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Organisation
_Arbeitgeberbewertungen
personalmagazin 10 / 13
und – wenn sie zugelassen werden –
einen umfangreichen Online-Fragebo-
gen zu ihrer Personalarbeit ausfüllen.
Anschließend wird das Unternehmen
einem Audit unterzogen.
Zu den wesentlichen Vorteilen der
Arbeitgeberwettbewerbe zählt, dass
kleinere und weniger bekannte Unter-
nehmen damit ihren Bekanntheitsgrad
steigern können. Gerade wenn Mitarbei-
ter befragt werden, können bei einem
positiven Feedback das Zusammengehö-
rigkeitsgefühl und die Identifikation mit
dem Unternehmen gesteigert werden.
Wenn es eine ausführliche Dokumen-
tation des Ergebnisses gibt, kann diese
ein wertvolles Tool für die Verbesserung
der Personalarbeit und der internen Pro-
zesse darstellen.
Kritisch muss aber angemerkt wer-
den, dass es meistens nur für eher kleine
und mittlere Unternehmen zielführend
ist, an diesen Wettbewerben teilzuneh-
men. Die Teilnahme ist oft mit hohen
Kosten verbunden. Die verschiedenen
Audits stellen einen hohen Arbeitsauf-
wand dar. Gerade wenn auch gleichzeitig
interne Mitarbeiterbefragungen durch-
geführt werden, kann es leicht zu einer
Überfrachtung der Mitarbeiter mit or-
ganisationsdiagnostischen Maßnahmen
kommen. Ein negatives Ergebnis kann
außerdem zu Frustration und Demotiva-
tion führen. Darüber hinaus sind einige
der Bewertungen durchaus auch kritisch
zu sehen: Wie hoch ist die Objektivität,
die Beeinflussbarkeit der Mitarbeiter?
Drittens: Bewertungsportale
Bei den Bewertungsportalen können
Mitarbeiter, ehemalige Mitarbeiter, aber
auch Praktikanten ihr Unternehmen
bewerten. Bekannteste Beispiele sind
die beiden Anbieter Kununu und Job-
voting. Kununu ist laut eigener Aussa-
ge mit mehr als 430.000 Bewertungen
die größte und professionellste Platt-
form für Arbeitgeberbewertungen im
deutschsprachigen Raum. Seit Januar
2013 gehört Kununu zu Xing. Das Portal
Jobvoting bezeichnet sich als „die erste
Adresse im Internet im Bereich der Ar-
beitgeberbewertung“. Mehr als 100.000
Unternehmen befinden sich in der Da-
tenbank des Portals.
Bewertungsportale funktionieren ähn-
lich wie Reiseportale, auf denen Reisen-
de ihren Hotelaufenthalt bewerten. Auf
den Jobportalen bewerten (ehemalige)
Mitarbeiter ihr Unternehmen. Darüber
hinaus vergeben Kununu und Jobvoting
an gut bewertete Unternehmen nach
verschiedenen Verfahren Zertifikate
wie „Top Arbeitgeber des Jahres“, „Open
Company“ oder „Top Company“. Zusätz-
lich können Unternehmen gegen Gebühr
Firmenprofile einstellen und die Platt-
formen für Werbezwecke nutzen.
Interessenten bekommen einen Ein-
blick in das Unternehmen und die Stim-
mung dort. Ist dieser Einblick positiv,
stellt es eine gute Imagewerbung für das
Unternehmen dar. Die Herausforderung:
Ein Arbeitsplatz ist komplexer als ein
Hotelzimmer, bei dem Lärmbelästigung
und Meerblick die wichtigsten Kriterien
sind. Auch Führungskräfte und Kolle-
gen üben einen hohen Einfluss auf die
Zufriedenheit eines Mitarbeiters aus.
Zudem gibt es keine zugrunde liegen-
de Methodologie, alleine die subjektive
Bewertung zählt. Auch die Gütesiegel
haben nur eine begrenzte Aussagekraft:
Um das „Top Company“-Gütesiegel bei
Kununu zu erreichen, muss ein Unter-
nehmen mindestens sechsmal bewertet
worden sein und einen Bewertungs-
punktedurchschnitt von mindestens drei
Punkten erreicht haben. Damit bewegen
sich die Bewertungen meist im Promille-
bereich der Beschäftigtenzahl.
Viertens: Arbeitgeberpreise
Verschiedene Unternehmen oder Grup-
pen verleihen Preise nach sehr unter-
schiedlichen Methoden und Kriterien.
Ein Beispiel ist der Randstadt Award,
Wer seinem Unternehmen mehr Aufmerksamkeit als Arbeitgeber verleihen will, kann
Wettbewerbe und Rankings dafür nutzen, sollte aber folgende Punkte abwägen.
Nicht immer haben Sie einen Einfluss, ob Ihr Unternehmen in Arbeitgeberbewertun-
gen, insbesondere in Rankings, berücksichtigt wird. Dennoch lohnt es sich, immer mal
wieder einen Blick in die Details der diversen Studien zu werfen. Dort finden Sie viele
Informationen darüber, was potenzielle Bewerber bewegt.
Wenn Sie sich aktiv um eine Arbeitgeberbewertung bewerben wollen, prüfen Sie
Ihr Ziel: Was wollen Sie mit einer Teilnahme erreichen? Geht es Ihnen um Employer
Branding, allgemein mehr Aufmerksamkeit oder eine Verbesserung der Prozesse?
Entsprechend müssen Sie die passende Arbeitgeberbewertung auswählen. Hinterfra-
gen Sie dabei Ihre Chancen auf einen Rankingplatz, die Reputation und die mediale
Vermarktung der Auszeichung, aber auch die Qualität der Methode.
Es geht immer um eine Kosten-Nutzen-Betrachtung. Ein detaillierter, professionell
durchgeführter Audit kann hilfreich sein, die eigenen Prozesse und den Außenauftritt
zu verbessern. Eine Top-Bewertung kann intern wie extern das Unternehmen und die
eigene Arbeit ins rechte Licht rücken. Werden dadurch mehr Bewerber angezogen,
sinken die Recruiting-Kosten – vorausgesetzt, die „Richtigen“ bewerben sich. Dann
können auch die Investitionen sinnvoll sein. Zusätzlich zum monetären Aufwand ist
aber auch die anfallende Arbeit zu berücksichtigen.
Darauf sollten Personaler achten
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