Seite 14 - personalmagazin_2014_04

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personalmagazin 04 / 14
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Titel
_
Arbeitsplatzkonzepte
A
rbeitsplatzformen haben sich
in den vergangenen Jahren
stark verändert. Eine Tendenz
der jüngsten Vergangenheit
ist dabei eine Flexibilisierung der Ar-
beitsorte: Vor allem große Unternehmen
setzen auf die Arbeit im Home-Office
oder anderen externen Orten wie Cafés
oder Lounges.
Neben der Flexibilisierung ist die Auf-
wertung des Büroarbeitsplatzes als zwei-
te Tendenz zu erkennen: Unternehmen
gestalten die Büroräume mit modernen
Raumkonzepten und richten sie mit
speziellen Möbeln ein, die sowohl das
körperliche als auch seelische Wohlbe-
finden der Mitarbeiter steigern sollen.
Sogenannte „Feel Good Areas“ gehören
längst zum Programm jeder Firma, die
etwas auf sich hält, und auch Fitness-
räume, Billardtische und Minigolfanla-
gen sind längst keine Seltenheit mehr
in der Firmenarchitektur; Google bietet
den Mitarbeitern sogar Rutschbahnen
und Gratiskantinen. Einen Überblick
über diese Entwicklungen und aktuelle
Arbeitsplatzkonzepte gibt der Artikel
ab Seite 16. Ein Beispiel dafür, wie ein
Raumeinrichtungskonzept die Weiter-
bildung im Unternehmen fördern kann,
findet sich auf Seite 22.
Gemeinsam ist all diesen Konzepten,
dass sie die Motivation, Kreativität und
damit letztlich die Produktivität der Mit-
arbeiter steigern sollen. Da dies auch zu
den Kernaufgaben von HR gehört, müs-
sen sich Personaler bei der Planung und
Umsetzung neuer Raumkonzepte ein-
Von
Andrea Kraß
(Red.)
mischen. Bauen und Einrichten allein
genügt nicht.
Neben dem Motivationsfaktor zwin-
gen aber auch pragmatischere Gründe
zu neuen Konzepten: Flexible Arbeits-
platzformen etwa helfen, Kosten zu
sparen. Zudem fordert der viel zitierte
demografische Wandel Maßnahmen, mit
deren Hilfe immer mehr ältere Mitarbei-
ter immer länger arbeitsfähig bleiben.
Auch hier ist HR gefragt, etwa bei der
Einrichtung altersgerechter Arbeitsplät-
ze. Wie diese aussehen können und dass
Ergonomie nicht teuer sein muss, zeigt
Rudolf Kast, Vorsitzender des Demogra-
fie-Netzwerks, im Interview auf Seite 17.
Das Büro ist tot – es lebe das Büro!
In welche Richtung die Entwicklung
letztendlich geht – flexiblere Arbeitsorte
oder ein aufgewerteter Büroarbeitsplatz
–, scheint auch in den Firmen nicht ganz
klar zu sein: Während IT-Unternehmen
sonst vermehrt Home-Office-Formen
anbieten, hat Yahoo seine Heimarbei-
ter wieder zurück an den Schreibtisch
geholt. Microsoft kündigte zunächst
die Schließung von drei Standorten an,
deren Mitarbeiter künftig von zu Hause
arbeiten sollten, und verkündete: „Das
klassische Büro ist tot“ – dann revidier-
te der Softwareriese die Entscheidung.
Doch egal, für welches Konzept sich
ein Unternehmen entscheidet: Es reicht
nicht, die Mitarbeiter mit neuen Büro-
formen und -einrichtungen vor vollende-
te Tatsachen zu stellen. Denn schließlich
sind die Mitarbeiter diejenigen, die das
neue Konzept nach der Implementie-
rung nutzen und damit zufrieden sein
sollten. Vielmehr sollte es auch Aufgabe
der Personaler sein, den Prozess zum
neuen Bürokonzept von Anfang an als
Change Manager zu begleiten und so die
Belange des Personals früh mit einzu-
steuern. Denn HR kennt die Bedürfnisse
und möglichen Widerstände der Mitar-
beiter. Dafür muss der Personaler den
Change-Prozess als Kommunikator be-
gleiten, außerdem Führungskräften zur
Seite stehen und sich mit allen anderen
Stakeholdern des Prozesses absprechen.
Wie das gelingt, zeigt das Praxisbeispiel
der Firma Valeo ab Seite 20, die einen
Büroneubau unter Beteiligung der Mit-
arbeiter gestaltet hat.
Ein Heimatgefühl vermitteln
Warum das Mitspracherecht auch aus
psychologischer Sicht wichtig ist, erfah-
ren Sie auf Seite 23. Denn der Büroar-
beitsplatz ist weit mehr als ein Ort zum
Arbeiten: Er soll den Mitarbeitern auch
ein Heimatgefühl vermitteln. Dies kann
in non-territorialen Umgebungen, wie
etwa beim „Desk Sharing“, bedroht sein.
Einrichten auf die Zukunft
überblick.
Moderne Arbeitsplatzformen können Flexibilität und Qualität der Arbeits‑
umgebung steigern. Doch HR muss sich auf dem Weg zum neuen Büro einmischen.
Unternehmen sollten
ihre Mitarbeiter am
Change-Prozess beteili-
gen. Denn sie sind die-
jenigen, die die Büros
später nutzen und damit
zufrieden sein sollten.