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Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Lobbyarbeiter: „Die Ständeorganisati-
onen sind zahnlose Tiger.“ Vor allem die
für den Mittelstand relevanten Inhalte
sieht er verdrängt durch die Themen
der Großunternehmen. „Auf Tagungen
pendeln Personaler zwischen Jammer-
zustand und Selbstbeweihräucherung.“
Die wirklichen Probleme würden durch
Selbstbezogenheit und Modethemen ver-
drängt. „Wir müssen gesamtwirtschaft-
lich agieren – und international.“
Der BPM will in Berlin mitmischen
Wer also wird gehört? Ein bisschen wie
eine Anti-DGFP-Gründung erschien 2009
die Gründung des Bundesverbands der
Personalmanager (BPM), der inzwischen
auf 3.800 Mitglieder angewachsen ist.
Allerdings hat der Verband von Beginn
an auch mit dem Image zu kämpfen, ein
Geschäftsmodell des Lobby-Spezialisten
Helios zu sein, der auch Vertreter von
Public Relations bedient. Nina Göllin-
ger, die als Angestellte der Helios Media
GmbH in Berlin die Bundesgeschäfts-
stelle des BPM leitet, versteht sich als
Dienstleister: „Das Präsidium entschei-
det inhaltlich und steuert die Geschäfts-
stelle unter anderem über wöchentliche
Telefonkonferenzen. Wir stehen mit
unserer Kompetenz im Marketing, im
Eventmanagement und in der Mitglie-
derverwaltung gegen eine Pauschale in
einem Auftragsverhältnis.“ Das Fachma-
gazin „Human Resources Manager“ ist
ein Verlagsprodukt mit Verbandsseiten –
und nur auf diese nehmen die ehrenamt-
lich agierenden Bundes- und Regional-
gruppen redaktionellen Einfluss, auch
wenn das gesamte Organ laut Webseite
die offizielle Publikation des BPM ist.
Joachim Sauer, vom Start weg Präsi-
dent, strebt über die Fachebene hinaus:
„Personalthemen gehören in die allge-
meine Öffentlichkeit.“ Bei der Deutschen
Presseagentur oder in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung zitiert zu werden,
etwa dazu, dass Geschäftsführerinnen
keinen Mutterschutz haben oder wie gu-
te Führung funktioniert, damit will Sauer
aus der Spezialistenecke herauskommen.
Bei Gesetzesvorhaben möchte er in Anhö-
rungen die Personalerposition vertreten.
Der ungeduldig wirkende BPM-Präsident
weiß um die Bedeutung persönlicher
Kontakte: „Die müssen wachsen.“ Und er
behält sein Ziel im Auge, dass die Ent-
scheider in der Politik bei Arbeitsthemen
irgendwann äußern: „Übrigens sagt das
auch der BPM.“
HR Alliance spannt Netze auf
Sprachrohr der Personalfachleute zu sein
ist auch das Kernziel des Dachverbands
HR Alliance. Er ist geprägt von dem ehe-
maligen Personalvorstand Thomas Sat-
telberger, jetzt erstmals Vorstandsvorsit-
zender des Verbands. Seit 2007 vertritt
die HR Alliance die Initiative Wege zur
Selbst GmbH und den Goinger Kreis –
und damit rund 600 Mitglieder, die, so
die Satzung, in ihren Funktionen als
Personalmanager, Berater oder Wissen-
schaftler einflussreich sind. Vor allem
eine innovative Stimme will die HR Al-
liance sein, die über enge Personalthe-
men in Unternehmen hinaus das System
Arbeit in seinen unternehmerischen wie
gesellschaftlichen Facetten zukunftsfä-
hig vordenkt und gestaltet. Sattelberger,
der seit dem Ende seiner Telekom-Vor-
standszeit auch als Themenbotschafter
für die Inqa unterwegs ist, sucht weitere
und andere Netzwerke: „Wir müssen pro-
fessionellere, breitbandigere Konstrukte
schaffen, um koalitionsfähig zu sein für
Akteure, die klassischerweise nicht im
Personal angesiedelt sind.“ Schnittstel-
len zur Bildungs- und Arbeitspolitik,
zu Migrantenvereinigungen, zu Berufs-
und Führungskräfteverbänden gilt es
in Kooperationen zu verwandeln. „Erst
dann werden wir gehört“, sagt der Per-
sonalprofi, dessen Überzeugung es ist,
„dass die Politik Türen zu den Betrieben
braucht, weil dort die Demografiepolitik
gestaltet wird.“
HCC war bei der Kanzlerin eingeladen
Es sind immer wieder Einzelpersönlich-
keiten wie Sattelberger oder Sauer, die
die große Bühne suchen. Zu ihnen zählt
auch der Diplompsychologe Peter Friede-
richs, der 2001 nach Beendigung seiner
aktiven Personalmanagerzeit den Human
Capital Club (HCC) in München grün-
dete. Wirtschaftlicher und humanitärer
Fortschritt funktioniere nur gemeinsam,
so lautet das HCC-Credo. Zum ersten De-
mografiegipfel hatte die Bundeskanzle-
rin Angela Merkel den Club eingeladen.
Auch beim Treffen der Personalfachver-
bände mit Arbeitsministerin Ursula von
der Leyen gehörte der HCC 2012 zu den
fünf Eingeladenen – und begrüßte an-
schließend die Initiative der Ministerin,
die Plattform Inqa zu nutzen, um Perso-
nalthemen vernetzt zu forcieren.
BMAS kennt nur einzelne HR-Vertreter
Doch trotz solcher vereinzelten Erfol-
ge bleibt es weitgehend still um die
Personal-Lobbyisten. Nach Gesprächen
„Wir wollen künftig stärker auch mit
anderen gemeinsam Themen voran-
treiben.“
Katharina Heuer, Deutsche Gesellschaft für Personalführung
„Die Entscheider in der Politik sollen
irgendwann sagen: ‚Übrigens sagt das
auch der BPM‘.“
Joachim Sauer, Bundesverband der Personalmanager