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Persönlich
_Mitarbeiterführung
personalmagazin 02 / 14
B
egeisterung kann man nicht
verordnen. Damit die Mitarbei-
ter mutig voranschreiten und
sich der eigenen Wirksamkeit
bewusst sind, bedarf es vielmehr einer
vertrauenswürdigen Grundhaltung im
Unternehmen. Wenn diese oder ver-
gleichbare Elemente der Betriebsfüh-
rung in Ihrem Unternehmen vorhanden
sind und ein wohliges Gefühl in der Ma-
gengegend erzeugen, dann haben Sie
gute Chancen, Begeisterung bei Ihren
Mitarbeitern zu wecken.
Eine wichtige Voraussetzung für Be-
geisterung ist Work-Life-Balance, die
nicht nur als persönliches Konzept zu
verstehen ist, sondern vor allem als sys­
temisches Modell der Unternehmens-
führung. Bei systematischer Anwendung
steigert Work-Life-Balance die Begeiste-
rung. Insbesondere für Personalmanager
stellt sich die Work-Life-Balance-Frage.
Die gleichzeitige Schalt- und Service-
funktion der HR-Abteilungen wirft im
Von
Christian Holzer
Wechselspiel von Autonomie und Pflicht-
erfüllung mit Blick auf die Work-Life-Ba-
lance einige interessante Frage auf.
Wie wecken Sie Begeisterung?
Personalmanager haben es mit einer
Matrix aus vielen Individueen und vie-
len Variablen zu tun. Hierbei wird meist
zu wenig berücksichtigt, dass Menschen
in ihrem Handeln nicht vorhersehbar
sind und dass Unternehmen viele unbe-
rechenbare „Elemente“ in sich tragen.
Sie sollten das akzeptieren und – dem
Führungsexperten Daniel F. Pinnow fol-
gend – versuchen, Druck, Kontrolle und
Konkurrenz zu minimieren. Gestalten
Sie stattdessen eine Welt, der Mitarbei-
ter gern angehören wollen. Die Gewiss-
heit, jederzeit Unterstützung aus den
eigenen Reihen zu erhalten, macht die
Mitarbeiter stark. Da kann schon einmal
eine Beschwerde eines Kunden oder ei-
ner internen Abteilung kommen, ohne
sie gleich aus der Bahn zu werfen.
Warum ist Begeisterung so wichtig?
Hohe Selbstwerte sind gleichbedeutend
mit einer gesunden Psyche. Wenn wir
verstehen, was wir tun, das Können
dazu besitzen und dabei auch noch Lob
ernten, fördert dies unser Wohlbefinden
und Sinn entsteht. Wenn Sie als Füh-
rungskraft es darüber hinaus schaffen,
hohe Autonomien bei hoher Kompetenz
und hohen sozialen Einbettungen zu ge-
nerieren, schlägt sich das auf der Begeis-
terungsseite zu Buche.
Als soziale Wesen sind wir grundsätz-
lich auf Beziehungsgestaltung ausgelegt.
Gerade bei der Arbeit kommt einer guten
Beziehungsgestaltung eine hohe Bedeu-
tung zu. Beziehungen können nachhaltig
wachsen, die Mitarbeiter und ihr Wissen
bleiben länger im Unternehmen, Kran-
kenstände sinken und die Entwicklungs-
potenziale steigen.
Betriebliche Maßnahmen zur Work-
Life-Balance dürfen aber nicht zu Wir-
haben-uns-alle-lieb-Aktionen und zu
aufgesetzten Freundlichkeitsmasken
verkommen. Die fünf Bereiche Arbeit,
Gesundheit, soziale Beziehungen, eige-
ne Bedürfnisse und Sinn müssen in ein
ausgewogenes Verhältnis kommen. In-
nensteuerung vor Außensteuerung wird
erzeugt und mittels Kommunikations-
und Kooperationsverhalten gesteuert.
Höhere Grade von Lebenszufriedenheit,
Innovationsfähigkeit und Widerstands-
fähigkeit entstehen.
Wie gehen Sie am besten vor?
Work-Life-Balance ist eine Führungs-
aufgabe, bei der Personalverantwort-
liche als feinfühlige Seismografen im
Unternehmen fungieren. Ihre Position
ist prädestiniert dazu, Maßnahmen zur
Verbesserung der Work-Life-Balance zu
implementieren. Stimmen Sie Ihre Vor-
haben zuerst mit der Geschäftsführung
ab und informieren Sie dann die eigene
Abteilung über Ihre Vorhaben. Danach
werden zur weiteren Planung und Um-
setzung ausgewählte Mitarbeiter ganz
unterschiedlicher Bereiche, Hierarchie-
stufen und Qualifikationen eingeladen.
Sie leiten diese Expertengruppe, in
der autonom und ohne Organisationshie­
rarchie jeder Einzelne für sich spricht.
Sie arbeiten mit gezielten Fragestel-
Mehr Begeisterung, bitte!
Praxis.
Personalmanager sind zugleich Führungskräfte und wichtige Seismografen
für das Befinden im Unternehmen. Daher können gerade sie viel für die Stimmung tun.
Viel Mitsprache, offene
Kommunikation und
die Bereitschaft, aus
Fehlern zu lernen – dies
ist der Boden, auf dem
Begeisterung im Unter-
nehmen wächst.