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der Ausbildungsjahrgang in einer eige-
nen Berufsschulklasse betreut wird. Das
heißt, die Azubis müssen nicht imSelbst-
studium Ausbildungsinhalte nachholen,
weil sie eine kürzere Ausbildungsdauer
haben als ihre Kollegen in der regulären
dreijährigen Ausbildung“, erklärt er. „In
der ‚Your Turn‘-Klasse wird natürlich auf
Vorkenntnissen aufgebaut, daher erfolgt
die Wissensvermittlung schneller als in
den anderen Klassen.“
Ob die Vorkenntnisse in einem na-
turwissenschaftlichen Studium oder in
einem Informatikstudiengang erworben
wurden, ist dabei unerheblich. Nach
diesem Prinzip verfährt auch das Pro-
jekt „Switch“ an der IHK Aachen, das
ganz ähnlich funktioniert und das erste
in Deutschland war, das Studienabbre-
chern eine verkürzte Ausbildungszeit
ermöglichte. Noch läuft der erste „Your
Turn“-Ausbildungsjahrgang in Berlin.
Das Feedback der beteiligten Unterneh-
men und der Berufsschule sei bislang
gut, so Jakob Schmachtel. Von zwei Un-
ternehmen wisse er definitiv, dass sie
sich am neuen Jahrgang, der im Februar
2014 startet, wieder beteiligen wollen.
Auch allgemein sei die Nachfrage der
Arbeitgeber gut. „Wir haben schon ge-
nügend Unternehmen, die über die pass-
genaue Vermittlung der IHK suchen,
um eine neue Berufsschulklasse voll
zu bekommen. Zusätzlich gibt es einige
Unternehmen, die ihren Azubi schon ge-
funden haben oder über einen anderen
Weg zu einem Azubi kommen und sich
am ‚Your Turn‘-Programm beteiligen
wollen“, resümiert er.
Ausländische Fachkräfte:
Hürden umgehen
Eine der größten Hürden bei der Be-
schäftigung ausländischer Arbeitneh-
mer sind die Sprachkenntnisse. Diese
stellen im IT-Bereich vielleicht nicht
ganz so große Hindernisse dar wie etwa
im medizinischen Bereich, denn im glo-
balen IT-Umfeld hat sich Englisch als
gemeinsame Sprache herausgebildet.
Dennoch verlaufen die Kommunikation
in vielen deutchen Firmen und zumin-
dest der Austausch mit Fachabteilungen
und Anwendern weiter auf Deutsch. Ein
anderes Problem ist, dass ausländische
Arbeitnehmer nach einiger Zeit wieder
ins Heimatland zurückgehen, wenn sie
dort ein Jobangebot erhalten.
Der Softwarehersteller Wilken hat nun
einen Weg gefunden, wie er diese Hürden
elegant umgehen kann. Das Ulmer Unter-
nehmen rekrutiert junge Spanier, ummit
diesen zusammen eine Niederlassung in
der Hafenstadt Gijon aufzubauen. Die
erste Stellenausschreibung an der Uni-
versidad de Oviedo von Gijon stieß nach
eigenen Angaben auf hohe Resonanz.
Innerhalb kurzer Zeit gingen mehr als
50 qualifizierte Bewerbungen ein. Am 1.
Februar 2014 soll das neue Teammit zehn
bis 15 Mitarbeitern an den Start gehen –
zunächst in Deutschland. Dort werden die
Spanier anfangs an der Wilken-Akademie
in der firmeneigenen Entwicklungsplatt-
form sowie in der deutschen Sprache ge-
schult. In spätestens zwei Jahren sollen
sie dann die Keimzelle des neuen Unter-
nehmensstandorts in Spanien bilden. Die
Idee laut Geschäftsführer Folkert Wilken:
„Entscheidend ist für uns, dass wir nicht
nur einfach Menschen aus ihrem Heimat-
land nach Deutschland holen, um hier
eine Lücke zu füllen. Wir bieten ihnen
eine Perspektive für eine Karriere, die sie
auch wieder nach Hause führen wird.“
Mit rund 120 eigenen IT-Verfahren und 160.000 vernetzten PC-Arbeitsplätzen betreibt
die Informationstechnik der Bundesagentur für Arbeit (BA) eine der größten IT-Land-
schaften in Deutschland – und benötigt entsprechend viele qualifizierte Mitarbeiter.
Eine zentrale Quelle, um die benötigten IT-Spezialisten zu gewinnen, stellt für das IT-
Systemhaus der BA die Berufsausbildung im eigenen Haus dar. 40 neue Azubis haben
am 1. September 2013 angefangen. Insgesamt erlernen 120 junge Leute den Beruf des
Fachinformatikers Systemintegration oder Fachinformatikers Anwendungsentwicklung.
Die Zahl der eingehenden Bewerbungen ist konstant hoch: Im Dezember 2013 hatte
Petra Schmid, Leiterin für den Bereich Personal und Ausbildung im IT-Systemhaus, schon
1.500 Bewerbungen für den nächsten Ausbildungsjahrgang vorliegen. Um bei potenziel-
len Azubis bekannt zu werden, betreibt das IT-Systemhaus Arbeitgebermarketing über
Zeitungsinserate, Schulbesuche und Messebesuche – eigentlich nichts Außergewöhnli-
ches. Neben der Sicherheit als öffentlicher Arbeitgeber, sind es vor allem die Arbeitsbe-
dingungen, die zur regen Bewerbernachfrage führen.
„Ich glaube, dass der öffentliche Bereich und die Konditionen, die wir anbieten, locken“,
sagt Petra Schmid. Die Höhe der Ausbildungsvergütung könne durchaus mit privatwirt-
schaftlichen Unternehmen mithalten, zusätzlich gebe es Weihnachtsgeld und vermö-
genswirksame Leistungen. Azubis mit Defiziten in bestimmten Fächern oder im Sozial-
verhalten werden individuell geschult. Möglich macht das die persönliche Betreuung
durch Fachausbilder, die sich immer um Gruppen von zehn bis zwölf Azubis kümmern.
„Das große Plus aber ist, dass wir nach der Ausbildung ein auf zwei Jahre befristetes Ar-
beitsverhältnis ermöglichen. Alle Azubis haben die Garantie, dass sie zwei Jahre bei uns
arbeiten können, um Berufserfahrung zu sammeln“, so Petra Schmid. Bislang habe man
die ehemaligen Azubis nach diesen zwei Jahren auch in unbefristete Arbeitsverhältnisse
übernehmen können. „Leute mit guten Leistungen manchmal schon früher“, berichtet
sie. Ein weiterer Bonus: Wer in der Ausbildung sehr gut war, erhält später die Möglich-
keit, berufsbegleitend zu studieren. Das IT-Systemhaus übernimmt die Kosten. Außer-
dem werden zahlreiche Weiterentwicklungen angeboten, beispielsweise Karrieren im
Projektmanagement. Petra Schmid: „Damit versuchen wir, besondere Leistungsträger an
uns zu binden. Deshalb ist die Anzahl derjenigen, die uns verlassen, sehr gering.“
(dfu)
Sicherheit – auch nach der Ausbildung
Praxisbeispiel
Best Practic