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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
• Wiedereinstieg als kritischer Karri-
erepunkt: Frauen unterbrechen oder re-
duzieren ihre Erwerbstätigkeit familien-
bedingt häufiger und länger als Männer.
• Rollenverhalten von Frauen: Individu-
elle und kollektive Lohnverhandlungen
haben die traditionell schlechtere Be-
wertung typischer Frauenberufe nicht
nachhaltig überwinden können.
Diese Ursachen bilden die zentralen
Ansatzpunkte für eine Strategie zur
Überwindung der Entgeltungleichheit.
Erste Ergebnisse aus über 130 durch-
geführten Logib-D-Beratungen
In diesem Kontext bietet die Entgelt-
analyse nach „Logib-D“ (siehe Kasten)
jedem Unternehmen eine präzise Detail-
analyse zur Entgeltlücke inklusive einer
umfassenden Vergütungsstrukturanaly-
se über das Gesamtunternehmen. Bisher
haben 130 Unternehmen eine solche
Logib-D-Analyse durchführen lassen.
Folgende Erkenntnisse können daraus
abgeleitet werden: Die unbereinigte Ent-
geltlücke liegt in den Unternehmen bei
circa 20 Prozent (Mittelwert) und damit
sehr nahe an den Werten des Statisti-
schen Bundesamts. Nur öffentliche Un-
ternehmen haben eine niedrigere „un-
bereinigte Entgeltlücke“. Dies ist in der
gegenüber vielen Industrieunternehmen
überwiegend geringen Größe der Behör-
den begründet und andererseits in dem
hohen Anteil von Frauen in Führungs-
stellen in Teilzeit. Final lässt sich fest-
stellen, dass die unbereinigte Entgeltlü-
cke eine konkrete Aussage liefert über
die Anzahl der Führungskräfteebenen,
die überwiegend mit Männern besetzt
sind. Ist dieser Anteil hoch, steigt die
mittelwertbasierte unbereinigte Entgelt-
lücke an, ist diese gering, sinkt der Wert.
Gegenüber der unbereinigten Entgelt-
lücke sinkt die „bereinigte Entgeltlücke“
in den meisten Fällen auf Werte von vier
bis fünf Prozent. Dieser Wert ist über alle
Unternehmen hinweg sehr stabil und ist
damit Ausdruck des gesellschaftlichen
Umfelds oder typischer Handlungsmus­
ter im HR-Umfeld.
Unterschiede nach Unternehmens-
größen und Branchen
Die Unterschiede nach Branchen sind
nicht wesentlich, auch wenn sich fest-
stellen lässt, dass die Entgeltlücke in
niedrig vergütenden Branchen wie dem
Einzelhandel mit 28 Prozent höher ist
als in relativ hoch vergütenden Bran-
chen wie Banken, Versicherungen, Che-
mie. Eine besonders niedrige Entgeltlü-
cke entsteht in eher hoch vergütenden
Branchen wie der IT-Industrie mit 11,25
Prozent. Nach Unternehmensgrößen
sind kleinere Unternehmen im Vorteil,
da diese über wenige Hierarchieebenen
verfügen. So liegt die Entgeltlücke berei-
nigt um die Unternehmensgröße in Un-
ternehmen bis 500 Mitarbeitern bei 17,5
Prozent gegenüber mehr als 20 Prozent
in größeren Unternehmen.
Unterschiede nach Anforderungs-
niveau und Führungsverantwortung
Frauen sind zu rund 70 Prozent auf
„einfacheren“ (Sachbearbeitungs-)Stel-
len oder Stellen mit fachspezifischer be-
ruflicher Ausbildung tätig (auch wenn
individuell oft eine höhere Ausbildung
vorliegt). Über alle der Logib-D-Analyse
zugrunde liegenden sechs Anforde-
rungsstufen (Stufen eins bis sechs ) fällt
der Anteil von Frauen von 80 Prozent
(einfachste (Hilfs-)Stellen) auf 20 Pro-
zent (hochwertigste Managementstellen)
ab. Gleichzeitig steigt die Entgeltlücke
für Frauen von fünf Prozent (einfache
Stellen) auf elf Prozent (anspruchsvolle
Stellen). Der Wert für das „durchschnitt-
liche Anforderungsniveau“ fällt auf der
Sechser-Skala von 3,5 (Männer) auf 2,9
für Frauen ab.
In allen Unternehmen lässt sich erken-
nen, dass Frauen überwiegend auf Fach-
funktionen (ohne Führung) tätig sind.
Dies gilt für über 78 Prozent der Frauen.
Während der Anteil von Frauen auf Fach-
vorgesetztenfunktionen und kleinen
Durchschnittliche
Entgeltlücke der Frauen
in der Altersgruppe
unter 20 Jahren
Durchschnittliche
Entgeltlücke der Frauen
in der Altersgruppe
20 bis 29 Jahre
Durchschnittliche
Entgeltlücke der Frauen
in der Altersgruppe
30 bis 39 Jahre
Durchschnittliche
Entgeltlücke der Frauen
in der Altersgruppe
40 bis 49 Jahre
Durchschnittliche
Entgeltlücke der Frauen
in der Altersgruppe
50 bis 59 Jahre
Durchschnittliche
Entgeltlücke der Frauen
in der Altersgruppe
über 60 Jahren
-1,58 %
-3,23 %
-10,42 %
-21,35 %
-23,45 %
-26,98 %
Entgeltlücke nach Alter und Ausbildungsgrad
Quelle: Baumgartner & Partner
Insbesondere hoch qualifizierte Frauen verlieren schnell den
Anschluss an die Karrierewege der Männer. Bedingt ist dies durch
Erwerbsunterbrechungen durch Elternzeit sowie den hohen Anteil
von Frauen mit Wiedereinstieg in Teilzeit.
Entgeltlücke nach
Ausbildung
Entgeltlücke nach
Zusatzausbildung
Entgeltlücke nach FH-/
Bachelor-Abschluss
Entgeltlücke nach Uni-/
Master-Abschluss
-12,7 %
-9,5 %
-10,9 %
-16,8 %
Zum Zeitpunkt des Berufseinstiegs ist fast keine Entgeltlücke zwi-
schen Frauen und Männern vorhanden – unabhängig vom letzten
Abschluss. Im Laufe des Erwerbslebens steigt die Lücke aber sprung-
haft an, besonders in der Altersgruppe zwischen 30 und 50 Jahren.