Seite 16 - personalmagazin_2014_11

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SZENE
_BETRIEBSPRAKTIKUM
personalmagazin 11 / 14
W
ie werden U-Schienen ge-
feilt? Und wie fühlt sich ein
Mitarbeiter nach acht Stun-
den Montage? Fragen, die
Arbeitsrichter üblicherweise nicht aus
eigener Erfahrung beantworten können.
Anders Judith Gielen, Richterin am Ar-
beitsgericht Stuttgart. Die 34 -Jährige hat
für sechs Monate den Gerichtssaal gegen
eine Produktionsstätte getauscht und ar-
beitete von Januar bis Juni 2014 als Be-
triebspraktikantin bei der Heidelberger
Von
Katharina Schmitt
(Red.)
Druckmaschinen AG im Werk Wiesloch-
Walldorf. Eine Weiterbildungsidee, die
nicht nur für eine bereits seit fünf Jahren
amtierende Richterin ungewöhnlich ist,
sondern auch für Personalmanagement,
Betriebsrat und Belegschaft von „Heidel-
druck“ völliges Neuland war.
Das „Betriebspraktikum für Arbeits-
richter“ beruht auf einer Übereinkunft
zwischen dem Land Baden-Württemberg,
der Landesvereinigung der Arbeitgeber-
verbände und dem deutschen Gewerk-
schaftsbund, die schon 2006 geschlossen
wurde. Erreicht werden soll, dass gera-
de junge Arbeitsrichter betriebliche Er-
fahrungen sammeln, um so bestimmte
Abläufe im Unternehmen, besonders
im Personalbereich und im Bereich
des Betriebsrats, besser zu verstehen.
Das Ziel scheint im Fall von Gielen er-
reicht zu sein: „Ich habe in diesen sechs
Monaten das Unternehmen aus allen
Perspektiven gesehen: Aus der Sicht
des Betriebsrats, des Arbeitgebers und
der Mitarbeiter“, konstatiert die Richte-
rin. Diese Einblicke in das Innenleben
eines Unternehmens, meint sie, würden
ihr mit Sicherheit auch im Beruf als Ar-
Werkbank statt Rechtsprechung
PORTRÄT.
Eine ungewöhnliche Praktikantin hatte die Heidelberger Druckmaschinen
AG. Eine Arbeitsrichterin nahm ein halbes Jahr Einblick in den Unternehmensalltag.
© PERSONALMAGAZIN
Praktikantin mit Richterstatus: Arbeitsrichterin Judith Gielen erlebte sechs Monate lang die Betriebspraxis der Druckmaschinenherstellung.