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MANAGEMENT
_EXECUTIVE MBA
personalmagazin 02 / 15
E
inige haben mehr als zwei Jah-
re mit ihrem Arbeitgeber über
eine Unterstützung verhan-
delt“, erzählt Anne Ulbricht.
„Dann haben sie genervt aufgegeben
und zahlen das Studium jetzt selbst.“
Die Bereitschaft der Unternehmen, in
die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu
investieren, habe deutlich abgenommen,
beobachtet Ulbricht, die für das Executive
MBA-Programm der ESCP Europe in Ber-
lin verantwortlich ist. Inzwischen zahlen
75 Prozent der Teilnehmer die Studienge-
bühren in Höhe von 51.000 Euro selbst.
Selbst zeitliche Unterstützung fehlt
Professor Jürgen Weigand, akademi-
scher Direktor für die MBA-Programme
an der WHU – Otto Beisheim School of
Management, kann das nur bestätigen.
Inzwischen fehle manchmal selbst die
zeitliche Unterstützung für die Präsenz-
phasen. Doch auf die seien die Mitarbei-
ter trotz Einsatz von Urlaub und Über-
Von
Bärbel Schwertfeger
stunden eben oft angewiesen. Er habe
sogar erlebt, dass ein Unternehmen ver-
sucht habe, einen Mitarbeiter explizit
daran zu hindern, ein EMBA-Studium
zu beginnen – obwohl er es selbst zah-
len wollte. „Wichtigstes Argument ist
die Einsparung von Kosten“, berichtet
der Professor. Aber auch die Befürch-
tung, dem Mitarbeiter nach dem Studi-
enabschluss keine besser dotierte Posi-
tion anbieten zu können, höre er häufig.
Dabei wäre das Studium eigentlich ei-
ne gute Maßnahme der Personalentwick-
lung, von der beide Seiten profitieren: Der
Teilnehmer erwirbt einen anerkannten
akademischen Titel, das Unternehmen
nützt das erworbene Know-how und die
Qualifizierung kann in die Laufbahnpla-
nung integriert werden. Executive-MBA-
Programme (EMBA) richten sich an
Akademiker mit mehrjähriger Berufs-
und Führungserfahrung im Alter von 30
bis 40 Jahren. Das Studium findet in der
Regel am Wochenende oder in Präsenz-
modulen statt und zeichnet sich durch
einen hohen Praxisbezug aus. Größter
Pluspunkt neben der Vermittlung von
neuestem Managementwissen ist vor
allem der Austausch untereinander.
„Viele gewinnen ganz neue Perspektiven,
wenn sie erfahren, wie andere Unterneh-
men mit einem Problem umgehen“, weiß
Professor Jens Wüstemann, Präsident
der Mannheim Business School.
Doch bei deutschen Unternehmen ver-
liert der EMBA offenbar an Bedeutung. So
ist beim Kellogg-WHU Global Executive
MBA die Zahl der deutschen Teilnehmer
in der neuesten Klasse deutlich gesun-
ken. Inzwischen kommen 69 Prozent der
EMBA-Studenten aus dem Ausland. An
der ESCP Europe sind es 62 Prozent, vor
drei Jahren waren es erst 40 Prozent.
Zahl der Selbstzahler steigt rasant
Aber auch an der europäischen Topschu-
le Insead ist die Zahl der Selbstzahler ra-
sant gestiegen. Inzwischen finanzieren
70 Prozent der Teilnehmer ihr Studium
selbst, 2006 waren es nur sieben Pro-
zent. Dabei kostet der Global Executive
MBA (GEMBA) am Insead, der an den
drei Standorten der Schule in Frank-
reich, Singapur und Abu Dhabi statt-
findet, stolze 100.500 Euro. „Das sind
meist erfolgreiche Manager, die sich
persönlich weiter entwickeln möchten
und neue Herausforderungen suchen“,
erklärt Insead-Mitarbeiterin Marie Cour-
tois. „Die wissen, dass sich das Studium
langfristig rechnet.“ Derzeit gibt es 160
Teilnehmer, 85 von ihnen stammen aus
Europa. Im nächsten Durchgang erwar-
tet man 200 bis 220 Teilnehmer.
Rund ein Viertel übernehme bereits
während des Studiums einen anderen
Job, sei es im eigenen Unternehmen
oder bei einem anderen Arbeitgeber, so
Courtois. Nach dem Studium werden die
meisten entweder befördert, wechseln
den Aufgabenbereich oder verlassen das
Unternehmen. „Die Frage nach dem Job-
wechsel kommt oft erst später“, beobach-
tet Courtois. „Viele entdecken während
des Studiums neue Tätigkeitsbereiche
und merken, dass sie dafür einen ande-
ren Job brauchen.“
Für die MBA-Schulen bedeutet das ein
Umdenken. Denn wer sein Studium selbst
zahlt, hat auch andere Erwartungen an
EMBA wird Privatvergnügen
TREND.
Deutsche Arbeitgeber unterstützen ihre Mitarbeiter immer seltener bei Execu-
tive-MBA-Programmen, obwohl auch die Unternehmen davon profitieren können.
„Man muss das Dilem-
ma objektiv betrachten.
Schließlich geht es nicht
um ein Eheversprechen,
sondern um eine Art
Marktvertrag.“
Carolin Oelschläger, Beraterin bei Strategie&