Seite 48 - personalmagazin_2014_12

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ORGANISATION
_INDUSTRIE 4.0
personalmagazin 12 / 14
W
enn das Handy mit ei-
nem Pling eine Nachricht
ankündigt, sollten die
Werksmitarbeiter der
Borgwarner Ludwigsburg GmbH ihren
elektronischen Kalender öffnen. Denn
über die Werks-App Kapaflex-Cy kommt
die Anfrage rein, ob der Facharbeiter
zur Sonderschicht am Samstag kommen
möchte. Er chattet mit den ebenfalls
angefragten Kollegen, telefoniert mit
Familienmitgliedern und wägt ab, ob er
freihaben oder zur lukrativen Schicht
gehen will. In der Regel werden dop-
pelt so viele Arbeiter angefragt, wie ge-
braucht werden – wer also den Wunsch
nach Freizeit verspürt, kann dem getrost
nachgeben. Auch der Tausch von Nor-
malschichten oder die Disposition von
Freischichten organisieren die Arbeit-
nehmer über die App. Wer kein Handy
besitzt, kann sich über Zusatzfunktionen
an der Stechuhr an dem digitalen System
beteiligen. Der Spezialist für Zündungs-
technik, Elektronik und Dieselkaltstart-
technologien Borgwarner ist einer von
neun Partnern im Forschungsprojekt des
Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Ar-
beitswirtschaft und Organisation (IAO),
das Personaleinsatzplanung und Social
Media koppelt – in Kapaflex-Cy (siehe
Personalmagazin 10/2014, Seite 66).
Erwin Tauer, Personalleiter im Werk
Ludwigsburg, beschreibt den Projekt-
start: „Zunächst waren die Mitarbeiter
skeptisch, aber dann haben sie schnell
die Erfahrung gemacht, dass vor allem
sie von dieser Flexibilisierung profitie-
ren und ihnen das Tool mehr Autorität
verschafft.“ Das System ist transparent
und die Beschäftigten sind schneller da-
rüber informiert, welche Aufträge anfal-
len und wann es Auftragsspitzen gibt.
Tauer achtet auf die Einhaltung von Be-
triebsvereinbarungen und Datenschutz-
regeln: „Das Wissen des Personalers ist
in die Technik integriert. So werden über
die App nur Mitarbeiter angeschrieben,
die gemäß ihrer Qualifikation und ihres
Arbeitszeitkontos für den Einsatz in-
frage kommen.“
Einsatzplanung wird flexibler
Personaleinsatz- und Arbeitszeitsyste-
me sind ein ureigenes Geschäft der Per-
sonalabteilungen. Doch die Digitalisie-
rung der Arbeitswelt betrifft die Arbeit
der Personaler in allen Bereichen – von
der Rekrutierung über die Personalent-
wicklung bis zu den Führungsleitlinien
und der Unternehmenskultur. Zur bis-
herigen Automatisierung tritt die Ver-
netzung vom Lieferanten über den Pro-
duzenten bis zum Kunden – und dies
alles in einer globalisierten Wirtschaft.
Innerbetrieblich müssen Entwicklung
Auf Vier geht’s los
ÜBERBLICK.
Das Thema Industrie 4.0 beschäftigt derzeit viele Firmenleiter. Auch
­Personaler sollten sich überlegen, wie sie die Digitalisierung begleiten können.
© AHMET MISIRLIGUL / SHUTTERSTOCK .COM
Die Digitalisierung der Arbeits-
welt betrifft auch die HR-Arbeit
– ­in fast allen Bereichen.
Von
Ruth Lemmer