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as Ampelkonto war das ers-
te Konzept gesteuerter Zeit-
konten. Es wurde im Oktober
1989 im Rahmen eines von mir
durchgeführten Beratungsprojekts bei
der Bremer Landesbank entwickelt. Ich
kann mich noch gut an die Szene erin-
nern, als in einem der Arbeitszeitwork-
shops eine Nachwuchsführungskraft
und ein Betriebsrat nach einer Klein-
gruppenarbeit vor das abschließende
Plenum traten und die Idee verkünde-
ten, das zu jenem Zeitpunkt noch prak-
tizierte klassische Gleitzeitkonto mit
Kappung von Zeitguthaben über zwölf
Stunden am Monatsende sowie Entgelt-
abzug für zu diesem Zeitpunkt beste-
hende Zeitschulden von mehr als zwölf
Stunden durch ein fortlaufend nach dem
Ampelprinzip gesteuertes Zeitkonto zu
ersetzen. Seitdem hat sich die Idee des
Ampelkontos – sicherlich auch wegen
seiner Anschaulichkeit – im Rahmen
der zunehmenden Flexibilisierung der
betrieblichen Arbeitszeitsysteme immer
weiter ausgebreitet und dürfte heute von
allen Ideen zur Zeitkontogestaltung am
bekanntesten sein.
Quelle zusätzlicher Personalkapazität
Die meisten derzeit praktizierten Am-
pelkonten sind regulatorisch oder je-
denfalls faktisch nicht auf bestimmte
Höchstsalden begrenzt – anders als ihr
Urahn, in dem maximal plus oder mi-
nus 40 Stunden möglich waren. Dies
mindert den Druck insbesondere bei
Maßnahmen, die den weiteren Aufbau
Von
Andreas Hoff
von Zeitguthaben verhindern, und da-
mit zugleich bei der Auseinanderset-
zung mit den Ursachen eines solchen
Aufbaus. Daher werden Ampelkonten
oft auch entgegen ihrer Zielsetzung zur
Schöpfung zusätzlicher Personalkapazi-
tät genutzt – wie dies bei ungesteuerten
Zeitkonten so gut wie immer der Fall
ist. Damit wird aber der Hauptzweck
der Ampelsteuerung verfehlt, der in
der gleichmäßigen Auslastung der Mit-
arbeiter in der Nähe ihrer Vertragsar-
beitszeit liegt, und es kommt zu einer
erheblichen Streuung der individuellen
Zeitkontosalden. Neue Ampelkontore-
gelungen sind daher nach meiner Beob-
achtung zunehmend wieder gedeckelt.
In dieselbe Richtung wirkt die vielfach
praktizierte Ausdehnung der Ampel-
kontophasen, wodurch die Steuerungs-
intensität ebenfalls abnimmt. Auch
diesbezüglich gibt es aber in den vergan-
genen Jahren den Trend zur Rückkehr zu
enger gefassten Ampelkonten.
Verlagerung auf Zeitguthaben
Während das erste Ampelkonto sym-
metrisch um die Nulllinie herum ange-
legt war – schließlich geht es hier um
die fortlaufende ungefähre Einhaltung
der Vertragsarbeitszeit –, hat sich in
der betrieblichen Praxis eine gewisse
Verlagerung in den Plusbereich hinein
durchgesetzt, sodass sich etwa die Grün-
phase von minus 20 bis plus 60 Stunden
oder sogar von null bis plus 80 Stunden
erstreckt. Dies hat vor allem den Grund,
dass sich die meisten Mitarbeiter im Mi-
nusbereich ihres Zeitkontos unwohl füh-
len, sodass jedenfalls bei selbst gesteu-
Ein Warnsystem im Wandel
ANALYSE.
Das Ampelkonto zur Steuerung von Zeitguthaben gibt es nun seit 25 Jahren.
Die betriebliche Praxis hat vielfältige Anpassungen des Konzepts hervorgebracht.
Ein Warnsignal bei
zu vielen Über-
oder Unterstunden
ist das Prinzip des
Ampelkontos.
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