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Titel
_Social Recruiting
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
besondere das Bewerbungsgespräch
stellen für Bewerber ausschlaggebende
Kontaktpunkte dar“, erklärt er.
Die Mitarbeiter einbeziehen
Der Social Media Manager sieht daher
den Fokus der Personalgewinnung auf
der Kommunikation. Dazu gehöre auch
eine Veränderung der Beziehungen zu
den bestehenden und künftigen Mitar-
beitern. Das bedeutet zum einen, dass
die Personaler verstehen, inwiefern
sich die Bedürfnisse der Arbeitnehmer
verändern und dass sie auch ihre Hal-
tung gegenüber den Bewerbern ändern,
indem sie sie nicht mehr als Bittsteller
ansehen. Zum anderen heißt das, dass
die Personaler Relevanz und Wert der
Kommunikations- und Dialogangebote
hinterfragen und diese mit den strate-
gischen Zielen der Personalgewinnung
verbinden. „Social Recruiting verlangt
nach einem integrierten Ansatz, der
auch die bestehenden Mitarbeiter mit
einbeziehen muss. Eine Strategie ist
hier definitiv notwendig“, sagt er.
Schon bevor die Techniker Kranken-
kasse mit Social Media anfing, war die
Empfehlung von Mitarbeitern gelebte
Praxis. Diese Bereitschaft der Mitarbei-
ter, die TK weiterzuempfehlen, will die
TK nun weiter unterstützen und stei-
gern. Zum Beispiel, indem Stellenan-
zeigen über die eigenen Netzwerke der
Mitarbeiter verbreitet werden. „Eigent-
lich liegt es auf der Hand, interessante
Jobangebote an Freunde und Bekannte
weiterzuleiten. Aber viele Mitarbeiter
wissen gar nicht, dass sie das dürfen –
und auch sollten. Deshalb müssen wir
sie ansprechen und sagen, dass wir uns
darüber freuen, wenn sie Stellenange-
bote weiterleiten“, so Jürgen Sorg.
Das Mitarbeiterempfehlungspro-
gramm der TK besteht weiter und
funktioniert gut. Gerade in den 60
Dienststellen vor Ort, die die Fachkräf-
te selbst rekturieren können, werden
Empfehlungen häufig genutzt. „Aber
wir haben erkannt, dass wir den Emp-
fehlungsmodus vereinfachen müssen.
Für die Mitarbeiter muss es leichter wer-
den, ein Stellenangebot weiterzuleiten“,
gibt Jürgen Sorg zu bedenken. Derzeit
arbeitet die TK an einem praktikablen
Tool, mit dem Links zu Stellenangeboten
verbreitet und nachverfolgt werden kön-
nen. Auch die Verlinkung der Stellenan-
zeigen mit Videos und Hintergrundinfos
sollen dann möglich werden, um sie
beispielsweise in Blog-Beiträgen zu ver-
breiten.
Die Zielgruppe erreichen
Denn auch Blog-Beiträge, Interviews
oder Diskussionen in Fach- oder Exper-
ten-Communities sieht der Social Media
Manager als relevant für das Recruiting
an. Wichtig sei die Frage, in welchen
Netzwerken und über welche Kanäle
sich welche Zielgruppen überhaupt er-
reichen lassen. Proaktive Ansprache be-
deutet daher für ihn, auch über spezielle
Communities und Foren den Dialog mit
interessanten Kandidaten aufzuneh-
men. Je nach gesuchtem Beruf gehen
die Personalberater der TK selbst in Fo-
ren oder im Bussines-Netzwerk Xing auf
die Suche. Da sie aber keine klassischen
Recruiter sind, sondern vor allem Bera-
ter, die die einzelnen Fachabteilungen
in Sachen Personalbedarf und -planung
unterstützen, werden bei Spezialisten-
positionen auch externe Personaldienst-
leister mit dem „Active Sourcing“ beauf-
tragt. Aber auch die Fachabteilungen
können hier wertvollen Input liefern,
indem sie auf relevante Medien, Foren,
Gruppen oder Netzwerke hinweisen.
Dazu Jürgen Sorg: „Diese Einblicke
brauchen wir und bekommen wir auch
von den Kollegen. Das hilft uns.“
Er hat festgestellt, dass die proaktive
Suche vor allem bei Auszubildenden gut
funktioniert. Diese tauschen sich häufig
in speziellen Schülernetzwerken und
Azubiforen aus. Gerade jüngere Leute,
die in ihrer Berufswahl noch unspezifisch
sind, benötigen Orientierung und freuen
sich über Informationen über mögliche
Berufe, Einstiegsmöglichkeiten und Un-
ternehmen. Bei Spezialisten dagegen
geht es um weitaus speziellere Fragen
zum Arbeitsbereich, dem Arbeitsumfeld
und den Arbeitgeberleistungen. Deshalb
wird die proaktive Ansprache bei sehr
spezialisierten Profilen an Personal-
dienstleister ausgelagert, die über ein
spezielles Know-how verfügen.
Auf den Ton kommt es an
Ob Mitarbeiter aus der Fachabteilung,
interner Personalberater oder externer
Personaldienstleister – wichtig ist die
Art der Ansprache. „Mir geht es selbst
so, dass ich Anfragen über Xing erhal-
te, bei denen ich denke: ‚Das geht gar
nicht.‘ Solche Recruiting-Anfragen sind
oft Serienschreiben und auf keinen
Fall medienadäquat“, berichtet Jürgen
Sorg. Deshalb veranstaltet sein Team
auch Schulungen mit Tipps und guten
Beispielen für eine aktive Ansprache
in Social Media – auch für die Kollegen
aus den Fachabteilungen. Denn es ist
einfach glaubwürdiger, wenn ein Fach-
kollege einen interessanten Kandidaten
kontaktiert. Man kommt aus dem glei-
chen beruflichen Umfeld und spricht
die gleiche Sprache. Abgesehen von der
Bedeutung einer Kommunikation auf
„Social Recruiting verlangt nach einem
integrierten Ansatz, der auch die bestehen-
den Mitarbeiter mit einbeziehen muss.“
Jürgen Sorg ist Social Media Manager bei der Techniker Krankenkasse.