Seite 16 - personalmagazin_2013_06

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Titel
_HR aus Vorstandssicht
personalmagazin 06 / 13
D
ie Personalfachleute sollen
sich stärker in den Themen
der Unternehmensführung
engagieren und gern auch ei-
gene Ideen zur Weiterentwicklung des
Unternehmens beisteuern. So lautet das
wohl überraschendste Ergebnis unserer
neuen Studie „HR aus Sicht der Unter-
nehmensführung“. Denn dies widerlegt
den oft gehörten Vorwurf, dass die Un-
ternehmensführung nicht viel Wert lege
auf den Beitrag der Personalabteilung.
Die Studienergebnisse zeigen, welche
Erwartungen das oberste Führungsper-
sonal an den HR-Bereich tatsächlich hat:
HR scheint trotz der langjährigenDebatte
um eine partnerschaftliche Zusammen-
arbeit mit der Geschäftsleitung und trotz
Ansätzen zu einer strategischen Neupo-
sitionierung den hohen Anforderungen
der Unternehmensleitung noch immer
nur zum Teil gerecht zu werden. Das Top-
Management wünscht sich ausdrücklich
eine Begleitung durchHR – und das nicht
nur bei den klassischen HR-Themen wie
zum Beispiel Personalkosten, sondern
auch strategischen Unternehmensent-
scheidungen wie Innovationsthemen.
Studie erstmals erhoben
Die Studie initiiert haben die Unterneh-
mensberatung Promerit AG, die HBM-
Unternehmerschule der Universität St.
Gallen und das Personalmagazin. Für
die Studie wurden im Februar insge-
samt 158 Unternehmensentscheider
telefonisch dazu befragt, vor welchen
Herausforderungen sie mit Blick auf
Von
Caroline Blatz
und
Christoph Müller
die Mitarbeiter des Unternehmens ste-
hen, wie zufrieden sie gegenwärtig
mit der Arbeit des Personalbereichs
sind und was sie sich künftig von ih-
rem Personalmanagement erhoffen.
Die Befragten sind Geschäftsführer,
Vorstandsvorsitzende und Vorstände
verschiedener Verantwortungsbereiche
wie Marketing und Vertrieb – und eben
gerade keine HR-Verantwortlichen. Die
auf diesem Weg ermittelten quantita-
tiven Ergebnisse wurden anschließend
mittels persönlicher Interviews mit 13
Geschäftsführern und Vorständen vali-
diert (Auszüge daraus auf Seite 22).
Mehr Begleitung bei Strategiethemen
Bisher, so zeigen die Antworten der
Top-Manager, begleitet HR die Unter-
nehmensführung bei strategischen
Herausforderungen wie zum Beispiel
Internationalisierung oder Investitionen
nur in mittlerem Ausmaß. Im Schnitt la-
gen die Einschätzungen bei diesem Fra-
genkomplex bei 6,1 bis 6,8 Punkten auf
einer Zehnerskala mit 10 als Top-Wert.
Nur bei eindeutigen Personalthemen
wie Restrukturierungen oder Perso-
nalveränderungen wird die Begleitung
in strategischer Hinsicht ausgeprägter
erlebt (7,4 bis 8,0 Punkte). Dabei wün-
schen sich die Unternehmensführer fast
durchgängig eine stärkere Begleitung
durch HR bei allen strategischen The-
men (6,7 bis 8,7 Punkte).
Ergänzend ging die Studie auch der Fra-
ge nach, ob die Personalabteilung dann
stärker bei strategischen Themen ein-
gebunden wird, wenn die HR-Funktion
unmittelbar auf Ebene der Geschäftslei-
tung verankert ist – also nicht auf zweiter
Führungsebene oder bloß als Zusatzres-
sort eines anderen Geschäftsleitungsmit-
glieds. Das Ergebnis: Dies ist tatsächlich
der Fall – mit Ausnahme des Themenge-
biets der Investitionsentscheidungen.
Mit HR einigermaßen zufrieden
Danach befragt, wie zufrieden sie ins-
gesamt mit HR sind, geben die Teilneh-
mer an, dass sie im Großen und Ganzen
mit der Arbeit des HR-Bereichs und der
Kompetenz der HR-Vertreter einverstan-
den sind. Im Detail: 78,4 Prozent sind
mit der Kompetenz der HR-Vertreter
eher zufrieden bis sehr zufrieden, wenn
man Bewertungen von sieben bis zehn
Punkten auf einer Zehnerskala betrach-
tet. Immerhin noch 67 Prozent sind bei
diesem Maßstab mit der Arbeit des Per-
sonalbereichs insgesamt zufrieden.
Nimmt man allerdings die Bewer-
tungen mit sieben Punkten aus der Be-
trachtung heraus, legt also die Messlatte
höher, trübt sich dieser recht positive
Eindruck doch spürbar ein: Bei einer
reinen Top-Box-Betrachtung, in welche
nur die Bewertungen mit acht bis zehn
Punkten einfließen, sind lediglich gut
die Hälfte der Befragten (57,6 Prozent)
zufrieden bis sehr zufrieden mit der
Kompetenz von HR und nur noch ein
gutes Drittel (39,3 Prozent) mit der Ar-
beit des HR-Bereichs insgesamt.
Unmittelbare Auswirkung auf Erfolg
Jedes fünfte befragte Unternehmen (19
Prozent) musste in der Vergangenheit
bereits einmal Investitionen zurückstel-
len, konnte Marktchancen nicht nutzen
Große Erwartungen
Studie.
Firmenchefs wünschen sich von ihren Personalern mehr Hilfe bei Strategie-
fragen – auch dann, wenn es nicht um Personalthemen im engeren Sinn geht.