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MANAGEMENT
_GESUNDHEITSMANAGEMENT
W
as für den einzelnen Men-
schen gilt, gewinnt in Unter-
nehmen besondere Tragweite.
In Zeiten des demografischen Wandels
liegt es im ureigenen Interesse der Un-
ternehmen, dass ihre Mitarbeiter lang-
fristig gesund bleiben.
Führungskräfte sind besonders ge-
fordert. Den Unternehmenszielen
verpflichtet, bewältigen sie ein hohes
Arbeitspensum, führen Mitarbeiter und
stehen unter starkem Ergebnis- und Zeit-
druck. Es bleibt wenig Zeit, sich um die
„Vorbeugen ist besser als heilen“
eigene Gesundheit zu kümmern. Hier
setzt der professionelle Gesundheits-
Check-up an. Er ist ein effektives Prä-
ventionsmittel, weil er Vorboten von
Erkrankungen aufdeckt, bevor sie merk-
liche Probleme bereiten. In einem Ganz-
tages-Check-up wird die Führungskraft
gründlich, umfassend und individuell
auf mögliche physische und psychische
Beeinträchtigungen und Risikofaktoren
untersucht und persönlich zur Stärkung
ihrer gesundheitlichen Ressourcen bera-
ten. Oft sind es kleine Maßnahmen, die
D
ie Wirtschaftswoche betitelt
einen Artikel über Check-up-
Untersuchungen mit: „Das Ab-
zockgeschäft mit der Gesundheit von
Managern“. Eine aktuelle systematische
Übersichtsarbeit und Meta-Analyse von
aussagekräftigen Studien hat bewiesen,
dass es keinen Nutzen von Check-Ups
gibt: Sie schützen weder vor Erkran-
kungen, noch verlängern sie das Leben.
Außerdem werden Fehlalarme ausgelöst
sowie Überdiagnosen (Behandlung von
gesundheitlich unbedeutenden Auffäl-
verfahren, innovativer Bildgebung und
High-End-Diagnostik in gehobenem Am-
biente“. Zum Einsatz kommen Röntgen,
CT (hohe Strahlenbelastung) und andere
radiologische Großgeräte, die vielleicht
technisch orientierte Führungskräfte
ansprechen, jedoch genauso wie das
Ganzkörper-MRT für einen Manager-
Check-up unseriös sind.
Anschließend folgen möglicherweise
unnötige und gefährliche weitere Unter-
suchungen, Operationen und Therapien.
Auch unsinnige Tests auf Nahrungs-
mittelallergien oder Belastungs-EKGs,
die nicht nach sportmedizinischen
„Check-ups sind Fehlinvestitionen“
ligkeiten), Fehl- und Vedachtsdiagnosen
gestellt, die unnötig Sorgen und psychi-
schen Druck erzeugen.
Selbst wenn alle meist wahllos erhobe-
nen Befunde im Normbereich liegen, be-
deutet das nicht, dass die Führungskraft
gesund ist. Aufgrund der Schwierigkeit,
beispielsweise manche Frühformen von
Krebs überhaupt zu erkennen, entsteht
bei dem Untersuchten das Gefühl einer
falschen Sicherheit. Anbieter locken mit
„erstklassiger medizinischer Betreu-
ung und modernsten Untersuchungs-
DR. DIRK STEMPER
ist Geschäftsführer der
IAS Prevent GmbH.
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