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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
die sie speziell für Expats des entsen-
denden Unternehmens maßschneidern.
Das Problem: Eine relativ kleine Grup-
pe von Individuen muss dabei ein unter
Umständen zu großes Risiko schultern
und im Falle eines außergewöhnlich ho-
hen Versicherungsschadens die Kosten
dafür tragen. Im schlimmsten Fall kann
es passieren, dass der Versicherer den
Tarif schließt und die Expats innerhalb
kürzester Zeit ohne Versicherungs-
schutz dastehen. Das ist den Expats
eines österreichischen Unternehmens
2013 in den USA passiert.
Bedingungswerk genau studieren
Wie kann die entsendende Firma ein
solches Szenario verhindern? Die wich-
tigste Regel ist dabei: Wählen Sie einen
Versicherer, der Unternehmen „poolt“,
also Krankenversicherungstarife an-
bietet, die mehrere tausend Expats um-
fassen, weil alle Firmenkunden wie in
einem Pool zusammengefasst werden.
Zwar ist dieser Tarif dann nicht indivi-
duell auf die Firma zugeschnitten, aber
einzelne Schäden weniger Versicherter
werden von einer großen Tarifgemein-
schaft getragen und die Beiträge bleiben
stabil. Fragen Sie beim Beratungsge-
spräch sowohl nach der Schadenhistorie
als auch nach der Beitragsentwicklung
eines Tarifes sowie nach der Anzahl der
versicherten Expats.
Die hohen Kosten einer Auslandskran-
kenversicherung sind jedoch nur eines
der Risiken. Deshalb: Studieren Sie die
Versicherungsbedingungen. Der Markt
kennt zahlreiche Ausnahmen und Aus-
schlüsse vom Versicherungsschutz.
„Wir erleben es immer wieder, dass Un-
ternehmen den Versicherer wechseln
müssen, weil der Vertragspartner im
Krankheitsfall aufgrund von sogenann-
ten Vorerkrankungen oder schon vorher
bestehendem Behandlungsbedarf nicht
zahlt. Und zwar mit der Begründung,
dass diese per se imTarif ausgeschlossen
seien“, berichtet Groß. Der Ausschluss
von chronischen Erkrankungen wie bei-
spielsweise Diabetes ermöglicht zwar
günstige Versicherungsprämien, kommt
dem entsendenden Unternehmen jedoch
teuer zu stehen. Denn es muss für die
Krankheitskosten aufkommen, die der
Versicherer nicht zahlt.
Eine angesichts der zahlreichen Kri-
senregionen weltweit ganz aktuelle Ko-
stenfalle birgt das passive Kriegsrisiko.
Selbst als relativ stabil geltende Länder
können schnell zu einem Gefahrenherd
werden – so etwa vergangenes Jahr, als
Thailands Regierung das Kriegsrecht
ausrief. Grundsätzlich kommt die Asse-
kuranz nicht für Gesundheitsschäden
auf, wenn Versicherte aktiv an einem
Kriegsgeschehen oder an einer gewalt-
tätigen Demonstration teilgenommen
haben. Manche Versicherer zahlen
aber auch dann nicht, wenn lediglich
ein passives Risiko besteht, Expats also
beispielsweise auf dem Weg zu einem
Geschäftstermin unfreiwillig und unwis-
sentlich in Ausschreitungen geraten und
in der Folge verletzt werden.
Vorsicht bei lokalen Versicherern
Um Kosten zu sparen, wählen manche
entsendende Unternehmen einen lo-
kalen Versicherer im Aufenthaltsland.
Dazu sollten Sie jedoch wissen, dass
insbesondere Anbieter nach dem an-
gelsächsischen Modell ihre Versiche-
rungssumme für Schäden limitieren
(„gedeckelte“ Versicherungen), um die
Beiträge niedrig zu halten. Übersteigt
ein Versicherungsschaden diese Sum-
me (die Operation infolge eines Herzin-
farkts in den USA liegt bei circa 150.000
Euro), muss das Unternehmen die Dif-
ferenz bezahlen. Achten Sie deshalb
stets auf Höchstgrenzen bei den Versi-
cherungssummen. Der zweite Nachteil
beim angelsächsischen Modell: Der
Versicherungsschutz muss jedes Jahr
erneuert werden. Das bedeutet, dass die
Versicherung jedes Jahr neu prüft, ob
der Kunde weiterhin lukrativ ist. Wer in
der Zwischenzeit ein paar Mal krank ge-
wesen ist, könnte als Kunde abgelehnt
werden.
ANNE-KATRIN SCHULZ
ist
Leiterin Unternehmenskom-
munikation bei der BDAE
Gruppe.
Die folgenden Fragen sollten Sie bei Vertragsabschluss unbedingt mit Ihrem Versiche-
rer eingehend besprochen und auf den Bedarf Ihrer Expats hin abgestimmt haben.
1. Werden bestimmte Berufsgruppen vom Versicherungsschutz ausgenommen?
2. Sind die Versicherungsbeiträge an das Alter gekoppelt (steigen sie mit dem Alter)?
3. Gibt es eine Leistungsgrenze, bis zu welcher der Versicherer Schäden zahlt?
4. Gilt die Versicherung weltweit oder ist sie auf einzelne Länder begrenzt?
5. Kann die Police auch für Expats, die schon im Ausland sind, abgeschlossen werden?
6. Kann der Versicherungsschutz bei Bedarf problemlos verlängert werden?
7. Sind Heimataufenthalte mitversichert?
8. Leistet die Versicherung auch in Kriegs- und Krisengebieten?
9. Wie lange darf sich der Expat maximal im Ausland aufhalten (gibt es eine Befristung)?
10. Leistet die Versicherung auch in Ländern mit Seuchengefahr (wie aktuell bei Ebola)?
11. Sind Vorerkrankungen und bestehender Behandlungsbedarf mitversichert?
12. Zahlt der Anbieter auch bei Schwangerschaft und Entbindung?
13. Gibt es für bestimmte Eingriffe (zum Beispiel Zahnersatz) eine Wartezeit?
14. Sind Assistance-Leistungen in den Versicherungsschutz integriert?
15. Wie lange können Versicherte Arzt- und Arzneimittelrechnungen einreichen?
16. Hat der Versicherer eine eigene Abteilung für die Schadenregulierung, sodass Expats
ihre Belege direkt dort einreichen können, oder wird die Kostenerstattung über die
Personalabteilung geregelt (Stichwort Datenschutz)?
Krankenversicherung für das Ausland
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