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personalmagazin 02 / 14
Organisation
_Betriebliche Altersversorgung
gemischte Kundschaft, die aber, gerade
was Arbeits- und Steuerrecht angeht,
identisches Wissen für die betriebliche
Altersvorsorge braucht“, bestätigt Bert
Passek von der ASB-Bildungsgruppe
Heidelberg.
Passek bezieht diese Aussage auch
auf den Masterstudiengang zur bAV, den
sein Haus in Zusammenarbeit mit der
Fachhochschule Kaiserslautern anbietet.
Das Charmante an diesem sowie auch
an vorgelagerten Abschlüssen, etwa
dem IHK-Spezialisten oder IHK-Senior-
spezialisten bAV, sei ja, dass sowohl auf
Anbieter- als auch auf Arbeitgeberseite
beide am Ende dasselbe Ausbildungs-
niveau hätten. „Sie sprechen also auf
Augenhöhe miteinander“, sagt Passek.
Bei den bekanntlich nicht unerheblichen
Auswirkungen der bAV auf die Bilanzen
und die Liquidität der Unternehmen
könne sich kein großes Unternehmen
allein auf Externe verlassen. „Sie brau-
chen Entscheidungsträger im eigenen
Unternehmen“, erklärt Passek.
Auch eine Frage der Tradition
Nach Passeks Erfahrung kommt es un-
abhängig von der Größe darauf an, ob
der Betrieb insbesondere auf die be-
triebliche Altersvorsorge als Bindungs-
instrument setzt und ob der Chef oder
auch schon frühere Eigentümer als
Gesellschafter-Geschäftsführer Wert da-
rauf gelegt haben.
Bei den Mitgliedsunternehmen der
Arbeitsgemeinschaft für betriebliche
Altersversorgung (ABA), die als Verein
organisiert ist, kann man das schon mal
stillschweigend voraussetzen. Die Ver-
bandsmitgliedschaft dort verhilft den
Firmen mittels einwöchiger Arbeitsrecht-
und Steuerseminare in regelmäßigem
Turnus zum Preis von 1.820 Euro nebst
einer Tagungspauschale von 390 Euro
zu bAV-Grundlagenwissen. „Sie bilden
den Schwerpunkt und haben mit einer
auf 20 Teilnehmer begrenzten Anzahl
schon Workshop-Charakter“, sagt ABA-
Geschäftsführer Klaus Stiefermann.
Dazu kommen spezielle Fachforen sowohl
zu den genannten als auch zu anderen
Themenbereichen, etwa zum Versor-
gungsausgleich. Es gibt auch aktuelle
Tage für die Unterstützungskasse. „Da
haben wir bis zu 120 Teilnehmer und su-
chen sehr gern auch die Diskussion mit
Richtern und mit Fachleuten aus der Fi-
nanzverwaltung“, sagt Stiefermann.
Insbesondere bei den Frühjahrsta-
gungen gebe es inzwischen schon einen
festen Teilnehmerstamm, der sich dort
ein Info-Update holt. Wie beim ebenfalls
gemeinnützigen Heidelberger Weiter-
bildungsträger ASB stehen auch bei der
ABA nahezu alle Veranstaltungen, bei
erhöhtem Obolus, auch Nichtmitglie-
dern offen.
Eine bunte Truppe auf der Schulbank
Die Verbandsmitglieder – derzeit rund
1.300 – kommen nach Stiefermanns
Worten aus nahezu allen Bereichen, die
an der betrieblichen Altersvorsorge in-
teressiert sind: „Querbeet – aber erst ab
einer Größenordnung, wo es zumindest
eine Personalabteilung gibt, in der je-
mand ein Auge auf die bAV hat und infor-
miert sein möchte“, erläutert der ABA-
Geschäftsführer. Seiner Einschätzung
nach ist dies meist ab einer Größenord-
nung von 100 bis 200 Mitarbeitern der
Fall. Viele kleinere Betriebe hätten den
gesamten Bereich Personal outgesourct.
„Sie arbeiten teilweise mit Beratern zu-
sammen oder mit Versorgungswerken,
die dann Rundum-sorglos-Pakete anbie-
ten, teilweise mit Backoffice-Hotline und
Intranet“, so Stiefermann.
Aber auch die Beschäftigtenstruktur
wirke sich auf die Weiterbildungsnach-
frage aus: Hat der Betrieb viele hoch
qualifizierte Mitarbeiter, die beim Ge-
samtvergütungspaket Wert auf eine
gute bAV legen? „Dann kann es schon
eher sein, dass auch kleinere Unter-
nehmen feststellen: Wir brauchen hier
wieder einmal ein Fresh-up“, sagt Mar-
kus Keller von der FEBS-Akademie in
München, die mit ihrem Seminarange-
bot und ihrem Lehrgang zum geprüften
Fachberater für bAV seit zwölf Jahren am
Markt ist. „Gut dreistellig ist deren Zahl
inzwischen“, sagt Keller. Sein Fazit: „Je
größer das Unternehmen, desto wahr-
scheinlicher ist es, dass ein eigener Mit-
arbeiter aus der Personalabteilung an
einer bAV-Schulung teilnimmt.“ Was im
Umkehrschluss bedeute: „Je kleiner das
Unternehmen, desto wahrscheinlicher,
dass schon ein Vermittler die bAV be-
treut, der auf Provisionsbasis arbeitet.“
Hier sei der Standarddurchführungsweg
dann meist die Direktversicherung.
Fehlerhafte Beratung bringt Risiken
Ob der Betrieb im jeweiligen Einzelfall
mit dieser oder einer anderen Entschei-
dung dann letztlich wirklich gut beraten
war, diese Frage stelle sich. Genauso wie
die nach dem Know-how derjenigen, die
hier insbesondere im Vorfeld beraten
haben. „Da gibt es im Nachhinein immer
wieder Probleme, weil häufig Produkte
gerade ohne diesen Sachverstand und
ohne qualifizierte Beratung verkauft
worden sind“, bemängelt Rechtsanwalt
Henrik Behnke von der Kanzlei Behnke
& Heit aus Essen, dessen Expertise ins-
besondere kleine und mittelständische
Firmen in solchen Fällen anschließend
einholen. Laut Behnke geht es häufig
darum, Risiken abzusichern, die sich
der Betrieb aufgrund mangelhafter Be-
ratung ins Haus geholt hat.
Hier jedoch alle Vermittler über einen
Kamm zu scheren, damit würde man es
Häufig geht es beim
Auftrag an den Anwalt
darum, Risiken abzu-
sichern, die sich der
Betrieb aufgrund man-
gelhafter Beratung ins
Haus geholt hatte.