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Management
_Mobile Recruiting
personalmagazin 01 / 14
D
ie Bewerber von heute sind in-
ternetaffin. Mehr als die Hälfte
von ihnen ist zehn Stunden pro
Woche oder noch länger online.
Die meiste Zeit schreiben sie im Netz E-
Mails oder verfolgen Nachrichten. Fast
ebenso häufig suchen sie nach Inhalten
und durchsurfen soziale Netzwerke. Da
stellt sich die Frage, wie sich diese aus-
geprägte Internetaffinität beim Bewer-
berverhalten auswirkt.
Wunsch und Wirklichkeit
Die Online-Recruiting-Studie 2014 lie-
fert Antworten. Gemeinsam mit der
Hochschule Heilbronn und unter wis-
senschaftlicher Begleitung von Profes-
sor Daniela Eisele hat der E-Recruiting-
Anbieter Softgarden dabei ermittelt,
welche Bewerbungsformen von den Be-
werbern momentan favorisiert werden.
Am liebsten würden sich Stellensuchen-
de per E-Mail (78 Prozent) bewerben. An
zweiter Stelle folgt die Onlinebewerbung
per Website-Formular (57 Prozent), an
dritter Stelle die Übertragung eines
Xing- oder Lin­kedin-Profils (23 Prozent).
Die herkömmliche Papierbewerbung
liegt inzwischen abgeschlagen bei 18
Prozent. Die mobile Bewerbung, also die
Kontaktaufnahme über ein Smartphone
oder per Tablet-PC, die gern als trendy
gehandelt wird, kommt lediglich auf
knapp 15 Prozent.
So viel zu den Wunschvorstellungen
der Bewerber – das tatsächliche Bewer-
berverhalten in der Praxis sieht etwas
anders aus. Am häufigsten haben sich
Von
Daniela Furkel
(Red.)
die Stellensuchenden bislang per E-Mail
beworben, am zweithäufigsten mittels
Unterlagen aus Papier. Nahezu gleichauf
liegt die Onlinebewerbung per Website-
Formular. Bewerbungen mit einem So-
cial-Media-Profil kommen in der Realität
bislang kaum vor, mobile Bewerbungen
so gut wie nie.
Die Teilnehmer der Studie sollten
möglichst alle aktiv mit der Stellensuche
befasst sein, daher erfolgte die Auswahl
sehr gezielt: Die Befragung wurde als
Link im Anschluss an eine Onlinebe-
werbung bei Unternehmen verschickt
und zusätzlich unter Studierenden der
Hochschule Heilbronn verbreitet. Mehr
als 1.200 dieser Adressaten haben teil-
genommen, knapp die Hälfte von ihnen
ist berufstätig, rund ein Viertel befindet
sich in Ausbildung, absolviert gerade ein
Studium oder drückt noch die Schulbank.
Spannend ist der Vergleich mit der
Studie „Mobile Recruiting 2013“ der
Hochschule Rhein-Main, welche unter
wissenschaftlicher Begleitung von Pro-
fessor Wolfgang Jäger analysiert, wie
Personaler aktuell über die mobile Stel-
lenbesetzung denken.
Ungeduldige Bewerber
Doch zunächst nochmals zur Perspek-
tive der Bewerber: Nur vier Prozent von
ihnen sind laut der Online-Recruiting-
Studie dazu bereit, länger als 30 Minuten
aufzuwenden, um eine Onlinebewerbung
auszufüllen. Knapp die Hälfte findet zehn
bis 20 Minuten akzeptabel, ein Viertel 20
bis 30 Minuten Ausfüllzeit. 22 Prozent
geben aber an, dass sie nicht länger als
zehn Minuten aufwenden wollen.
Auch beim Warten auf eine Eingangs-
bestätigung haben die Bewerber wenig
Geduld: Kaum einer findet es hinnehm-
bar, länger als sieben Tage auf eine Reak-
tionzuwarten. 38Prozent erwartensogar
eine sofortige Eingangsbestätigung auf
ihre Onlinebewerbung. Ob diese ein per-
sönliches Schreiben ist oder eine auto-
matische Antwort, ist dabei unerheblich.
Weitaus wichtiger ist den Bewerbern
hingegen, dass sie innerhalb von ein bis
zwei Wochen eine verbindliche Reaktion
– eine Absage oder Einladung zum näch-
sten Auswahlschritt – erhalten. Dieser
Ansicht sind 49 Prozent der Bewerber.
30 Prozent würden auch zwei bis drei
Wochen warten. Acht Prozent erwarten
eine qualifizierte Rückmeldung bereits
in der ersten Woche.
Onlinebewerbung meist akzeptiert
Auch wenn ein Unternehmen aus-
schließlich Onlinebewerbungen anbie-
tet, geht das für knapp zwei Drittel der
Stellensuchenden in Ordnung. 64 Pro-
zent geben an, sie fänden es gut, wenn
sie sich über ein Onlinebewerbungssys-
tem bewerben müssten, weil die Firma
keine anderen Bewerbungsformen mehr
Knackpunkt Handy-Bewerbung
TREND.
Beim Modethema „Mobile Recruiting“ ticken Personaler und Bewerber recht
ähnlich, zeigen zwei neue Studien. Dennoch drohen Brüche im Kandidatenkontakt.
„Oftmals sind Bewerber-
portale so langsam,
dass die Nutzung eine
Zumutung ist.“
Antwort aus der Online-Recruiting-Studie