürnberg GmbH
treibt seit vielen Jahren das Thema Ener-
gieeinsparung voran. So ging der Endener-
giebedarf des gesamten wbg-Bestands von
1990 bis 2017 um fast 30 Prozent zurück.
Die CO
2
-Emissionen konnten um mehr als
76 Prozent reduziert werden.
(fich/koch)
Weitere Infos finden Sie unter
Preisträger mit Vertretern der Auslober beim Aareon-Kongress
Foto: Christian Klant
schiedet hatte. Katrin Lompscher, Senatorin
für Stadtentwicklung und Wohnen in Berlin,
sagte mit Blick auf den Breitbandausbau:
„Wenn man die notwendige ‚Hardware‘
nicht hat, sind die die Risiken der Digitali-
sierung größer als die Chancen.“ Durch die
zunehmende Verflechtung zwischen Stadt
und Land seien zudem leistungsfähige Ver-
kehrsinfrastrukturen und Mobilitätsange-
bote notwendig. Grundlage bildeten eine
gemeinsame polyzentrische Landesentwick-
lungsstrategie von Berlin und Brandenburg
sowie funktionierende Kooperationsstruk-
turen – sowohl zwischen Stadt und Umland,
als auch zwischen Senat und den Bezirken.
Dr. Kirsten Witte, Direktorin bei der Ber-
telsmann-Stiftung, forderte ein Umdenken
und einen offeneren Umgang mit der Digi-
talisierung: Die Diskussion sei hierzulande
oft angstgetrieben: Statt über machbare
Lösungen zu sprechen, benenne man nur
Probleme. Zudem müsse man die digitale
Wende steuern, damit auch die Kommunen
mit weniger guten Voraussetzungen von
der Entwicklung profitieren und nicht abge-
hängt bleiben. Neue Technologien bieten
viele Chancen für periphere Räume, etwa
wenn es um Homeoffice, Telemedizin, Ruf-
busse oder Online-Handel geht. Gleichzei-
tig besteht die Gefahr, dass sich die digitale
Wirtschaft künftig noch mehr auf die städ-
tischen Metropolregionen konzentriert, wo
es hochwertige Arbeitsplätze, mehr Fach-
kräfte, ein attraktives Kultur- und Freizeit-
angebot und bessere Infrastrukturen gibt.
Kommunen und Regionen müssen jetzt
aktiv werden, damit sich die Waagschale
in die gewünschte Richtung neigt: Es gilt,
Kompetenzen, Strukturen und Modelle der
Zusammenarbeit zu überprüfen und bei
Bedarf neu auszurichten. Nur so kann die
Digitalisierung in den Dienst gleichwertiger
Lebensverhältnisse gestellt, können Unter-
schiede zwischen den Regionen verringert
und der Druck auf die Wachstumsräume
gestoppt werden.
(mag/schi)
Positionen des Spitzenverbandes der
Wohnungswirtschaft GdW finden Sie hier:
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