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MANAGEMENT
_GESUNDHEITSMANAGEMENT
personalmagazin 11 / 14
B
ei vielen Unternehmen steht
das Betriebliche Gesundheits-
management noch am Anfang.
„Ein umfangreiches Konzept
haben die wenigsten“, sagt Dr. Birgit
Hildebrandt, medizinische Leiterin des
Helios Prevention Center (HPC). Dabei
haben auch Unternehmen eine Ver-
pflichtung ihren Arbeitnehmern gegen-
über. Die Infineon Technologies AG ist
sich dessen bewusst: „Die Gesundheit
und damit auch die Arbeits- und Leis-
tungsfähigkeit unserer Mitarbeiter zu
erhalten, ist ein wichtiger Aspekt unse-
rer Unternehmensphilosophie“, erklärt
Kristian Knoell, Leiter des Medical Ser-
vice Center Regensburg und globaler
Gesundheitskoordinator bei dem Halb-
leiterhersteller.
Infineon: Modulares Programm zur
­Strategievermittlung
Nicht anders als der Bevölkerungs-
durchschnitt haben auch Infineon-
Mitarbeiter ab vierzig die typischen
gesundheitlichen Beschwerden: Über-
gewicht, Bluthochdruck, mangelnde
Fitness, seelische Anspannungen und
Rückenprobleme. „Das betrifft die Kolle-
gen in der Verwaltung genauso wie die
in den Produktionslinien“, sagt Knoell.
Zwei Jahre lang haben er und sein Team
am Präventionsprogramm „Fit4Health“
bei Infineon gefeilt – gemeinsam mit
den Gesundheitsexperten vom Helios
Prevention Center in Bad Grönenbach.
Herausgekommen ist ein modular ge-
staltetes attraktives, ganzheitliches
Von
Silvio Rahr
Programm, bei dem Strategien für ge-
sundheitsbewusstes Verhalten im Alltag
vermittelt werden. Seit Mai 2013 nimmt
monatlich eine Gruppe mit zwölf Teil-
nehmern an „Fit4Health“ teil. Die Mit-
arbeiter werden nach einem Gespräch
mit dem Betriebsarzt ihres Standorts
für das Programm empfohlen und da-
nach zur Kick-Off-Woche nach Bad Grö-
nenbach geschickt. Dort werden für die
Schwerpunkte „Bewegung plus Kraft“,
„Regeneration plus Balance“ sowie „Er-
nährung“ anhand von ausführlichen
fachärztlichen Untersuchungen, ver-
schiedenen Fitnesstests, praktischen
Trainingsprogrammen und abgestimm-
ten Theorieeinheiten die Grundlagen für
eine gesunde Lebensweise gelegt. Die
Teilnehmer bekommen anschließend
ein Trainingstagebuch mit individuellen
Übungen, deren Intensität sich in den
folgenden Monaten steigert. Nach einem
halben Jahr gibt es eine erste Zwischen-
bilanz mit vergleichbaren Fitness- und
Gesundheitschecks beim eigenen Be-
triebsarzt.
„So messen wir, welchen Erfolg das
Programm hat. Die erste Zwischenbi-
lanz ist gut“, sagt Knoell. „Alle haben
ihre Fitness verbessert und nachhaltig
ihre Lebensweise verändert. Viele haben
Gewicht verloren. Die Erfolge sind auch
für die Teilenehmer beeindruckend,
denn sie erleben ihre Gesundheit – das
motiviert sie, weiterzumachen.“ Nach
einem Jahr folgen ein erneuter Check-
up und eine Abschlussveranstaltung
– für die gleichen Teilnehmergruppen
und wiederum im HPC im Allgäu. „Wir
gehen davon aus, dass die Teilnehmer
dann nicht nur gesünder sind und ge-
sundheitsbewusster leben, sondern die-
sen Wert auch bei Infineon einbringen
können.“
Infineon beschäftigt weltweit rund
26.000 Mitarbeiter, davon etwa 8.500
in Deutschland. Es gibt jedoch auch für
kleinere Unternehmen Möglichkeiten,
ihre Betriebliche Gesundheitsförderung
(BGF) zu verbessern. „Es muss nicht
gleich ein umfangreiches Konzept sein“,
meint Hildebrandt „Wie bei unseren
Gesundheits-Check-ups auch, hören
wir erst einmal aufmerksam zu und
nehmen uns die Zeit, die Bedürfnisse
der Unternehmen zu verstehen, bevor
wir Vorschläge machen. Vielleicht sind
Rückenschulungen vor Ort das Richtige
– vielleicht eine Multiplikatorenausbil-
dung oder Schulungen für Führungs-
kräfte an einem unserer Standorte.“
Airbus: Mentalitätswandel ­durch Hilfe
zur Selbsthilfe
Der europäische Flugzeughersteller
Airbus gehört mit rund 19.000 Mitar-
beitern in Deutschland auch zu den
größeren Unternehmen – und hat doch
eine ganz andere, nicht weniger aufwen-
dige Herangehensweise als Infineon.
„Aufgrund der starken Spezialisierung
einiger Arbeitsplätze mit besonderen
ergonomischen Herausforderungen, wie
Über-Kopf- oder Kniend-Arbeiten und
der sich schnell wandelnden Arbeits-
welt im Hinblick auf Demografie, ist es
nötig, frühzeitig gegenzusteuern und
präventiv tätig zu sein. Das rechnet sich
für das gesamte Unternehmen“, sagt Dr.
Nina Sonntag, Leitende Betriebsärztin
Wege zum Bewusstseinswandel
PRAXIS.
Ein durchdachtes betriebliches Gesundheitsmanagement zahlt sich für Mitar-
beiter und Unternehmen aus. Das zeigen die Konzepte von Airbus und Infineon.