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Titel
_Social Recruiting
personalmagazin 10 / 13
W
arum entscheiden sich
Menschen für ein Unter-
nehmen? Zu den Gründen
zählen die Attraktivität
des Unternehmens und -umfelds, die
Attraktivität des angebotenen Arbeits-
verhältnisses und die Rahmen- und
Entwicklungsbedingungen im Unter-
nehmen. Das Betriebsklima ist heute für
die Arbeitnehmer viel wichtiger als eine
hohe Bezahlung, wie auch eine Umfrage
der Bertelsmann-Stiftung belegt.
Die Berliner Stadtreinigung (BSR)
macht hierbei offenbar sehr viel richtig.
Zwar existiert kein explizites Mitarbei-
terempfehlungsprogramm, dennoch
kommt ein sehr großer Teil der neuen
Mitarbeiter über Empfehlungen. „Häu-
fig sind das Mitarbeiterkinder, teil-
weise auch Bekannte, Freunde oder
andere Verwandte. Das ist bei uns
Tradition – wir sind sozusagen ein
großes Familienunternehmen“, sagt
Andreas Scholz-Fleischmann, Vorstand
Personal, Soziales und technische
Dienstleistungen, und fährt fort: „Ein
ausdrückliches Empfehlungsprogramm
brauchen wir nicht, weil das sowieso
schon läuft.“
Sicherheit und Wertschätzung
Als Treiber für diesen hohen Empfeh-
lungsanteil sieht er mehrere Faktoren
an. Der stärkste sei die ausgeprägte
Identifikation der rund 5.300 Beschäf-
tigten mit dem Unternehmen. Die durch-
schnittliche Betriebszugehörigkeit liege
bei knapp 22 Jahren. Dazu trägt zum
Von
Daniela Furkel
(Red.)
einen die Tatsache bei, dass ein Groß-
teil der Mitarbeiter im gewerblichen
oder operativen Bereich tätig ist – der
Müllabfuhr oder der Straßenreinigung.
Das sind Anlern-Tätigkeiten, die häufig
von Menschen ausgeübt werden, die zu-
vor in der Baubranche tätig waren. Nun
arbeiten sie in einem öffentlich-rechtli-
chen Unternehmen, das tarifgebunden
ist und regelmäßig das Gehalt zahlt.
„Das bedeutet ein hohes Maß an Sicher-
heit, das unsere Mitarbeiter sehr schät-
zen“, so Andreas Scholz-Fleischmann.
„Und das ist sicherlich auch einer der
Treiber für die Empfehlungen.“
Zum anderen trägt eine Imagekam-
pagne, die schon vor über zehn Jahren
gestartet wurde, in hohem Maße zur
Identifikation der Mitarbeiter mit dem
Unternehmen bei. Das ursprüngliche
Ziel war eigentlich nur, die Berliner
aufzurufen, an der Sauberkeit der Stadt
mitzuwirken. Die Tatsache, dass die
Kampagne mit sympathischer Selbstiro-
nie, witzigen Sprüchen wie „We kehr for
you“ und vor allem mit realen Mitarbei-
tern aufwartete, brachte eine erhebliche
Wirkung mit sich. „Plötzlich wurden
unsere Mitarbeiter ganz anders wahr-
genommen und wurden von den Leuten
auf der Straße gegrüßt“, erzählt der Per-
sonalvorstand. „Da kam plötzlich eine
Wertschätzung hinzu, die wiederumVer-
änderungen bei unseren Beschäftigten
bewirkte, die heute ein deutlich höheres
Selbstwertgefühl haben als früher. Von
Identifikation und Empfehlung
Praxis.
Wenn das Arbeitgeberimage stimmt, werden Mitarbeiterempfehlungen zum
Selbstläufer. Das zeigt das Beispiel der Berliner Stadtreinigung.
Bereits die Azubi-Kampagne setzt stark auf die Identifikation mit dem Unternehmen.