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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
genen Gesundheitsverhaltens werden
somit vielfach unterschätzt, weshalb
ein insgesamt besorgniserregender Ge­
sundheitszustand bei Führungskräften
ermittelt wurde. Bestätigt wird dieses
Ergebnis durch unsere eigenen Unter­
suchungen zur körperlichen Fitness bei
rund 700 Führungskräften. Lediglich ein
Drittel der Teilnehmer liegt dabei ober­
halb der Minimalanforderungen an die
körperliche Fitness zum Erhalt der Ge­
sundheit und Leistungsfähigkeit. Trotz
einer in der Regel hohen Bildung und
Handlungsfähigkeit, scheinen hier zum
einen die mangelnde Risikowahrneh­
mung, zum anderen die fehlende Kom­
petenz, gesundheitsbezogenes Wissen in
Verhalten umzusetzen, ursächlich dafür,
dass es auch Führungskräften nicht ge­
lingt, gesundheitswirksames Verhalten
in ihren Alltag zu integrieren.
Stärkung der Eigenverantwortung
Obwohl verhaltensbedingte Gesund­
heitsrisiken eine hohe Relevanz für die
Leistungsfähigkeit eines Unternehmens
haben, liegt der Schwerpunkt im be­
trieblichen Gesundheitsmanagement
häufig bei einer Verbesserung der Ar­
beitsbedingungen wie Arbeitsorganisa­
tion, Arbeitsschutz oder Führungsstil.
Die wichtigste und wahrscheinlich größ­
te Herausforderung aber, die Mitarbeiter
bei der Wahrnehmung ihrer Eigenver­
antwortung gezielt zu unterstützen und
sie zur selbstbestimmten Stärkung ihrer
Gesundheit zu befähigen, wird vernach­
lässigt. Die Frage ist, wie Unternehmen
nachhaltig, effektiv und effizient die
gesundheitsbezogene Eigenverantwor­
tung von Mitarbeitern positiv beein­
flussen können. Übliche Maßnahmen
zur Verhaltensprävention wie Informa­
tionen über Gesundheitsrisiken und
einen gesunden Lebensstil, das Setzen
von Anreizen sowie das Schaffen von
Gesundheitsangeboten reichen nicht
aus. Der Kampf des Einzelnen mit dem
inneren Schweinehund wird meist ver­
loren. Ohne kontinuierliche Steuerung
und Unterstützung ist ein individueller
Prozess zur nachhaltigen Veränderung
des Gesundheitsverhaltens unwahr­
scheinlich.
Aus unserer Erfahrung ist der Top-down-
Ansatz ein wichtiges Prinzip des Gesund­
heitsmanagements, um Mitarbeiter bei
der Wahrnehmung ihrer Eigenverantwor­
tung gezielt zu unterstützen und somit
Wirksamkeit und Nachhaltigkeit zu erzie­
len. Beginnend mit der Unternehmenslei­
tung wird Eigenverantwortung durch die
Führungsaufgabe Gesundheit mit zwei
wesentlichen Elementen gestärkt: durch
die Vorbildfunktion und durch einen
kontinuierlichen Gesundheitsdialog. Ge­
sundheitsbezogenes Vorbild zu sein heißt,
eigenverantwortlich zu handeln. Im Rah­
men der Führungsaufgabe Gesundheit
starten daher alle Führungskräfte selbst
mit einem persönlichen Entwicklungspro­
zess zur Verbesserung ihrer Gesundheit.
Um als Vorbild in Bezug auf die gesund­
heitsbezogene Eigenverantwortung wir­
ken zu können, müssen Mitarbeiter eine
konkrete Verhaltensänderung bei ihrem
Vorgesetzten erkennen können, mit der
er seinen persönlichen Gesundheitsrisi­
ken entgegenwirkt. Je sichtbarer dieser
Lern- und Entwicklungsprozess für alle
Mitarbeiter ist, desto größer ist der moti­
vierende Effekt für ein besseres Gesund­
heitsverhalten bei den Mitarbeitern.
Fördern durch wertschätzende Dialoge
Die zweite wichtige Teilaufgabe im Rah­
men der Führungsaufgabe Gesundheit
ist, genau diesen Prozess bei den Mit­
arbeitern zu fordern und sie dabei zu
unterstützen, ihre Eigenverantwortung
wahrzunehmen. Dies gelingt, indem die
Führungskraft mit jedem Mitarbeiter
in einen kontinuierlichen und motivie­
renden Gesundheitsdialog tritt, unabhän­
gig von dessen Gesundheitszustand. Das
kann ein kurzer Wortwechsel oder ein
Gespräch unter vier Augen sein. Die Ge­
sundheitsdialoge sind dabei so vielfältig,
wie die Mitarbeiter unterschiedlich. Ent­
scheidend für den Dialog ist die Vertrau­
ensbeziehung zwischen Führungskraft
und Mitarbeiter ebenso wie die kommu­
nikative Kompetenz der Führungskraft.
Im Rahmen ihrer Führungsaufgabe
Gesundheit ist die Führungskraft weder
Hobbypsychologe noch arbeitet sie in den
Gesprächen mit Annahmen, Appellen,
Ratschlägen oder gar fertigen Lösungen.
Es geht darum, durch interessiertes Fra­
gen und Zuhören den Mitarbeiter selbst
Handlungsbedarf erkennen und konkrete
Ideen zur Verbesserung seines Gesund­
heitsverhaltens entwickeln zu lassen. So
wird die Führungskraft zum entschei­
denden Erfolgsfaktor für ein nachhaltiges
Gesundheitsmanagement, das den ein­
zelnen Mitarbeiter bei seiner Gesundheit
wertschätzend unterstützt.
Die Jacobs Universität Bremen und Padoc untersuchen Stand und Bereitschaft von
Unternehmen zur Umsetzung der „Erweiterten Führungsaufgabe Gesundheit“.
Unternehmen können kostenlos bis 15. August 2014 an der Befragung teilnehmen.
Eine persönliche Einladung und weitere Informationen erhalten Sie auf Ihre Mail an
er
Gegenstand der Studie sind die Voraussetzungen, die die Umsetzung der Vorbildfunktion
von Führungskräften in Bezug auf ihr eigenes Gesundheitsverhalten begünstigen oder
hemmen, und die Frage, inwieweit Führungskräfte Mitarbeiter in ihrer gesundheitsbezo-
genen Eigenverantwortung unterstützen. Weitere Info:
Erweiterte Führungsaufgabe Gesundheit
Umfrage
Dr. Dirk Lümkemann
ist Sportmediziner und In-
haber von Padoc – Health &
Productivity Management.
Melanie Linnenschmidt
ist Psychologin sowie
Beraterin und Trainerin bei
Padoc.