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Titel
_Social Recruiting
personalmagazin 10 / 13
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
A
ctive Sourcing ist im Recrui­
ting angekommen. Wie der
ICR Social Media Recruiting
Report zeigt, suchen aktuell
doppelt so viele Arbeitgeber wie 2010
(25 Prozent zu zwölf Prozent) immer
proaktiv in Social Media nach neuen
Mitarbeitern. Damit erschließen sie sich
auch den latenten Arbeitsmarkt. „Active
Sourcing“ kann offline oder online be­
trieben werden. Die Online-Ansprache
ist weniger aufwendig und erreicht ei­
ne große Anzahl an potenziellen Kandi­
daten. So zählt das Business-Netzwerk
Xing über 6,5 Millionen Mitglieder im
deutschsprachigen Raum, Linkedin und
das Karrierenetzwerk Experteer rund
zwei Millionen registrierte Personen.
Die richtigen Leute richtig ansprechen
Wie der ICR Active Sourcing Report
2013 zeigt, nutzen die meisten Perso­
naler für die proaktive Ansprache Xing
mit klarem Abstand vor Linkedin und
Lebenslauf-Datenbanken. Das Auffinden
interessanter Kandidaten funktioniert
bereits ganz gut. Doch nach der Suche
beginnt die eigentliche Herausforde­
rung: die Ansprache der meist fest ange­
stellten Personen.
Mitglieder in sozialenNetzwerkenoder
Lebenslauf-Datenbanken geben auf ganz
unterschiedliche Weise an, ob sie an ei­
ner neuen Herausforderung interessiert
sind oder ob sie in Ruhe gelassen werden
wollen. Die einen schreiben etwa in ihr
Profil „Suche neue Herausforderung“
oder „ab sofort verfügbar“, die anderen
Von
Wolfgang Brickwedde
vermerken dort „bitte keine Jobangebo­
te“. Generell können die Mitglieder in
aktiv und latent Suchende sowie passive
Kandidaten unterteilt werden. Die An­
teile der aktiv Suchenden sind höher,
wenn es sich um eine reine Lebenslauf-
Datenbank handelt, wie sie zum Beispiel
Stepstone oder Monster anbieten, oder
wenn es sich um ein Karrierenetzwerk,
etwa Experteer oder Placement24, han­
delt. Business-Netzwerke wie Xing oder
Linkedin weisen einen höheren Anteil
an latent Suchenden auf.
Bei Xing können Mitglieder im neuen
Profil ebendiese Kategorien auswählen.
Das Karrierenetzwerk Experteer hat die
Unterteilung besonders elegant gelöst:
Basierend auf ihren Aktivitäten, wie
Klicks auf Stellenangebote oder Antwort
auf Ansprachen, werden die Mitglieder
in die drei Kategorien unterteilt. Dem­
entsprechend ist für Unternehmen gut
erkennbar, ob sich eine Ansprache lohnt.
Die Fehler der Vergangenheit
Die Möglichkeit, Kandidaten direkt in
den sozialen Netzwerken anzusprechen,
wurde anfangs vor allem von Personal­
vermittlungen und -beratungen genutzt.
Doch nicht nur diese begingen diverse
Fehler und hinterließen verbrannte Erde.
Wenn Kandidaten mehrere Ansprachen
folgenden Wortlauts erhalten, werden sie
kaum noch offen für Anfragen sein: „Sehr
geehrter Herr Mustermann, wir haben
eine Stelle offen, welche für Sie inter­
essant sein könnte. Link: https//
Der Erfolg einer Ansprache liegt
in der Antwortrate. Wie hoch sollte
diese in etwa sein? Bei Lebenslauf-Da­
tenbanken und Karrierenetzwerken sind
aufgrund des höheren Anteils der aktiv
Suchenden zwischen 40 und 70 Prozent
Rücklauf realistisch. Experteer beispiels­
weise gibt an, dass Recruiter bei Premi­
um-Kandidaten eine durchschnittliche
Antwortrate von 64 Prozent erreichen,
bei allen Kandidaten immerhin noch
53 Prozent. In den sozialen Netzwerken
liegen diese Zahlen deutlich darunter.
Linkedin gibt bei den kostenpflichtigen
„Inmails“ international eine Response-
Quote von 35 Prozent an. Xing erfasst
diese Zahlen nicht. Recruiter in Unter­
nehmen geben im ICR Active Sourcing
Report an, im Mittel eine Rücklaufquote
von 20 Prozent zu erreichen.
Faktoren für mehr Rücklauf
Auch auf die Frage, wie eine Ansprache
aussehen sollte, damit sie zu einer ho­
hen Rücklaufquote führt, gibt die Studie
eine Antwort. Sie analysierte, welche
Bestandteile Ansprachen mit höheren
Rücklaufquoten (41 bis 50 Prozent) auf­
weisen – im Vergleich zu denjenigen
mit geringen Rücklaufquoten (unter
fünf Prozent). Dabei zeigte sich: Erfolg­
Die Tücken bei der Ansprache
PRAXIS.
Nicht jede Ansprache führt zum Ziel – einer Reaktion des Kandidaten. Mit
einigen Grundregeln können Arbeitgeber die Antwortrate jedoch deutlich erhöhen.
Durch unqualifizierte
Ansprachen in sozia­
len Netzwerken wurde
schon viel verbrannte
Erde hinterlassen.