Seite 38 - personalmagazin_2014_06

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_Personalauswahl
personalmagazin 06 / 14
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
W
ohl kaum ein Personaler
besetzt heute eine Stelle
mit einem externen Be-
werber, ohne dafür Bewer-
bungsunterlagen zu sichten. Dabei ist
es zunächst unerheblich, ob es sich um
klassische Bewerbungsmappen oder um
eine Bewerbung per E-Mail oder um ein
Online-Formular handelt. Die Aufgabe
ist immer dieselbe: Aus einer vergleichs-
weise großen Anzahl von Bewerbungen
soll der Personaler eine deutlich gerin-
gere Menge Erfolg versprechender Kan-
didaten herausfiltern, die anschließend
tiefergehend per Einstellungsinterview
oder Testverfahren bewertet werden.
Bei der Sichtung der Bewerbungsun-
terlagen können prinzipiell zwei Feh-
ler unterlaufen: Der Fehler „erster Art“
besteht darin, dass man einen unge-
eigneten Kandidaten als solchen nicht
erkennt und ihn zum Einstellungsinter-
view einlädt. Mit diesem Fehler kann
man vergleichsweise gut leben, sofern
die nachgeschalteten Verfahren in der
Lage sind, die Schwächen des Bewerbers
zu identifizieren. Der Fehler „zweiter
Art“ hat sehr viel weitreichendere Kon-
sequenzen. Er liegt vor, wenn ein geeig-
neter Bewerber bei der Sichtung seiner
Unterlagen nicht erkannt wird und daher
frühzeitig aus dem Verfahren ausschei-
det. Dieser Fehler kann kaum korrigiert
werden, denn hierzu müsste man bereits
aussortierte Bewerber zum Einstellungs-
interview nachträglich einladen.
In Zeiten des demografischen Wan-
dels, in denen immer weniger gut
Von
Uwe Peter Kanning
qualifizierte Bewerber auf dem Arbeits-
markt anzutreffen sind, können sich die
meis­ten Unternehmen diesen Fehler
eigentlich nicht mehr leisten, da sie gu-
te Kandidaten an die Konkurrenz ver-
lieren. Angesichts dieser Hintergründe
kommt der professionellen Sichtung der
Bewerbungsunterlagen heute eine hö-
here Bedeutung zu denn je.
Personaler gaben Auskunft
Durch eine Befragung von Personal-
verantwortlichen habe ich untersucht,
inwieweit die Praxis der Unterlagen-
sichtung tatsächlich diesen hohen An-
forderungen Genüge leistet. Mithilfe ei-
nes Online-Fragebogens, der im Herbst
2013 über die Internetseite des Haufe
Personal-Portals zugänglich war, konn-
ten Personalverantwortliche Auskunft
über die Praxis in ihrem Unternehmen
geben. An der Studie beteiligten sich
244 Personen aus Unternehmen sehr
unterschiedlicher Größe (ein bis100.000
Mitarbeiter; Durchschnitt: 1.122).
Die Studienteilnehmer wurden zu-
nächst gefragt, inwieweit die Sichtung
der Bewerbungsunterlagen auf zuvor
klar festgelegten Kriterien beruht und
wie solche Kriterien zustande kommen.
Oh Schreck, ein Fleck!
FORSCHUNG.
Die Bewerbungsunterlagen gehören zu den üblichsten Instrumenten der
Personalauswahl. Eine Studie deckt jedoch grundlegende Fehler in der Praxis auf.
Ein Fleck auf den Unterlagen
wird in der Bewertung oft über-
interpretiert.