Seite 65 - personalmagazin_2014_07

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Tiefpunkt der Tarifflucht überwunden?
S
eit Jahren geht es abwärts mit der
Bereitschaft der Unternehmen und
deren Arbeitnehmer, sich die Ge-
staltung ihrer Arbeitsverhältnisse durch
Tarifvertragsparteien abnehmen zu las-
sen. Während 1996 noch 70 Prozent der
Beschäftigten in Betrieben, in denen ein
Branchentarifvertrag galt, arbeiteten,
fiel die Quote bis 2013 auf 52 Prozent.
In den neuen Bundesländern sank der
Tarifbindungsanteil gar auf 35 Prozent.
Jetzt haben Auswertungen des Insti-
tuts für Berufsforschung (IAB) ergeben,
dass es mit diesem Abwärtstrend zu
Ende geht. Rund 60 Prozent aller Ar-
beitnehmer, so hat das IAB festgestellt,
werden in tarifgebundenen Unterneh-
men beschäftigt. Fachleute gehen davon
aus, dass die derzeit geplanten Gesetzes-
vorhaben der Großen Koalition den bis-
herigen Trend sogar umkehren können.
Von der Rückkehr in die Tarifbindung
sind vor allem die Branchen betroffen, in
denen der geplante gesetzliche Mindest-
lohn durch Tarifverträge unterschritten,
beziehungsweise die damit zusammen-
hängenden Arbeitszeitkontenführung
tarifvertraglich auch abweichend vom
kommenden Mindestlohngesetz geregelt
werden kann.
Mehr Bindung: Der Anteil der Beschäftigten
in tarifgebundenen Betrieben nimmt zu.